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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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der Dämmerung jetzt noch greller als zuvor. Jake war sich ziemlich sicher, dass die Sonnenmaschine entweder ganz ein- oder ganz ausgeschaltet werden konnte, ohne jegliche Zwischenstufe. Vielleicht ließ man sie sogar die ganze Nacht lang brennen, aber das bezweifelte er. Das Nervensystem des Menschen war für eine geregelte Folge von Hell und Dunkel eingerichtet, das hatte er im Biologieunterricht gelernt. Man konnte längere Zeiträume bei schwachem Licht überdauern – was etwa die Bewohner der Polargebiete jedes Jahr taten –, aber davon konnte man wirklich einen Dachschaden bekommen. Jake glaubte nicht, dass die Verantwortlichen dort unten die Brecher mehr belasten wollten als unbedingt nötig. Außerdem würden sie ihre »Sonne« möglichst lange funktionstüchtig halten wollen; wo hier doch alles alt und pannenanfällig war.
    Endlich gab Roland das Fernglas an Susannah weiter. »Sieh dir vor allem die Gebäude zu beiden Enden des Rasenrechtecks an.« Er entrollte die Karte wie ein Schauspieler, der auf der Bühne aus einer Schriftrolle vorlesen sollte, warf einen kurzen Blick darauf und sagte: »Sie sind auf der Karte mit den Ziffern zwei und drei bezeichnet.«
    Susannah betrachtete sie sorgfältig. Die Nummer 2, das Haus des Oberaufsehers, war ein kleines Cape-Cod-Haus in leuchtendem Blau, mit Weiß abgesetzt. Ein Häuschen, das ihre Mutter wegen der fröhlichen Farben und der Bogenkanten am Dachgesims vermutlich als Lebkuchenhaus bezeichnet hätte.
    Das Damli House war viel größer, und während sie es beobachtete, sah sie mehrere Leute hineingehen oder herauskommen. Manche machten den unbekümmerten Eindruck von Zivilisten. Andere schienen viel … nun, viel wachsamer zu sein. Und sie sah zwei, drei Gestalten, die unter schweren Lasten gebeugt gingen. Sie reichte das Fernglas an Eddie weiter und fragte ihn, ob das diese Kinder von Roderick seien.
    »Ich glaube schon«, sagte er, »aber ich kann’s nicht ganz bestimmt …«
    »Kümmern wir uns nicht um die Rods«, sagte Roland. »Nicht jetzt. Und? Was hältst du von den beiden Gebäuden, Susannah?«
    »Na ja«, sagte sie, wie um sich behutsam voranzutasten (eigentlich hatte sie keinen blassen Schimmer, was er von ihr erwartete), »beide befinden sich in erstklassigem Zustand, vor allem im Vergleich zu manchen der Hausruinen, die uns auf unserer Reise untergekommen sind. Das eine, das Damli House genannt wird, ist besonders hübsch. Es ist im so genannten Queen-Anne-Stil erbaut und …«
    »Was glaubst du: Sind sie aus Holz oder nur so hergerichtet? Mich interessiert besonders das als Damli bezeichnete.«
    Susannah richtete das Fernglas noch einmal darauf, dann gab sie es Eddie zurück. Er sah kurz hindurch und reichte es dann an Jake weiter. Während Jake es benutzte, war ein lautes Klick! zu hören, das aus weiter Ferne herangerollt kam … und der Sonnenstrahl von Cecil B. DeMille, der das Devar-Toi wie ein Scheinwerfer beleuchtet hatte, erlosch und ließ sie in einer trüben purpurroten Dämmerung zurück, die bald in stockfinstere Nacht übergehen würde.
    Der Wüstenhund begann wieder so zu heulen, dass Jake eine Gänsehaut auf den Armen bekam. Das Jaulen wurde höher … und höher … und brach dann jäh mit einer letzten erstickten Silbe ab. Das Ganze klang wie ein finaler Überraschungsschrei, und Jake zweifelte nicht daran, dass der Wüstenhund nun tot war. Irgendetwas hatte sich von hinten an ihn angeschlichen, und als der große Himmelsscheinwerfer erlosch …
    Dort unten brannten weiter Lichter, das sah er jetzt: eine weiße Doppelreihe, vermutlich die Straßenbeleuchtung von »Pleasantville«, gelbe Lichtkreise, die von Natriumdampflampen auf den Fußwegen der von Susannah so bezeichneten Brecher-Universität stammen konnten … und Scheinwerfer, die kreuz und quer ins Dunkel griffen.
    Nein, dachte Jake, nicht Scheinwerfer. Suchscheinwerfer. Wie in einem Gefängnisfilm. »Kommt, wir gehen zurück«, sagte er. »Es gibt nichts mehr zu sehen. Außerdem gefällt es mir hier draußen in der Dunkelheit nicht.«
    Roland war einverstanden. Sie folgten ihm im Gänsemarsch, wobei Eddie Susannah trug und Jake ihnen mit Oy bei Fuß folgte. Jake erwartete ständig, dass ein zweiter Wüstenhund den Schrei des ersten aufgreifen würde, was aber nicht geschah.
     
     
    4
     
    »Sie sind aus Holz«, sagte Jake. Er hockte im Schneidersitz unter einer der Gaslaternen und ließ ihr willkommenes weißes Licht sein Gesicht bescheinen.
    »Holz«, stimmte Eddie

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