Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
praktisch besagte: »Ich habe keinen blassen Schimmer, worum es hier geht, bin aber wenigstens ehrlich genug, das zuzugeben«, gab es immer noch »d«.
Ted umkringelt »c«, aber nicht etwa, weil er in dieser Situation notwendigerweise so handeln würde. Insgesamt würde er eher zu »a« tendieren – unter der Voraussetzung, dass er dem jungen Mann ein paar Fragen nach der Herkunft des Geldes stellen kann. Und wenn nicht gerade ein Gewaltverbrechen vorläge (und er würde’s wissen, nicht wahr, unabhängig davon, was der junge Mann auch behaupten würde), klar, hier ist Ihr Geld, vaja con Dios. Und weshalb? Weil Ted Brautigan findet, dass der Besitzer des Pleite gegangenen Süßwarengeschäfts Recht hatte: SIE BRING DEN KLEIN MANN UM.
Er umkringelte also das »c«, und fünf Tage später findet er sich in San Francisco (die Bahnfahrt von Sacramento aus hat das Unternehmen bezahlt, bei dem er sich bewirbt) gemeinsam mit drei Männern und einem mürrisch wirkenden Mädchen von achtzehn oder neunzehn Jahren (die ehemalige Tanya Leeds aus Bruce, Colorado, wie sich herausstellen wird) im Vorraum eines ebenfalls Pleite gegangenen Ballettstudios wieder. Von der Lockvogelanzeige angezogen, hatten sich über vierhundert Personen dem Einstellungstest in der Turnhalle unterzogen. Überwiegend Nieten. Hier jedoch die vier Hauptgewinne. Ein Prozent. Und das bedeutet schon, wie Ted Brautigan später entdecken wird, einen erstaunlichen Erfolg.
Schließlich wird er durch eine Tür mit der Aufschrift PRIVAT in ein Büro geführt. Der Raum ist hauptsächlich mit staubigen Ballettklamotten angefüllt. Ein breitschultriger Mann mit hartem Gesicht, der einen braunen Anzug trägt, sitzt, unpassenderweise von zarten rosa Tutus umrahmt, auf einem Klappstuhl. Ted denkt: Eine echte Kröte in einem imaginären Garten.
Der Mann beugt sich nach vorn und legt dabei die Hände auf die gewaltigen Oberschenkel. »Mr. Brautigan«, sagt er, »ich mag eine Kröte sein oder nicht, aber ich kann Ihnen den Job Ihres Lebens anbieten. Ich kann Sie auch mit einem Händedruck und bestem Dank wieder wegschicken. Das hängt davon ab, wie Sie eine bestimmte Frage beantworten. Die Frage nach einer Frage, um es genau zu sagen.«
Der Mann, dessen Name sich als Frank Armitage herausstellt, reicht Ted ein Blatt Papier. Darauf steht als Vergrößerung die Frage 23, also die mit dem jungen Mann und der Ledertasche voller Geld.
»Sie haben das ›c‹ umkringelt«, sagt Frank Armitage. »Erzählen Sie mir jetzt bitte, und zwar ohne lang zu überlegen, weshalb.«
»Weil Sie das ›c‹ wollten«, antwortet Ted, ohne lang zu überlegen.
»Und woher wissen Sie das?«
»Weil ich ein Telepath bin«, sagt Ted. »Und weil ich damit zu dem Personenkreis gehöre, auf den Sie wirklich aus sind.« Er bemüht sich, weiter ein Pokergesicht zu machen, was ihm seiner Meinung nach auch ganz gut gelingt, aber innerlich erfüllt ihn große, jubelnde Erleichterung. Weil er einen Job gefunden hat? Nein. Weil er gleich ein Angebot bekommen wird, im Vergleich zu dem die Preise in den neuen Quizshows im Fernsehen kümmerlich wirken werden? Nein.
Weil endlich jemand das will, was er kann.
Weil endlich jemand ihn will.
7
Die angebotene Stellung erwies sich zwar als Lockvogelangebot, aber in seinem auf Tonband aufgezeichneten Bericht war Brautigan ehrlich genug, um zuzugeben, vermutlich auch mitgemacht zu haben, wenn er die Wahrheit gewusst hätte.
»Weil Talent nicht still sein will, sich nicht darauf versteht, still zu sein«, sagte er. »Egal, ob das Talent Safeknacken, Gedankenlesen oder Kopfrechnen mit zehnteiligen Zahlen betrifft, es schreit danach, gebraucht zu werden. Es ist niemals still. Es weckt einen mitten in der müdesten Nacht und schreit: ›Gebrauch mich, gebrauch mich, gebrauch mich! Ich hab’s satt, untätig herumzuhocken! Gebrauch mich, Scheißkopf, gebrauch mich!‹«
Jake brach in schallend lautes präpubertäres Lachen aus. Er bedeckte den Mund mit den Händen, kicherte aber durch die Finger weiter. Oy sah mit seinen schwarzen Augen, die von goldenen Ringen umgeben waren, zu ihm auf und grinste teuflisch.
In jenem Raum voller mit Rüschen besetzter rosa Tutus fragte Armitage, der den weichen Filzhut auf seinem Bürstenhaarschnitt nach hinten geschoben hatte, ob Ted schon einmal von den »South American Seabees« gehört habe. Weil Ted das verneinte, erklärte Armitage ihm, dass im Jahr 1946 einmal ein Konsortium aus reichen südamerikanischen
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