Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
der Höhle zusammen. Irgendeine Offenbarung. Das spürten sie alle. Etwas, das so zum Platzen gespannt war, wie es Mias Bauch zuletzt gewesen war. Neunzehn. Neunundneunzig. Diese Zahlen hatten sie verfolgt; sie waren überall aufgetaucht. Sie sahen sie am Himmel, sahen sie auf Bretterzäune geschrieben, hörten sie in ihren Träumen.
Oy sah mit gespitzten Ohren und glänzenden Augen auf.
Susannah meldete sich zu Wort. »Als Mia unser Zimmer im Plaza-Park verlassen hat – übrigens Zimmer 1919 –, um ins Dixie Pig zu fahren, bin ich in eine Art Trance verfallen. Ich habe geträumt … Gefängnisträume … von Nachrichtensprechern, die gemeldet haben, dieser und jener sei alles tot …«
»Das hast du uns schon erzählt«, sagte Eddie.
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Aber nicht alles. Weil manche Sachen mir unsinnig vorgekommen sind. Zum Beispiel, dass Dave Garroway gesagt hat, Präsident Kennedys kleiner Junge sei tot – der kleine John-John, der vor dem Sarg seines Daddys salutiert hat, als der Katafalk an ihm vorbeigerollt ist. Das habe ich euch nicht erzählt, weil dieser Teil nämlich so verrückt geklungen hat. Jake, Eddie, war der kleine John-John Kennedy in eurem Wann tot? In einem eurer beiden Wanns?«
Beide schüttelten den Kopf. Jake wusste nicht einmal genau, von wem Susannah da sprach.
»Aber er ist gestorben – in der Fundamentalen Welt und in einem Wann, das keines von unseren ist. Ich wette, dass es 1999 passiert ist. So stirbt der Sohn des letzten Revolvermanns, o Discordia. Ich glaube jetzt, dass ich gewissermaßen die Seite mit Nachrufen aus dem Wochenblatt für Zeitreisende gehört habe. Allerdings waren die Zeiten durcheinander gewürfelt. John-John Kennedy, dann Stephen King, von dem hatte ich nie gehört, aber David Brinkley hat gesagt, dass dieser Mann Brennen muss Salem geschrieben hat. Das ist das Buch, in dem Father Callahan vorgekommen ist, stimmt’s?«
Roland und Eddie nickten.
»Pere Callahan hat uns seine Geschichte erzählt.«
»Klar«, sagte Jake. »Aber was …«
Sie unterbrach ihn. Ihre Augen waren verschleiert, geistesabwesend. Augen, die nur noch einen Blick vom Verstehen entfernt waren. »Und dann kommt Brautigan zum Ka-Tet der Neunzehn und erzählt seine Geschichte. Und seht mal hier! Seht euch den Bandzähler an!«
Sie beugten sich alle über das Tonbandgerät. In dem kleinen Fenster stand:
1999
»Ich glaube, dass King vielleicht auch Teds Geschichte geschrieben hat«, sagte sie. »Möchte jemand eine Vermutung darüber anstellen, in welchem Jahr diese Geschichte in der Fundamentalen Welt aufgetaucht ist oder auftauchen wird?«
»1999«, sagte Jake leise. »Aber nicht der Teil, den wir gehört haben. Sondern der Teil, den wir nicht gehört haben. Teds Abenteuer in Connecticut.«
»Und ihr habt ihn kennen gelernt«, sagte Susannah, indem sie ihren Dinh und ihren Mann ansah. »Ihr seid bei Stephen King gewesen.«
Sie nickten abermals.
»Er hat den Pere geschaffen, er hat Brautigan geschaffen, er hat uns geschaffen«, sagte sie wie zu sich selbst, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. ›Alle Dinge dienen dem Balken.‹ Er … er hat als Katalysator fungiert.«
»Genau.« Eddie nickte zustimmend. »Ja, okay. Das klingt ungefähr richtig.«
»In meinem Traum war ich in einer Gefängniszelle«, fuhr Susannah fort. »Ich hatte die Sachen an, in denen ich damals festgenommen worden bin. Und David Brinkley hat gesagt, dass Stephen King tot ist, wehe, Discordia – irgendetwas in dieser Art. Brinkley hat gesagt …« Sie machte stirnrunzelnd eine Pause. Sie wollte Roland schon darum bitten, sie zu hypnotisieren, um die verschüttete Erinnerung freizulegen, aber das war dann doch nicht notwendig. »Brinkley hat gesagt, dass King bei einem Spaziergang in der Nähe seines Hauses in Lovell, Maine, von einem Dodge-Minivan überfahren und getötet worden ist.«
Eddie fuhr zusammen. Roland, dessen Augen glühten, beugte sich nach vorn. »Sagst du das?«
Susannah nickte nachdrücklich.
»Er hat das Haus in der Turtleback Lane gekauft!«, rief der Revolvermann heiser aus. Er packte Eddie vorn am Hemd. Eddie schien das nicht einmal zu merken. »Natürlich hat er’s getan! Ka spricht, und der Wind weht! Er ist dem Pfad des Balkens ein Stück weiter gefolgt und hat sich an der Stelle ein Haus gekauft, wo der Balken dünn ist! Wo wir die Wiedergänger gesehen haben! Wo wir mit John Cullum gesprochen haben! Zweifelst du daran? Bezweifelst du auch nur ein
Weitere Kostenlose Bücher