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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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etwas zu lernen.
    Hinter dem Felsblock verlief der Pfad ungefähr fünfundzwanzig Meter weit fast waagrecht, bevor er sich wieder außer Sicht schlängelte. Auf dieser Geraden waren die Abdrücke sehr deutlich zu sehen: Dreiergruppen auf der einen, Vierergruppen auf der anderen Seite.
    »Sie hat gesagt, dass sie ihm ein Bein abgeschossen hat«, sagte Jake.
    »Ganz recht.«
    Jake versuchte, sich eine siebenbeinige Spinne von der Größe eines Menschenbabys vorzustellen, schaffte es aber nicht. Er vermutete, dass er es auch gar nicht wollte.
    Hinter der nächsten Biegung lag ein ausgetrockneter Tierkadaver auf dem Weg. Jake war sich ziemlich sicher, dass dem Tier der Leib aufgerissen worden war, was jetzt aber nur noch schwer festzustellen war. Es gab keine Eingeweide, kein Blut, keine summenden Fliegen. Nur einen Klumpen aus schmutzigem, staubigem Material, das vage – sehr vage – an etwas Hundeähnliches erinnerte.
    Oy kam heran, schnüffelte kurz, hob dann ein Bein und pinkelte auf die Überreste. Danach kehrte er mit einer Miene zu Jake zurück, als hätte er etwas sehr Wichtiges erledigt.
    »Das war gestern das Abendessen unseres Besuchers«, sagte Roland.
    Jake sah sich um. »Beobachtet er uns jetzt im Moment? Was glaubst du?«
    »Ich glaube, dass Jungs, die noch wachsen, viel Schlaf brauchen«, sagte Roland.
    Jake spürte einen Stich wie von irgendeinem unerfreulichen Gefühl, hakte es aber sofort ab, ohne sich gründlich damit zu beschäftigen. Eifersucht? Bestimmt nicht. Wie konnte er auf ein Ungeheuer eifersüchtig sein, eines, das sein Leben damit begonnen hatte, die eigene Mutter aufzufressen. Es war mit Roland blutsverwandt, das ja – sein richtiger Sohn, wenn man pingelig sein wollte –, aber das war nicht mehr als ein Zufall.
    Oder nicht?
    Jake merkte, dass Roland ihn aufmerksam beobachtete, ihn auf eine Weise ansah, die ihm unbehaglich war.
    »Woran denkst du gerade?«, sagte der Revolvermann.
    »An nichts Besonderes«, sagte Jake. »Ich frage mich nur, wo er sich verkrochen haben mag.«
    »Schwer zu sagen«, sagte Roland. »Allein in diesem Hügel muss es hundert Löcher geben. Komm.«
    Roland ging zu der Stelle hinter dem Felsblock zurück, wo Jake die schwarzen Haarborsten entdeckt hatte, und sobald er dort war, machte er sich daran, die von Mordred hinterlassenen Spuren systematisch zu verwischen.
    »Wieso tust du das?«, fragte Jake, und zwar schärfer, als er das beabsichtigt hatte.
    »Eddie und Susannah brauchen nichts von dieser Sache zu wissen«, sagte Roland. »Er will uns nur beobachten, sich aber nicht in unsere Angelegenheiten einmischen. Zumindest vorläufig nicht.«
    Woher willst du das wissen?, wollte Jake schon fragen, aber da machte sich wieder der Stich bemerkbar – der eine, der unmöglich Eifersucht sein konnte –, und er hielt lieber den Mund. Sollte Roland doch glauben, was er wollte. Jake würde inzwischen die Augen offen halten. Und wenn Mordred töricht genug war, sich offen zu zeigen …
    »Mir geht’s vor allem um Susannah«, sagte Roland. »Sie würde bestimmt am ehesten unter der Anwesenheit des kleinen Kerls leiden. Außerdem könnte er ihre Gedanken am leichtesten lesen.«
    »Weil sie seine Mutter ist«, sagte Jake.
    »Die beiden hängen zusammen, aye. Kann ich mich darauf verlassen, dass du den Mund hältst?«
    »Klar.«
    »Und bemüh dich, deine Gedanken zu tarnen – auch das ist wichtig.«
    »Ich kann’s versuchen, aber …« Jake zuckte die Achseln, um anzudeuten, dass er eigentlich nicht wusste, wie man das machte.
    »Gut«, sagte Roland. »Und ich tue das Gleiche.«
    Der Wind frischte wieder einmal böig auf. »Bridge Over Troubled Water« war durch einen (da war sich Jake ziemlich sicher) anderen Beatles-Song ersetzt worden, den, wo der Refrain mit Biep-biep-mmm-biep-biep, yeah! endete. Hatten sie den in den staubigen, sterbenden Kleinstädten zwischen Gilead und Mejis gekannt?, fragte Jake sich. Hatte es in einigen dieser Städte Shebs gegeben, die »Drive My Car« im Jagtime-Tempo auf verstimmten Klavieren herunterhämmerten, während die Balken schwächer wurden und der Leim, der die Welten zusammenhielt, langsam Fäden zog und die Welten selbst absackten?
    Er schüttelte kurz und kräftig den Kopf, um ihn hoffentlich wieder klar zu bekommen. Roland beobachtete ihn weiter, und Jake empfand einen Augenblick lang eine für ihn untypische Gereiztheit. »Gut, ich halte den Mund, Roland, und versuche zumindest, meine Gedanken für mich zu behalten. Mach dir

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