Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
kaum Zweifel, dass der Revolvermann als irgendeine Art Gott begrüßt wurde.
Auch Ted sank auf die Knie, aber seine ganze Aufmerksamkeit galt Sheemie. Der Alte umfasste dessen Kopf mit beiden Händen, damit Sheemie ihn nicht hin- und herwerfen konnte; auf der linken Wange – gefährlich dicht unter dem Auge – hatte Rolands alter Freund aus seiner Zeit in Mejis bereits eine Schnittwunde, die von einem scharfkantigen Stein herrührte. Inzwischen lief Sheemie auch Blut aus dem Mund und verteilte sich über seine bescheiden stoppelbärtigen Wangen.
»Gebt mir etwas, was ich ihm zwischen die Zähne stecken kann!«, rief Ted. »Los, irgendjemand! Wacht auf! Scheiße, er beißt sich noch die Zunge ab!«
An der offenen Kiste mit den Schnaatzen lehnte noch der Holzdeckel. Roland schlug ihn so kräftig über sein erhobenes Knie – seine Hüfte ließ jetzt keine Anzeichen von Gelenkstarre erkennen, wie Susannah auffiel –, dass er zersplitterte. Susannah schnappte sich ein Stück aus der Luft und wandte sich damit Sheemie zu. Sie brauchte sich natürlich nicht erst wie die anderen hinzuknien; sie befand sich ohnehin ständig auf den Knien. Das eine Ende des Holzstücks war scharfkantig gezackt. Sie legte schützend eine Hand darüber und schob Sheemie dann das andere Ende zwischen die Zähne. Er biss so fest darauf, dass ein Knirschen zu hören war.
Der Rod setzte inzwischen seinen in hoher Tonlage, fast im Falsett vorgetragenen Singsang fort. Die einzigen Wörter, die Susannah von diesem Kauderwelsch verstand, waren Heil, Roland, Gilead und Eld.
»Irgendwer soll dafür sorgen, dass er die Klappe hält!«, rief Dinky, worauf Oy zu kläffen begann.
»Kümmere dich nicht um den Rod, halt lieber Sheemies Beine fest!«, fauchte Ted. »Halt ihn still!«
Dinky kniete sich nun ebenfalls hin und packte Sheemie an den Füßen, von denen einer jetzt nackt war, während der andere noch in dem absurden Gummimokassin steckte.
»Oy, Schnauze!«, sagte Jake, und Oy hielt die Schnauze. Er stand mit gespreizten kurzen Beinchen so da, dass er mit dem Bauch beinahe den Höhlenboden berührte, während sein gesträubtes Fell ihn fast doppelt so groß wie sonst erscheinen ließ.
Roland beugte sich über Sheemie, stützte die Unterarme auf den mit Gesteinsschutt bedeckten Höhlenboden und brachte seinen Mund dicht an Sheemies Ohr heran. Er begann etwas zu murmeln. Susannah verstand nur sehr wenig davon, weil der Rod in seinem Falsett weiterbrabbelte, aber sie konnte Will Dearborn, der einst war heraushören und alles ist gut und – glaubte sie jedenfalls – ausruhen.
Was immer Roland auch sagte, es schien zu Sheemie durchzudringen. Er entkrampfte sich nach und nach. Susannah beobachtete, wie Dinky die Knöchel des ehemaligen Saloonjungen nur noch locker umfasste, sich aber weiterhin bereithielt, wieder fest zuzupacken, sollte Sheemie abermals zu strampeln anfangen. Auch die Gesichtsmuskeln entkrampften sich, und Sheemie biss nicht mehr zu. Das Stück Holz, das noch leicht von den oberen Schneidezähnen gehalten wurde, schien zu schweben. Susannah zog es sanft weg und betrachtete dann erstaunt die blutgeränderten Bisslöcher in dem weichen Holz, manche bestimmt einen ganzen Zentimeter tief. Sheemie hing die Zunge seitlich aus dem Mund, was Susannah daran erinnerte, wie Oy immer zur Siestazeit aussah, wenn er auf dem Rücken schlafend alle viere von sich streckte.
Jetzt war nur noch das an einen Versteigerer erinnernde Plappern des Rod und das leise Knurren tief in Oys Kehle zu hören. Der Bumbler stand schützend neben Jake und beobachtete den Neuankömmling mit zusammengekniffenen Augen.
»Halt die Klappe und sei still«, befahl Roland dem Rod und fügte dann noch etwas in einer anderen Sprache hinzu.
Der Rod erstarrte mitten in einer weiteren Verbeugung, ließ die Hände über den Kopf erhoben und glotzte Roland an. Eddie sah, dass ein nässendes Geschwür, rot wie eine Erdbeere, eine Seite der Nase weggefressen hatte. Der Rod bedeckte nun die Augen mit verschorften, schmutzigen Händen, als würde ihn die Erscheinung des Revolvermanns blenden, und sank auf die Seite. Er zog die Knie bis zur Brust hoch und ließ dabei einen lauten Furz hören.
»Harpo spricht«, sagte Eddie, was flott und witzig genug war, um Susannah zum Lachen zu bringen. Danach herrschte Stille bis auf das Heulen des Windes außerhalb der Höhle, den schwachen Klang der Hintergrundmusik aus dem Devar-Toi und das ferne Donnergrollen, jenes Geräusch
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