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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Balkens: ein Summen, aus dem immer wieder jubelnde Stimmen herauszuhören waren. Sie saßen da und blickten in die dunkler werdenden Schatten unter den Bäumen, in denen eine Million Gesichter und eine Million Geschichten auf der Lauer lagen, o könnt ihr nichtgefundene Tür sagen, könnt ihr verloren sagen.
    Eddie rechnete fast damit, dass Roland ihn anbrüllen würde – das wäre nicht das erste Mal gewesen – oder ihm vielleicht einen Fausthieb versetzte, wie es Cort, der alte Lehrer des Revolvermanns, häufig getan hatte, wenn seine Schüler begriffsstutzig oder widerspenstig waren. Eddie hoffte beinahe, dass er das tun würde. Nach einem kräftigen Kinnhaken würde er – bei Shardik! – vielleicht endlich wieder klar denken können.
    Nur sind konfuse Gedanken nicht das Problem, das weißt du genau, sagte er sich. Dein Kopf ist klarer als seiner. Wäre er das nicht, könntest du diese Welt loslassen und dich auf die Suche nach deiner verschwundenen Frau machen.
    Endlich sprach Roland. »Worum geht’s also? Um dies hier?« Er beugte sich nach vorn und hob das Blatt Papier mit Aaron Deepneaus zittriger Schrift auf. Roland betrachtete es kurz, dann verzog er leicht angewidert das Gesicht und schnippte es zu Eddie hinüber.
    »Du weißt, wie sehr ich sie liebe«, sagte Eddie mit leiser, gepresster Stimme. »Das weißt du genau.«
    Roland nickte, ohne jedoch den Blick zu erwidern. Er schien auf seine rissigen, staubigen Stiefel und die schmutzige Fußmatte vor dem Beifahrersitz hinunterzustarren. Dieser gesenkte Blick, diese Unfähigkeit, sich jemandem zuzuwenden, die Roland von Gilead im Lauf der Zeit fast zu vergöttern gelernt hatte, brach Eddie Dean beinahe das Herz. Trotzdem sprach er weiter. Hatten sie sich jemals Fehler erlauben dürfen, war die Zeit dafür jetzt vorüber. Das Endspiel lief bereits.
    »Ich würde in dieser Minute zu ihr eilen, wenn ich überzeugt wäre, damit das Richtige zu tun. Roland, in dieser Sekunde! Aber wir müssen unsere Aufgabe in dieser Welt zu Ende führen. Weil diese Welt eine Einbahnstraße ist. Wenn wir sie heute, am 9. Juli 1977, verlassen, können wir nie mehr wieder hierher zurück. Wir …«
    »Eddie, das haben wir alles schon besprochen.« Immer noch sah er ihn nicht an.
    »Ja, aber verstehst du denn auch, was das bedeutet? Nur eine Kugel zu verschießen, nur einen ’Riza zu werfen. Deshalb sind wir doch überhaupt erst nach Bridgton gefahren! Gott weiß, dass ich sofort in die Turtleback Lane wollte, als John Cullum uns davon erzählt hat, aber ich dachte mir, wir müssten erst den Schriftsteller aufsuchen und mit ihm reden. Und ich hab Recht behalten, oder nicht?« Nun fast bittend. »Oder nicht?«
    Roland sah ihn endlich wieder an, und Eddie atmete auf. Das Ganze war auch schwierig genug, erbärmlich genug, ohne dabei den abgewandten, niedergeschlagenen Blick seines Dinhs ertragen zu müssen.
    »Und möglicherweise spielt es sogar keine Rolle, wenn wir noch etwas länger bleiben. Wenn wir uns dann auf die beiden Frauen konzentrieren, wie sie nebeneinander auf diesen Betten liegen, Roland … wir uns auf Suze und Mia konzentrieren, wie wir sie zuletzt gesehen haben, dann müssten wir an diesem Punkt in ihre Geschichte einsteigen können. Das stimmt doch, oder?«
    Nach einer langen nachdenklichen Pause, in der Eddie unwillkürlich den Atem anhielt, nickte der Revolvermann. Dazu würde es nicht kommen, wenn sie in der Turtleback Lane auf eine Tür stießen, die er für sich als eine »Tür des Alten Volkes« bezeichnete, weil solche Türen zweckgebunden waren und sich immer nur zum gleichen Ort hin öffneten. Aber falls sie irgendwo entlang der Turtleback Lane eine magische Tür fanden, die übrig geblieben war, als die Prim zurückgewichen war … ja, dann konnten sie theoretisch jeden beliebigen Ort zu jeder beliebigen Zeit erreichen. Aber auch solche Türen hatten oft ihre Macken; das hatten sie in der Höhle der Stimmen erfahren, als die dortige Tür nicht Eddie und ihn, sondern Jake und Callahan nach New York geschickt und damit alle ihre Pläne ins Land der Neunzehn hatte zerstieben lassen.
    »Was müssen wir denn noch hier erledigen?«, fragte Roland. Es lag kein Zorn in seiner Stimme, aber Eddie fand, dass sie müde und unsicher klang.
    »Was immer es ist, es wird schwierig sein. Dafür kann ich garantieren.«
    Eddie nahm den Kaufvertrag in die Hand und starrte ihn so grimmig an, wie in der Theatergeschichte jemals irgendein Hamlet den Schädel des armen Yorick

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