Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
das tue ich.«
»Jene, die uns geholfen haben, einen Blick auf New York zu werfen, werden uns wieder helfen«, sagte Ted.
Ted hatte eine Methode gefunden, das aktuelle Datum im Amerika der Fundamentalen Welt zu ermitteln. Er, Dinky, Fred Worthington (der Bursche, der wie ein Bankier aussah) und Dani Rostov waren gemeinsam in New York gewesen und konnten klare mentale Bilder vom Times Square aufrufen: die Lichter, das Gedränge, die Kinoreklamen … und, am allerwichtigsten, die riesige Laufschrift, die den Passanten Tagesereignisse meldete und etwa alle dreißig Sekunden über Broadway und Forty-eighth Street umlief. Die provisorische Tür war lange genug offen gewesen, um lesen zu können, dass UN-Experten mutmaßliche Massengräber im Kosovo untersuchten, Vizepräsident Gore an diesem Tag als Präsidentschaftskandidat New York besucht und Roger Clemes am Vorabend dreizehn Batter der Texas Rangers ausgeschaltet habe, ohne damit eine Niederlage der Yankees verhindern zu können.
Mithilfe der anderen hätte Sheemie die Tür noch ziemlich lange offen halten können (die anderen hatten den Lichterglanz dieses geschäftigen New Yorker Abends mit einer Art hungrigem Staunen angestarrt – nicht mehr brechend, sondern öffnend, sehend), aber das war nicht nötig gewesen. Nach dem Baseballergebnis waren Datum und Zeit in leuchtend gelbgrünen Lettern von der Höhe eines Stockwerks an ihnen vorbeigehuscht: 18.06.1999, 9.19 PM.
Jake öffnete den Mund, um zu fragen, wie sie sich so sicher sein konnten, tatsächlich einen Blick in die Fundamentale Welt geworfen zu haben, in jene Welt, in der Stephen King noch weniger als einen Tag zu leben hatte, machte den Mund dann aber wieder zu. Die Antwort lag in der Zeit, Dummerchen, so wie es die Antwort immer tat: Die Quersumme der Uhrzeit 9.19 ergab neunzehn.
13
»Und vor wie langer Zeit habt ihr das gesehen?«, fragte Roland.
Dinky überlegte kurz. »Muss mindestens fünf Stunden her sein. Wenn man berücksichtigt, wann zum Schichtwechsel geblasen wurde und die Sonne für die Nacht ausgegangen ist.«
Dann müsste es drüben halb drei Uhr morgens sein, rechnete Jake aus, indem er die Stunden an den Fingern abzählte. Das Denken fiel ihm selbst bei einfachen Additionen schwer, weil er in Gedanken ständig bei Eddie war, aber er merkte, dass er es hinbekam, wenn er sich wirklich Mühe gab. Bloß kannst du dich nicht darauf verlassen, dass es nur fünf Stunden sind, weil die Zeit auf der Amerika-Seite schneller läuft. Das kann sich jetzt, wo die Brecher aufgehört haben, dem Balken zuzusetzen, natürlich ändern – die Zeit kann wieder synchron laufen –, wenn auch vermutlich nicht gleich. Im Augenblick läuft sie bestimmt noch schneller.
Außerdem konnte sie rutschen.
Noch in der einen Minute konnte Stephen King am Morgen des 19. Juni putzmunter in seinem Arbeitszimmer an der Schreibmaschine sitzen, um in der nächsten … bums! Weil acht oder zwölf Stunden blitzschnell vergangen waren, konnte er am selben Abend bei einem Beerdigungsunternehmen in der Nähe liegen, während seine trauernden Angehörigen ihrerseits im Lichtkreis einer Lampe saßen, zu entscheiden versuchten, was für eine Art Trauergottesdienst King gewollt hätte – falls das nicht in seinem Testament stand –, und sich vielleicht sogar überlegten, wo er bestattet werden sollte. Und der Dunkle Turm? Stephen Kings Version des Dunklen Turms? Oder die Version von Gan, die Version der Prim? Verloren, alle für immer verloren. Und dieses Geräusch, das man hört? He, das muss der Scharlachrote König sein, der irgendwo mitten in der Discordia lacht und lacht und lacht. Und vielleicht Mordred der Spinnenjunge, der gemeinsam mit ihm lacht.
Erstmals seit Eddies Tod rückte etwas anderes als Trauer in den Vordergrund von Jakes Bewusstsein. Es war ein leises Ticken, ähnlich dem, wie es die Schnaatze gemacht hatten, nachdem Roland und Eddie sie programmiert hatten. Kurz bevor sie Haylis übergeben worden waren, damit er sie verstecken konnte, war das gewesen. Das Ticken war das Geräusch der Zeit, und die Zeit war ihnen nicht zugetan.
»Er hat Recht«, sagte Jake. »Wir müssen hin, solange wir noch etwas ausrichten können.«
Ted: »Wird Susannah …«
»Nein«, unterbrach Roland ihn. »Susannah bleibt hier, und ihr helft ihr, Eddie zu begraben. Einverstanden?«
»Ja«, sagte Ted. »Natürlich, wenn du das so willst.«
»Wenn wir nicht bis …« Roland rechnete. Er kniff dabei ein Auge zu,
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