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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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einem Subjekt mitfahren muss). »Lasst es bloß in Ruhe!«, brüllt er. »’s gehört nich euch, verstandn?« Und dann greift der Fahrer in den Wagen, holt einen Spazierstock heraus und benutzt ihn, um über die Mauer zu klettern und in den Büschen zu verschwinden. Der Van steht mit laufendem Motor und offener Fahrertür auf dem Seitenstreifen und verströmt bläuliche Abgaswolken am einen Ende und Rockmusik am anderen.
    »Was macht er denn da?«, fragt Justine leicht nervös.
    »Eine Pinkelpause, würde ich mal vermuten«, sagt ihre Freundin. »Und wenn Mr. King dort hinten Glück hat, muss der Kerl vielleicht sogar ein großes Geschäft verrichten. Dann hätte Mr. King Zeit, die Route 7 zu verlassen und wieder die Turtleback Lane zu erreichen.«
    Justine hat plötzlich keine Lust mehr, Himbeeren zu pflücken. Sie will nach Hause und sich erst einmal einen starken Tee gönnen.
    Der Mann kommt in flottern Tempo aus den Büschen gehinkt und klettert mithilfe seines Stocks über die Mauer zurück.
    »Ich glaube, er hat doch nicht Aa gemusst«, sagt Elvira, und als der schlechte Fahrer wieder in seinen blauen Van steigt, sehen die beiden alten Frauen sich an und brechen in Kichern aus.
     
     
    12
     
    Roland beobachtete, wie der alte Mann der Frau den Weg erklärte – irgendwas mit der Warrington’s Road, die sie als Abkürzung nehmen sollte –, und dann öffnete Jake wieder die Augen. Roland fand, dass der Junge unsagbar erschöpft aussah.
    »Ich hab’s geschafft, ihn anhalten und pinkeln gehen zu lassen«, sagte er. »Jetzt ist er mit irgendwas hinter seinem Sitz beschäftigt. Ich kann nicht sagen, was es ist, aber es wird ihn nicht lang aufhalten. Roland, das sieht nicht gut aus. Wir sind schrecklich spät dran. Wir müssen weiter.«
    Roland sah die Frau an und konnte nur hoffen, dass seine Entscheidung, sie am Steuer nicht durch den Alten zu ersetzen, richtig gewesen war. »Wisst Ihr, wohin wir müssen? Habt Ihr alles verstanden?«
    »Ja«, sagte sie. »Die Warrington’s Road hinauf zur Route 7. Wir fahren manchmal zum Abendessen zu Warrington’s. Ich kenne diese Straße.«
    »Kann aber nich dafür garantiern, dass Se ihm da begegnen«, sagte der Gärtner, »is aber wahrscheinlich.« Er bückte sich, hob seinen Hut auf und fing an, frisch gemähtes Gras von ihm abzubürsten. Das tat er mit langen, langsamen Strichen wie ein Mann, der in einem Traum gefangen ist. »Haja, kommt mir wahrscheinlich vor.« Und dann, noch immer wie ein Mann, der wachend träumt, klemmte er sich den Hut unter den Arm, berührte die Stirn mit der Faust und beugte ein Knie vor dem Fremden mit dem großkalibrigen Revolver an der Hüfte. Wieso auch nicht?
    Der Fremde war von weißem Licht umgeben.
     
     
    13
     
    Als Roland wieder ins Fahrerhaus des Pick-ups kletterte – eine Aufgabe, die durch die rasch zunehmenden Schmerzen in seiner rechten Hüfte erschwert wurde –, berührte er mit der Hand Jakes Bein, und plötzlich wusste er, was Jake zurückgehalten hatte – und weshalb. Er hatte gefürchtet, dieses Wissen könnte die Konzentration des Revolvermanns auf ihre Aufgabe beeinträchtigen. Es war jedenfalls nicht Ka-Shume, was der Junge empfand, sonst hätte Roland es ebenfalls empfunden. Wie sollte es überhaupt Ka-Shume zwischen ihnen geben, wo ihr Tet doch bereits zerbrochen war? Ihre besondere Kraft, größer als die Summe ihrer einzelnen Kräfte, möglicherweise vom Balken selbst herrührend, existierte nicht mehr. Sie waren jetzt lediglich drei Freunde (vier, wenn man den Bumbler mitzählte), die ein gemeinsamer Zweck einte. Und sie würden King retten, das wusste Jake. Sie würden den Schriftsteller retten, um so der Rettung des Turms einen Schritt näher zu kommen. Aber ein weiterer von ihnen würde dabei sterben.
    Auch das wusste Jake.
     
     
    14
     
    Auf einmal fiel Roland eine alte Lebensweisheit ein, die er von seinem Vater hatte: Wenn das Ka es so will, lass es geschehen. Ja; in Ordnung; es sollte so sein.
    In den langen Jahren, die er auf der Fährte des Mannes in Schwarz verbracht hatte, hätte der Revolvermann geschworen, nichts im Universum könne ihn jemals dazu bringen, dem Turm zu entsagen; hatte er zu Beginn seiner schrecklichen Laufbahn auf der Suche nach ihm nicht buchstäblich die eigene Mutter ermordet? Aber in jenen Jahren war er freundlos, kinderlos und (das gestand er sich nicht gern ein, aber es war wahr) herzlos gewesen. Er hatte sich von der gefühllosen Romantik betören lassen, die Herzlose für

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