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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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teilzunehmen. Nach Ansicht der hiesigen Polizei war er das Opfer eines irgendwie schief gegangenen Straßenraubs. Wir hingegen glauben, dass er von einem Handlanger entweder der Sombra oder der North Central Positronics ermordet wurde. Vermutlich von einem Can-Toi. Es hat zwar auch schon früher Attentate gegeben, aber die waren alle fehlgeschlagen.«
    »Die Sombra und die Positronics sind praktisch das Gleiche«, sagte Roland. »Beide sind ein Werkzeug des Scharlachroten Königs in dieser Welt.«
    »Das wissen wir«, sagte sie und zeigte dann auf den Mann links außen, dem sie so ähnlich sah. »Onkel Aaron hat bis 1992 gelebt. Als Sie ihm begegnet sind … war das 1977 gewesen?«
    »Ja«, sagte Roland.
    »Also, im Jahr 1977 hätte kein Mensch geglaubt, dass er noch so lange leben würde.«
    »Waren es auch die Fayen- Folken, die ihn ermordet haben?«
    »Nein, der Krebs hat sich zurückgemeldet, das war alles. Aaron ist friedlich im Bett gestorben. Ich war bis zuletzt bei ihm. Seine letzten Worte waren: ›Sag Roland, dass wir unser Bestes getan haben.‹ Und so sage ich’s Ihnen jetzt.«
    »Danke-sai.« Er hörte die Rauheit in seiner Stimme und hoffte, dass die junge Frau sie nicht als Barschheit missverstehen würde. Viele hatten ihr Bestes für ihn getan, nicht wahr? Sogar sehr viele, angefangen mit Susan Delgado vor langen, langen Jahren.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte sie mit leiser, mitfühlender Stimme.
    »Ja«, sagte er. »Mir geht’s gut. Und Moses Carver? Wann ist er gestorben?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch, dann lachte sie.
    »Was …?«
    »Da, sehen Sie selbst!«
    Sie deutete auf die Glastür. Von innen kam jetzt ein runzeliger Mann mit weißem Flauschhaar und dazu passenden weißen Augenbrauen auf sie zu, der eben an der Sekretärin vorbeikam, die am Schreibtisch Selbstgespräche geführt zu haben schien. Seine Haut war dunkel, aber die der Frau, auf deren Arm er sich stützte, war noch dunkler. Er war groß – ungefähr eins neunzig, wenn er das Rückgrat hätte strecken können –, aber die Frau war noch größer, bestimmt eins fünfundneunzig, vielleicht sogar zwei Meter. Ihr Gesicht war nicht schön, aber auf fast wilde Weise attraktiv. Das Gesicht eines Kriegers.
    Das Gesicht eines Revolvermanns.
     
     
    9
     
    Wäre Moses Carvers Rückgrat nicht verkrümmt gewesen, wäre er Roland auf gleicher Augenhöhe begegnet. So musste Carver etwas nach oben sehen, was er tat, indem er den Kopf vogelartig schräg hielt. Er schien tatsächlich außerstande zu sein, das Genick zu bewegen; offenbar war es durch Arthritis völlig steif. Er hatte braune Augen, aber das Weiß der Augäpfel war so verfärbt, dass schwierig zu erkennen war, wo die Iris aufhörte, und sie schienen vor fröhlichem Lachen hinter seiner goldgeränderten Brille zu funkeln. Er hatte noch immer den schmalen weißen Schnurrbart.
    »Roland von Gilead!«, sagte er. »Wie ich mich danach gesehnt habe, Sie kennen zu lernen, Sai! Sprecht wahrhaftig! Ich glaube, dass mich nur das so lange nach Johns und Aarons Tod noch am Leben erhalten hat. Lass mich einen Augenblick los, Marian, lass mich los! Da gibt es etwas, was ich tun muss!«
    Marian Carver ließ ihn los und sah dabei Roland an. Er hörte ihre Stimme nicht im Kopf, brauchte sie auch nicht zu hören; was sie sagen wollte, lag alles in ihrem Blick: Fangt ihn auf, wenn er fällt, Sai.
    Aber dieser Mann, den Susannah einmal Daddy Mose genannt hatte, fiel nicht. Er führte eine locker zur Faust geballte arthritische Hand an die Stirn, beugte dann das rechte Knie und verlagerte sein ganzes Gewicht aufs zitternde rechte Bein. »Heil Euch, dem letzten Revolvermann, Roland Deschain aus Gilead, Sohn des Steven und wahrer Nachkomme Arthur Elds. Ich, der letzte Überlebende des von uns so genannten Ka-Tet der Rose, begrüße Euch!«
    Roland legte nun selbst die Faust an die Stirn und tat mehr, als nur ein Bein zu beugen; er ließ sich ganz aufs Knie nieder. »Heil, Daddy Mose, Taufpate von Susannah, Dinh des Ka-Tet der Rose, ich begrüße Euch von ganzem Herzen.«
    »Danke-sai«, sagte der Alte, dann lachte er wie ein Junge. »Welch glückhafte Begegnung im Haus der Rose! Dort, wo ihr einst das Grab bereitet werden sollte! Ha! Sagt, dass dies keine glückhafte Begegnung ist! Könnt Ihr das?«
    »Nay, wäre das doch gelogen.«
    »Ihr sagt es!«, rief der Alte aus, dann ließ er wieder sein fröhliches Geht-zum-Teufel-Lachen hören. »Aber vor lauter Ehrfurcht vergesse ich meine

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