Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
Manieren, Revolvermann. Diese gut aussehende Amazone, die hier neben mir steht, könnten Sie ohne weiteres für meine Enkelin halten, als sie nämlich im Jahr 1969 geboren wurde, war ich bereits siebzig. Aber die Wahrheit ist …« Abba die Waaaheit is, hörte Roland. »… dass man die besten Dinge im Leben manchmal erst spät entdeckt, und Kinder – Kinner – zu haben gehört meiner Meinung nach dazu. Was eine umständliche Methode ist, um zu sagen, dass dies meine Tochter Marian Carver ist: Präsidentin der Tet Corporation, seit ich 1997 mit achtundneunzig Jahren abgetreten bin. Und glauben Sie nicht auch, Roland, dass in manchem Country Club Heulen und Zähneklappern herrschen würde, wenn die Mitglieder wüssten, dass dieses Unternehmen, das jetzt ungefähr zehn Milliarden Dollar wert ist, von einer Negerin geleitet wird?« Sein Akzent, der mit wachsender Aufregung und Freude stärker geworden war, machte daraus: Dis Unternehm, das jetz ungefähr zehn Milliarden Dollah wert is, von ’ner Nehgarin geleitet wird?
»Schluss jetzt damit, Dad«, sagte die hoch gewachsene Frau neben ihm. Ihre Stimme klang gütig, duldete aber keinen Widerspruch. »Sonst schlägt dein Herzmonitor Alarm, und dieser Mann hat’s eilig.«
»So kommandiert sie mich ständig herum!«, rief der Alte entrüstet. Zugleich drehte er den Kopf etwas zur Seite und zwinkerte Roland mit dem Auge, das seine Tochter nicht sehen konnte, unaussprechlich gerissen und gut gelaunt zu.
Als ob sie dir nicht längst auf die Schliche gekommen wäre, Alter, dachte Roland belustigt. Als ob sie dir nicht schon vor vielen, vielen Jahren drauf gekommen wäre – sagt delah.
»Wir würden gern etwas mit Ihnen palavern, Roland«, sagte Marian Carver, »aber zuvor muss ich da noch etwas sehen.«
»Nein, das ist ganz überflüssig!«, widersprach der Alte empört. »Überhaupt nicht notwendig, das weißt du genau! Habe ich etwa eine Eselin großgezogen?«
»Wahrscheinlich hat er Recht«, sagte Marian, »aber sicher …«
»… ist sicher«, ergänzte der Revolvermann. »Das ist eine gute Regel, aye. Was möchtet Ihr sehen? Was wird euch bestätigen, dass ich der bin, der ich zu sein behaupte … und den Ihr vor Euch zu haben glaubt?«
»Ihr Revolver«, sagte sie.
Roland zog das T-Shirt mit dem Old-Home-Days-Aufdruck aus der Tragetasche und nahm dann das Holster heraus. Er wickelte den Patronengurt ab und zog schließlich den Revolver mit dem Sandelholzgriff heraus. Er hörte Marian Carver ehrfurchtsvoll Luft einsaugen, zog es aber vor, ihre Reaktion nicht weiter zu beachten. Gleichzeitig sah er, dass die beiden Wachmänner in den gut geschnittenen Anzügen näher herangekommen waren und ebenfalls große Augen machten.
»Seht ihn euch gut an!«, rief Moses Carver aus. »Aye, jeder einzelne von euch! Sagt Gott! Später könnt ihr euren Enkeln erzählen, dass ihr Excalibur, das Schwert König Artus’ gesehen habt, weil dies hier nämlich aufs Gleiche hinausläuft!«
Roland hielt Marian den Revolver seines Vaters hin. Er wusste, dass sie die Waffe ergreifen musste, um seine Identität bestätigen zu können, und das tun musste, bevor sie ihn ins Innere der Tet Corporation mitnahm (in dem der Falsche großen Schaden hätte anrichten können), aber im Augenblick war sie außerstande, ihre Aufgabe zu erfüllen. Dann gab sie sich einen Ruck, griff nach dem Revolver und riss angesichts seines Gewichts gleich noch einmal die Augen auf. Sie achtete tunlichst darauf, den Abzug nicht zu berühren, als sie sich den Lauf nun vors Gesicht hob, um das in der Nähe der Mündung eingeprägte Symbol besser sehen zu können.
»Wollen Sie mir verraten, was dieses Zeichen bedeutet, Mr. Deschain?«, fragte sie ihn.
»Ja«, sagte er, »wenn du mich Roland nennst.«
»Wie Sie … äh … du willst, ich werd’s versuchen.«
»Es ist Arthurs Zeichen«, sagte er und fuhr mit der Fingerspitze darüber. »Das einzige Symbol auf dem Portal seiner Grabkammer, wenns beliebt. Es ist sein Dinh-Zeichen, und es bedeutet WEISS.«
Der Alte streckte seine zitternden Hände aus: stumm, aber gebieterisch.
»Ist er geladen?«, fragte sie Roland und gab die Antwort dann gleich selbst: »Natürlich ist er das.«
»Gib ihm die Waffe«, sagte Roland.
Marian machte ein zweifelndes Gesicht, und die beiden Wachen wirkten noch skeptischer, aber Daddy Mose streckte weiter die Hände nach dem Witwenmacher aus. Roland nickte. Die Frau übergab den Revolver widerstrebend ihrem Vater. Der
Weitere Kostenlose Bücher