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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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entgegen, augenlos und kreischend. Er streckte die Hände vor sich aus, machte sinnlose Abwehrbewegungen, und die Spinne packte eine davon mit den Vorderbeinen und führte sie in ihren stacheligen Rachen, der sie wie eine Zuckerstange krachend verschlang.
    Köstlich!
     
     
    8
     
    An diesem Abend, jenseits der eigenartig schmalen, seltsam unerfreulichen Stadthäuser, machte Roland vor etwas Halt, bei dem es sich früher vermutlich um eine kleine Farm gehandelt hatte. Er blieb vor dem Wohngebäude stehen und schnüffelte.
    »Was gibt’s, Roland? Was?«
    »Kannst du das Holz dieses Hauses riechen, Susannah?«
    Sie schnüffelte ebenfalls. »Ja, das kann ich – was ist damit?«
    Er drehte sich lächelnd nach ihr um. »Wenn wir’s riechen können, dann können wir’s auch verbrennen.«
    Das erwies sich als richtig. Auch mit Rolands raffiniertesten Waldläuferfertigkeiten und einer halben Dose Sterno war es zunächst zwar schwierig, ein Feuer in Gang zu bekommen, aber schließlich gelang es doch. Susannah rückte so nahe wie irgend möglich an die Flammen heran, drehte sich regelmäßig um, damit beide Seiten gleichmäßig geröstet wurden, und genoss den Schweiß, der ihr erst auf Gesicht und Brüsten, dann auf dem Rücken ausbrach. Sie hatte vergessen, wie es war, ganz durchwärmt zu sein, und legte ständig Holz nach, bis das Lagerfeuer einem lodernden Scheiterhaufen glich. Für die Tiere im weiten Land entlang dem Pfad des heilenden Balkens musste dieses Feuer einem zur Erde gestürzten Kometen gleichen, der weiterhin gloste. Oy saß neben ihr, hielt die Ohren gespitzt und starrte wie hypnotisiert in die Flammen. Susannah rechnete damit, dass Roland gleich protestieren, dass er sie auffordern würde, nicht dauernd Holz nachzulegen, sondern es um ihres Vaters willen etwas herabbrennen zu lassen – aber das tat er nicht. Er saß nur mit seinen zerlegten Revolvern vor sich da und ölte die Teile. Als ihm das Feuer irgendwann zu heiß wurde, rückte er etwas davon ab. Im Feuerschein tanzte sein Schatten eine magere, schwankende Commala.
    »Kannst du noch ein, zwei kalte Nächte aushalten?«, fragte er sie schließlich.
    Sie nickte. »Wenns sein muss.«
    »Sobald wir den Aufstieg ins Schneeland beginnen, wird es wirklich kalt«, sagte er. »Und obwohl ich dir nicht versprechen kann, dass wir nur eine einzige Nacht kein Feuer haben werden, glaube ich andererseits auch nicht, dass es mehr als zwei Nächte sein werden.«
    »Du glaubst, dass Wild sich leichter erlegen lässt, wenn wir kein Feuer machen, stimmt’s?«
    Roland nickte und machte sich daran, die Revolver wieder zusammenzusetzen.
    »Wird es übermorgen schon Wild geben?«
    »Ja.«
    »Woher weißt du das?«
    Er überlegte, dann schüttelte er den Kopf. »Das kann ich nicht sagen – ich weiß es eben.«
    »Kannst du’s riechen?«
    »Nein.«
    »Fühlung mit deren Verstand aufnehmen?«
    »Das ist es auch nicht.«
    Sie gab auf. »Roland, was ist, wenn Mordred heute Nacht die Vögel gegen uns entsendet?«
    Er lächelte und deutete auf die Flammen. Unter ihnen waberte die hellrote Holzkohlenglut wie der Feuerodem eines Drachen. »Sie werden es nicht wagen, deinem Freudenfeuer zu nahe zu kommen.«
    »Und morgen?«
    »Morgen sind wir weiter von Le Casse Roi Russe entfernt, als sie selbst auf Mordreds Geheiß fliegen würden.«
    »Und woher weißt du das?«
    Roland schüttelte nochmals den Kopf, obwohl er glaubte, die Antwort auf diese Frage zu kennen. Was er wusste, kam vom Turm. Er konnte das Erwachen von dessen Puls im Kopf spüren. Als ob aus einem trockenen Samenkorn ein grüner Trieb sprösse. Aber es war zu früh, darüber zu sprechen.
    »Leg dich hin, Susannah«, sagte er. »Ruh dich aus. Ich wache bis Mitternacht, dann wecke ich dich.«
    »Wir halten also ab jetzt Wache«, sagte sie.
    Er nickte.
    »Beobachtet er uns?«
    Das konnte Roland nicht so recht sagen, aber er vermutete, dass Mordred es tat. Vor seinem inneren Auge stand das Bild eines spindeldürren Jungen (nun jedoch mit aufgeblähtem Bauch, weil er reichlich gegessen haben würde), in den Lumpen einer schmutzigen, zerrissenen Jacke, aber anderweitig nackt. Ein magerer Junge, der sich in einem dieser unnatürlich schmalen Häuser einquartiert hat, vielleicht im zweiten Stock, weil von dort aus die Sicht gut ist. Er hockt am Fenster, hat die Knie bis unters Kinn hochgezogen, um es wärmer zu haben, spürt in der Eiseskälte vielleicht die Narbe in seiner Seite, starrt den Schein ihres Feuers an und

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