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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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verabscheute diese Erkenntnis und hätte sie niemals irgendwem gegenüber eingestanden, aber die tiefe, endlose Kälte dieser letzten Nacht war weit schlimmer. Sie begann jeden leichten Atemzug einer Brise aus dem Schneeland im Osten und Süden zu fürchten. Es war schrecklich und zugleich seltsam demütigend, erkennen zu müssen, wie leicht körperliches Unbehagen die Macht über einen übernehmen konnte, indem es sich wie Giftgas ausbreitete, bis es ganz und gar von einem Besitz ergriffen hatte. Trauer? Verlust? Was bedeuteten solche Dinge schon, wenn man spüren konnte, wie die Kälte auf dem Vormarsch war, wie sie über Finger und Zehen vordrang, über die beschissene Nase hinaufkroch, um worauf abzuzielen? Natürlich aufs Gehirn, wenn’s beliebt. Und aufs Herz. Im Würgegriff solcher Kälte waren Trauer und Verlust nichts als Wörter. Nein, nicht einmal das. Nur Laute. Bedeutungsloses Gequake, während man zitternd im Sternenlicht saß und auf den Morgen wartete, der nie kommen würde.
    Noch schlimmer wurde alles durch das Wissen, dass es um sie herum eigentlich reichlich Brennmaterial gab, weil sie inzwischen ein von Leben erfülltes Gebiet erreicht hatten, das Roland das »Unterschneeland« nannte. Es bestand aus sanft ansteigenden grasigen Hügeln (das Gras war jetzt größtenteils weiß und abgestorben) und flachen Tälern mit einzelnen Waldstücken und zugefrorenen Bächen. Noch bei Tageslicht hatte Roland ihr mehrere Löcher im Eis gezeigt und erklärt, dass diese von Rotwild stammten. Er zeigte ihr auch mehrere Haufen Losung. Bei Tageslicht waren solche Fährten interessant, sogar hoffnungsvoll gewesen. Aber in der Tiefe dieser endlosen Nacht, in der sie auf ihr ständiges leises Zähneklappern horchte, bedeuteten sie nichts, Eddie bedeutete nichts, auch Jake nicht. Der Dunkle Turm bedeutete so wenig wie inzwischen auch das große Feuer, das sie am Rand der Schlossvorstadt entzündet hatten. Sie konnte sich an sein Aussehen erinnern, aber das Gefühl von Hitze, die ihre Haut erwärmte, bis sie mit einer dünnen Schweißschicht bedeckt war, war gänzlich verloren. Wie jemand, der für ein paar Augenblicke gestorben war und einen kurzen Blick in ein lichtes Leben nach dem Tod hatte werfen dürfen, konnte sie nichts anderes sagen, als dass es irgendwie wundervoll gewesen sei.
    Roland saß mit einem um ihre Schulter gelegten Arm da und hustete gelegentlich mit einem trockenen Bellen. Susannah befürchtete, dass er noch krank werden würde, aber auch dieser Gedanke hatte keine Kraft. Nur die Kälte.
    Einmal – kurz bevor der anbrechende Tag endlich den Himmel im Osten heller werden ließ – sah sie weit vor ihnen, schon jenseits der Schneegrenze, orangerote Lichter, die wirbelnd tanzten. Sie fragte Roland, ob er wisse, was das sei. Eigentlich interessierte sie es gar nicht, aber die eigene Stimme zu hören gab ihr wenigstens die Gewissheit, dass sie nicht schon längst tot war. Zumindest noch war sie es nicht.
    »Ich glaube, das sind Hobs.«
    »W-w-was s-s-sind das?« Sie konnte jetzt nur noch stammelnd und stotternd sprechen.
    »Ich weiß nicht, wie ich sie dir erklären soll«, sagte er. »Irgendwie ist das aber auch nicht nötig. Du wirst sie noch zu sehen bekommen. Wenn du genau hinhorchst, kannst du im Augenblick nämlich etwas hören, das näher und interessanter ist.«
    Anfangs hörte sie nur das Seufzen des Windes. Dann ließ es nach, und ihre Ohren fingen das trockene Rascheln auf, mit dem etwas in der Senke unter ihnen durchs Gras lief. Wenig später folgte ein leises Knacken. Susannah wusste genau, was das war: ein Huf, der durch dünnes Eis stampfte, um das fließende Wasser darunter freizulegen. Sie wusste auch, dass sie in drei, vier Tagen einen Mantel aus dem Fell des Tieres tragen konnte, das jetzt in der Nähe trank, was ihr allerdings ebenfalls nichts bedeutete. Zeit war ein unbrauchbarer Begriff, wenn man unter ständigen Schmerzen in der Dunkelheit wachte.
    Hatte sie jemals früher schon einmal derart gefroren? Das war ziemlich komisch, was?
    »Was ist mit Mordred?«, fragte sie. »Glaubst du, dass er dort draußen ist?«
    »Ja.«
    »Spürt er die Kälte auch so wie wir?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Viel mehr davon kann ich nicht aushalten, Roland – wirklich nicht!«
    »Das brauchst du auch nicht. Es wird bald Tag, und ich rechne fest damit, dass wir bei Anbruch der nächsten Dunkelheit ein Feuer haben werden.« Er hustete in die Faust, dann legte er ihr den Arm wieder um die

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