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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Schultern. »Du wirst dich besser fühlen, sobald wir wieder unterwegs sind. Und bis dahin sind wir wenigstens nicht allein.«
     
     
    2
     
    Mordred fror tatsächlich so wie sie, ganz genauso, und er hatte niemanden.
    Er war ihnen jedoch nahe genug, um sie reden zu hören: nicht, was sie wirklich sagten, aber den Klang ihrer Stimmen. Er zitterte hemmungslos und hatte sich den Mund mit dürrem Gras voll gestopft, weil er befürchtete, Rolands scharfe Ohren könnten seine Zähne klappern hören. Die Eisenbahnerjacke nutzte ihm nichts mehr: Er hatte sie weggeworfen, nachdem sie in so viele Fetzen zerfallen war, dass er sie nicht mehr zusammenhalten konnte. Die Jackenärmel hatte er noch eine Zeit lang getragen, aber dann hatten sie sich von den Ellbogen aus ebenfalls aufgelöst, worauf er sie mit einem wütenden Fluch ins niedrige Gras neben der alten Straße geschleudert hatte. Und die Stiefel konnte er nur weitertragen, weil es ihm gelungen war, langes Gras zu einem groben Strick zu flechten. Damit hatte er die Überreste an seinen Füßen festgebunden.
    Er hatte überlegt, ob er sich in seine Spinnengestalt zurückverwandeln sollte, weil er die Kälte dann weniger spüren würde, aber er war in seinem gesamten kurzen Leben stets vom Schreckgespenst des Verhungerns verfolgt worden und würde es vermutlich stets fürchten, auch wenn er noch so große Vorräte besaß. Die Götter wussten, dass jene im Augenblick nicht besonders reichlich waren: drei abgetrennte Arme, vier Beine (zwei schon angegessen) und ein Stück Rumpf aus dem Weidenkorb, das war alles. Hätte er sich jetzt verwandelt, hätte die Spinne diese Kleinigkeiten bis Tagesanbruch längst alle verschlungen. Und obwohl Mordred wusste, dass es hier Wild gab – er konnte das Rotwild ebenso deutlich vernehmen wie sein Weißer Daddy –, war er sich nicht ganz sicher, ob es ihm auch gelingen würde, es in eine Falle zu locken oder zu Tode zu hetzen.
    Also saß er einfach nur da und zitterte und lauschte ihren Stimmen, bis ihr Klang verstummte. Vielleicht schliefen sie. Vielleicht döste er selbst ein wenig. Das Einzige, was ihn daran hinderte, aufzugeben und umzukehren, war sein Hass auf sie. Weil sie einander hatten, während er niemanden hatte. Überhaupt niemanden.
    Mordred sein hongrig, dachte er unglücklich. Mordred ist kalt. Und Mordred hat niemand. Mordred ist allein.
    Er nahm ein Handgelenk zwischen die Zähne, biss tief hinein und saugte die hervorquellende Wärme auf. In dessen Blut schmeckte er einen letzten Rest von Rando Thoughtfuls Leben … aber nur so wenig! So rasch verflüchtigt! Und danach gab es nur noch den wertlosen, wiederverwerteten Geschmack seiner selbst.
    Im Dunkel begann Mordred lautlos zu weinen.
     
     
    3
     
    Vier Stunden nach Tagesanbruch, unter einem weißen Himmel, der Regen oder Schneeregen (vielleicht beides zugleich) versprach, lag Susannah Dean vor Kälte zitternd hinter einem umgestürzten Baumstamm und blickte in eines der kleinen Täler hinunter. Du wirst Oy hören, hatte der Revolvermann ihr erklärt. Und du wirst auch mich hören. Ich werde tun, was ich kann, aber vor allem treibe ich sie vor mir her, und du wirst am besten zum Schuss kommen. Sorg dafür, dass jeder Schuss trifft.
    Was alles noch schlimmer machte, war ihr schleichender Verdacht, dass Mordred jetzt irgendwo ganz in der Nähe war und sie vielleicht aus dem Hinterhalt überfiel, während sie ihm den Rücken zukehrte. Sie sah sich immer wieder um, aber sie hatte einen verhältnismäßig ausgesetzten Platz gewählt, und im hohen Gras hinter ihr war nur ein einziges Mal ein Lebewesen zu sehen gewesen: ein großer brauner Hase, der mit bis zum Boden herabhängenden Löffeln vorbeihoppelte.
    Endlich hörte sie Oys aufgeregt hohes Kläffen aus dem niedrigen Wäldchen zu ihrer Linken. Im nächsten Augenblick rief Roland auch schon. »Heisa! Heisa! Auf, auf! Weiter, sag ich! Sputet euch! Ich will euch …« Dann das Geräusch eines erneuten Hustenanfalls. Dieses Husten gefiel ihr nicht. Nein, ganz und gar nicht.
    Als sie jetzt Bewegung zwischen den Bäumen erkennen konnte, appellierte sie an Detta Walker, was sie nur sehr selten getan hatte, seit Roland sie gezwungen hatte, sich einzugestehen, dass in ihrem Körper noch eine zweite Persönlichkeit steckte.
    Ich brauche dich. Willst du’s wieder warm haben, sorg dafür, dass meine Hände ruhig sind, damit ich gut zielen und treffen kann.
    Das unaufhörliche Zittern ihres Körpers ließ schlagartig nach. Als

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