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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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beflissen. Dankbar, dass ich nich energischer versuch, ihn umzustimmen, dachte Detta erbost. Und der olle Weiße is wahrscheinlich auch dankbar wie nich was!
    Halt die Klappe!, befahl Susannah ihr, und ausnahmsweise gehorchte Detta auch.
     
     
    18
     
    Als schließlich der Tag richtig hellte (und ihnen eine mittelgroße Bannockherde zeigte, die keine zwei Meilen von ihnen entfernt graste), ließ sie Detta wieder in ihren Verstand. Und noch mehr: Sie ließ Detta übernehmen. Das war einfacher, weniger schmerzhaft. Es war Detta, die ein letztes Mal ums Lager ging, rasch für sie beide die letzten Atemzüge in dieser Welt machte und die Erinnerung daran speicherte. Es war Detta, die dann die Tür umrundete, sich auf schwieligen Handflächen fortbewegte und das völlige Nichts auf der anderen Seite sah. Patrick begleitete sie auf einer Seite, Roland auf der anderen. Patrick trompetete überrascht, als er merkte, dass die Tür auf einmal verschwunden war. Roland ging nicht auf ihn ein. Oy ging zu der Stelle, wo sie gestanden hatte, schnüffelte in die Luft … und ging dann dort hindurch, wo die Tür von der anderen Seite aus zu sehen war. Warn wir dort drübn, dachte Detta, würdn wir ihn durchgehn sehn – wie bei ’nem Zaubertrick.
    Sie kehrte zu Ho Fat III zurück, weil sie damit durch die Tür fahren wollte. Immer unter der Voraussetzung, dass diese sich überhaupt öffnen ließ. Wenn nicht, konnte die ganze Sache sich als schöne Blamage erweisen. Roland machte eine Bewegung, als wollte er ihr aufsteigen helfen; sie wehrte ihn brüsk ab und stieg allein auf. Sie drückte den roten Knopf am Lenker, worauf der Elektromotor leise vor sich hin summte. Die Nadel der Ladungsanzeige stand noch weit im grünen Bereich. Sie drehte den rechten Gasgriff und rollte langsam zu der Tür mit den Symbolen für NICHTGEFUNDEN auf der Vorderseite. Als sie noch einmal anhielt, berührte sie mit dem abgerundeten kleinen Fahrzeugbug schon fast das Türblatt.
    Sie wandte sich dem Revolvermann mit aufgesetztem, starrem Lächeln zu.
    »Also gut, Roland … ich sag dir jetzt Lebewohl. Lange Tage und angenehme Nächte. Sollst dein verdammtn Turm erreichn und …«
    »Nicht so«, sagte er.
    Sie sah ihn an, Detta sah ihn mit Augen an, die zugleich funkelten und lachten. Die ihn herausforderten, aus dieser Sache etwas zu machen, was sie nicht wollte. Ihn herausforderten, sie von dort zu vertreiben, wo sie sich jetzt befand. Komm schon, weißer Junge, versuch ’s doch!
    »Was denn?«, sagte sie. »Was is los, großer Junge?«
    »Nach so langer Zeit möchte ich nicht auf diese Art von dir Abschied nehmen«, sagte er.
    »Wie meinst du das?« Aber in Dettas zorniger Burleske kam das als Wie meinste ’n das? heraus.
    »Das weißt du.«
    Sie schüttelte trotzig den Kopf. Tu ich nich.
    »Zum einen«, sagte er und nahm ihre von der langen Wanderung gestählte Linke sanft in seine verstümmelte Rechte, »gibt’s hier noch jemanden, der das Recht haben sollte, sich zwischen Gehen und Bleiben zu entscheiden, und damit meine ich nicht Patrick.«
    Sie verstand nicht gleich. Dann sah sie auf ein bestimmtes Paar goldgeränderter Augen, ein bestimmtes Paar gespitzter Ohren hinunter und wusste nun auch, wen er meinte. Sie hatte Oy ganz vergessen.
    »Wenn Detta ihn fragt, will er bestimmt bleiben, er hat sie nämlich nie leiden können. Wenn dagegen Susannah ihn … Nun, dann kann ich’s auch nicht sagen.«
    Im Nu war Detta verschwunden. Sie würde zurückkommen – Susannah wusste jetzt, dass Detta Walker sie niemals mehr ganz verlassen würde, und das war auch in Ordnung so, weil sie sich mit ihr arrangieren konnte –, aber im Augenblick war sie fort.
    »Oy?«, sagte sie sanft. »Willst du mit mir mitkommen, Schätzchen? Vielleicht finden wir ja Jake wieder. Möglicherweise nicht unverändert, aber trotzdem …«
    Oy, der auf der Wanderung durchs Ödland, durch die Weißen Lande von Empathica und die weite Prärie fast nur geschwiegen hatte, sprach jetzt. »Ake?«, sagte er. Aber er sprach das so zweifelnd wie jemand, der sich kaum erinnerte, was Susannah augenblicklich das Herz brach. Sie hatte sich vorgenommen, nicht zu weinen, und Detta hatte praktisch dafür garantiert, dass sie das nicht tun würde, aber da Detta nun fort war, waren auch die Tränen wieder da.
    »Jake«, sagte sie. »Du erinnerst dich an Jake, Süßer, ich weiß, dass du das tust.«
    »Ake? Ed?« Das klang schon etwas bestimmter. Er erinnerte sich also doch.
    »Komm mit!«,

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