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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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drängte sie, und Oy setzte sich in Bewegung, als wollte er zu ihr auf den Karren springen. Aber dann fügte sie – ohne die geringste Ahnung zu haben, weshalb sie das tat – hinzu: »Es gibt andere als diese Welten.«
    Sowie Susannah das letzte Wort ausgesprochen hatte, machte Oy Halt. Dann rührte er sich wieder, und sie empfand einen Augenblick lang neue Hoffnung: Vielleicht konnte es in einer anderen Version von New York, in der die Leute Takuro Spirits fuhren und Nozz-A-La tranken, während sie sich mit ihren Shinnaro-Kameras fotografierten, doch irgendein kleines Ka-Tet, ein Dan-tete-Tet geben.
    Oy trottete jedoch zum Revolvermann zurück und setzte sich neben einen von dessen abgewetzten Stiefel. Sie waren weit gegangen, diese Stiefel, sehr weit. Meilen und Räder, Räder und Meilen. Aber jetzt war ihr Weg fast zu Ende.
    »Olan«, sagte Oy, und die Endgültigkeit in seiner eigenartigen kleinen Stimme rollte einen Stein gegen Susannahs Herz. Sie wandte sich verbittert dem Alten mit dem großen Revolver an der Hüfte zu.
    »Geschafft!«, sagte sie. »Du besitzt deinen eigenen Glammer, nicht wahr? Hast ihn schon immer gehabt. Du hast Eddie in einen Tod gelockt, Jake sogar in einen zweifachen. Jetzt auch Patrick und sogar den Bumbler. Bist du nun glücklich?«
    »Nein«, sagte er, und sie sah, dass er das wirklich nicht war. Sie glaubte, noch nie solche Trauer und solche Einsamkeit in einem Gesicht gelesen zu haben. »Ich war nie weiter davon entfernt, glücklich zu sein, Susannah von New York. Willst du’s dir nicht anders überlegen und bleiben? Willst du mich nicht auf dem letzten kleinen Wegstück begleiten? Das würde mich glücklich machen.«
    Einen verstörten Augenblick lang glaubte Susannah, sie würde es tun. Sie würde den kleinen Elektrokarren einfach von der Tür weglenken – die eine Einbahnstraße war und keine Versprechungen machte –, um mit Roland zum Dunklen Turm weiterzuziehen. Noch ein Tag, dann wäre es so weit; sie konnten ihr Lager schon am Spätnachmittag aufschlagen und den Turm morgen bei Sonnenuntergang erreichen, so wie er es sich immer vorgestellt hatte.
    Aber dann erinnerte sie sich an den Traum. Die singenden Stimmen. Den jungen Mann, der ihr einen Becher heiße Schokolade hinhielt – die perfekte Art mit Schlag obendrauf.
    »Nein«, sagte sie leise. »Ich riskier’s und gehe rüber.«
    Einen Augenblick lang dachte sie, er würde es ihr leicht machen, einfach zustimmen und sie gehen lassen. Dann brach sein Zorn – nein, seine Verzweiflung – sich jedoch schmerzhaft Bahn. »Aber du hast keine Gewissheit! Was ist, wenn der Traum selbst nur ein Trick, nur Glammer ist, Susannah? Was ist, wenn die Dinge, die durch die offene Tür zu sehen sind, auch nur Tricks und Glammer sind? Was ist, wenn du geradewegs durch sie hindurchrollst und im Flitzerraum endest?«
    »Dann erhelle ich das Dunkel mit Gedanken an die, die ich liebe.«
    »Und das könnte sogar gelingen«, sagte er im bittersten Ton, den sie je an ihm gehört hatte. »In den ersten zehn Jahren … oder zwanzig … oder sogar hundert. Und dann? Was ist mit dem Rest der Ewigkeit? Denk an Oy! Glaubst du, dass er Jake wirklich vergessen hat? Niemals! Niemals! Nie im Leben! Er spürt, dass irgendwas nicht in Ordnung ist! Susannah, tu’s nicht. Ich flehe dich an, es nicht zu tun. Ich falle vor dir auf die Knie, wenn dich das umstimmen kann.« Und zu ihrem Entsetzen machte er Anstalten, genau das jetzt auch zu tun.
    »Das kann es nicht«, sagte sie. »Und wenn dies das letzte Mal ist, dass ich dich sehe – und mein Herz sagt mir, dass es so ist –, dann will ich dich nicht auf den Knien sehen. Du bist kein Mann, der knien sollte, Roland, Sohn des Steven, warst nie einer. Ich will dich einfach nicht so im Gedächtnis behalten. Ich will dich aufrecht sehen, so wie du in Calla Bryn Sturgis warst. So wie du mit deinen Freunden auf dem Jericho Hill warst.«
    Er richtete sich auf und kam zu ihr. Sie befürchtete einen Augenblick lang, dass er sie nun gewaltsam zurückhalten wollte, und bekam es mit der Angst. Aber er legte ihr nur kurz eine Hand auf den Arm und nahm sie gleich wieder weg. »Ich will dich nochmals fragen, Susannah. Bist du dir deiner Sache sicher?«
    Sie befragte ihr Herz und sah, dass sie das war. Sie wusste um die Risiken, aber … ja, sie war’s. Und weshalb? Weil Rolands Weg der Weg des Revolvers war. Sein Weg brachte allen, die neben ihm ritten oder gingen, den Tod. Das hatte er seit Beginn seiner Suche immer

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