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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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gegeben hatte.
    Dazu war Patrick nur allzu gern bereit, weil die Aufgabe, Ho Fat III vor die Tür zu stellen, ihm einen Grund lieferte, wieder einmal den Radiergummi zu benutzen. Diesmal arbeitete er um einiges schneller – fast nachlässig, hätte ein unbeteiligter Beobachter sagen können –, aber der Revolvermann, der dicht neben ihm saß, war davon beeindruckt, wie genau Patrick den kleinen Elektroroller darstellte. Zuletzt zeichnete er das einzelne Vorderrad und den von der Radkappe reflektierten Feuerschein. Schließlich legte er den Bleistift beiseite, und in dem Moment, als er das tat, war plötzlich ein Windstoß zu spüren. Roland fühlte ihn auf dem Gesicht. Die Flammen des Lagerfeuers, das in der windstillen Nacht ruhig gebrannt hatte, wurden für einen Augenblick zur Seite gedrückt. Dann war die Luftbewegung vorbei. Die Flammen brannten wieder ruhig. Keine vier Schritte vom Lagerfeuer entfernt stand hinter dem Elektroroller nun jedoch eine Tür. Eine Tür, die Roland zuletzt in Calla Bryn Sturgis gesehen hatte, und zwar in der Höhle der Stimmen.
     
     
    17
     
    Susannah wartete bis kurz vor Tagesanbruch, verbrachte die Zeit erst damit, ihre Gunna zusammenzusuchen, legte sie dann aber wieder beiseite – was würden ihre wenigen Habseligkeiten (ganz zu schweigen von der kleinen Tasche, in der sie aufbewahrt wurden) ihr in New York City schon groß nutzen? Die Leute würden lachen. Obwohl sie natürlich so oder so lachen würden … oder bei ihrem Anblick schreiend davonlaufen. Die plötzlich im Central Park auftauchende Susannah Dean würde den meisten Leuten nicht gerade wie eine College-Absolventin oder Millionenerbin erscheinen; nicht mal wie Sheena, Königin des Dschungels, sagt leider. Nein, zivilisierten Stadtbewohnern würde sie vermutlich wie aus einem Monstrositätenkabinett ausgebrochen erscheinen. Und würde es eine Rückkehr in diese Welt hier geben, sobald sie erst einmal durch diese Tür gegangen war? Niemals. Nie im Leben.
    Daher legte sie ihre Gunna also beiseite und wartete einfach. Als der Tag sich schließlich durch den ersten schwachen Lichtschein am Horizont ankündigte, rief sie Patrick zu sich und fragte ihn, ob er mitkommen wolle. In die Welt zurück, aus der er stamme beziehungsweise in eine sehr ähnliche, erklärte sie ihm, obwohl sie wusste, dass er keine Erinnerung an jene Welt mehr hatte – er war entweder sehr jung aus ihr entführt worden, oder das Trauma, aus ihr herausgerissen zu werden, hatte die Erinnerung gleich zu Anfang aus seinem Gedächtnis gelöscht.
    Patrick sah erst sie und dann Roland an, der in die Hocke gegangen war und ihn betrachtete.
    »Wie du willst, mein Junge«, sagte der Revolvermann. »Zeichnen kannst du in beiden Welten, gewisslich wahr. Wo sie hingeht, findest du allerdings ein größeres Publikum.«
    Er will, dass er bleibt, dachte sie und war verärgert. Dann sah Roland zu ihr hinüber und schüttelte dabei kaum wahrnehmbar den Kopf. Sie war sich nicht ganz sicher, aber sie glaubte, das bedeutete …
    Nein, sie glaubte es nicht nur. Sie wusste, was es bedeutete. Roland ließ sie wissen, dass er seine Gedanken vor Patrick verbarg. Seine Wünsche. Und obwohl sie mehr als einmal erlebt hatte, dass der Revolvermann log (am spektakulärsten bei der Versammlung auf dem Anger von Calla Bryn Sturgis vor dem Angriff der Wölfe), hatte er sie nie belogen. Vielleicht Detta, aber niemals sie. Geschweige denn Eddie. Oder Jake. Er hatte ihnen manchmal vielleicht nicht alles erzählt, was er wusste, aber glatte Lügen …? Nein. Sie waren ein Ka-Tet gewesen, und Roland hatte sie stets ehrlich behandelt. Das musste man ihm lassen.
    Patrick griff plötzlich nach dem Block und schrieb schnell etwas auf ein frisches Blatt. Dann zeigte er es ihnen:
     
    Ich bleib. Hab Angst vor annerswo.
     
    Wie um zu verdeutlichen, was genau er meinte, öffnete er die Lippen und zeigte in seinen zungenlosen Mund.
    Und sah Susannah nun nicht Erleichterung auf Rolands Gesicht? Wenn das stimmte, hasste sie ihn dafür.
    »Also gut, Patrick«, sagte sie und bemühte sich um einen möglichst neutralen Ton. Sie streckte sogar eine Hand aus und tätschelte ihn am Arm. »Ich verstehe, wie dir zumute ist. Und obwohl es stimmt, dass Leute grausam sein können – grausam und gemein –, so gibt es doch auch viele, die freundlich sind. Hör zu, ich gehe erst, wenn es richtig Tag ist. Falls du dir die Sache also noch einmal anders überlegen willst … Mein Angebot steht.«
    Er nickte

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