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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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erfrischend.
    Als er sich etwas besser fühlte, las er unter den Bäumen Brennholz auf (und brach dazu einige der unteren Äste ab, wobei trockene, abgesplitterte Stümpfe zurückblieben, die ihn etwas an Patricks Bleistifte erinnerten) und häufte dann zusammen mit Anmachholz eine Feuerstelle an. Schließlich riss er ein Zündholz an und murmelte dabei den alten Feuerreim, fast ohne sich dessen bewusst zu sein: »Auf, mein Fünkchen lieb und teuer, ob beim Schlafen oder Wachen, willst den Zunder du entfachen, entzünden mir mein Feuer?«
    Während er darauf wartete, dass das Lagerfeuer erst hell brannte und dann zu hellrot glosender Glut wurde, zog Roland die Uhr hervor, die er in New York geschenkt bekommen hatte. Gestern war sie stehen geblieben, einerlei ob – wie ihm versichert worden war – die Batterie mindestens hundert Jahre lang hielt.
    Als der Spätnachmittag nun allmählich in den Abend überging, liefen die Zeiger auf einmal sehr langsam rückwärts.
    Er beobachtete dieses Schauspiel eine Weile lang fasziniert, dann klappte er den Sprungdeckel zu und betrachtete die darauf eingravierten Siguls: Schlüssel, Rose und Turm. Hinter den sich spiralförmig emporwindenden Fenstern hatte jetzt ein schwaches, fast elfenhaftes blaues Licht zu glühen begonnen.
    Von diesem Leuchten haben sie nichts gesagt, dachte er, dann steckte er sie wieder sorgfältig in seine linke Brusttasche, nachdem er sich vergewissert hatte (wie er das jedes Mal tat), dass die Tasche kein Loch hatte, durch das die Uhr fallen konnte. Dann machte er sich ans Kochen. Anschließend aßen Patrick und er reichlich.
    Oy rührte keinen einzigen Bissen an.
     
     
    6
     
    Abgesehen von der Nacht, die er beim Palaver mit dem Mann in Schwarz verbracht hatte – jener Nacht, in der Walter ihm aus zweifellos gezinkten Karten eine schlimme Zukunft vorhergesagt hatte –, waren diese zwölf Stunden Dunkelheit neben dem versiegten Bach die längste Nacht in Rolands Leben. Die Müdigkeit sank immer düsterer und schwerer auf ihn herab, bis sie wie ein Mantel aus Stein auf ihm lastete. Alte Gesichter und alte Orte zogen vor seinen bleischweren Lidern vorbei: Susan, die in halsbrecherischem Tempo über die Schräge galoppierte, wobei ihr blondes Haar hinter ihr herwehte; Cuthbert, der auf ganz ähnliche Weise schreiend und lachend den Jericho Hill hinabstürmte; Alain Johns, der sein Glas hob, um einen Trinkspruch auszubringen; Eddie und Jake, die sich grölend im Gras rauften, während Oy sie wild kläffend umrundete.
    Mordred war irgendwo dort draußen, ganz nahe, aber Roland nickte trotzdem immer wieder ein. Er schrak jedes Mal wieder auf, starrte irr in die Dunkelheit, die ihn auf allen Seiten umgab, und merkte betroffen, dass er der Grenze zur Bewusstlosigkeit wieder etwas näher gekommen war. Jedes Mal erwartete er zu sehen, wie die Spinne mit dem roten Mal am Unterleib sich auf ihn stürzte, sah dann aber nichts als die in der Ferne tanzenden orangeroten Hobs. Hörte nichts außer dem Seufzen des Windes.
    Aber er wartet. Er lauert. Und wenn ich schlafe – falls ich schlafe –, überfällt er uns.
    Gegen drei Uhr morgens riss er sich mit reiner Willenskraft aus einem Dämmern, das kurz davor war, ihn in tieferen Schlaf zu stürzen. Er sah sich verzweifelt um und rieb sich dabei die Augen so kräftig mit den Handballen, dass Mirke, Vauder und Sankofite in seinem Gesichtsfeld zu explodieren schienen. Das Feuer war sehr weit heruntergebrannt. Patrick lag ungefähr zehn Schritte davon entfernt im knorrigen Wurzelbereich einer Pappel. Aus Rolands Blickwinkel war der Junge nur ein mit Fellen bedeckter Klumpen. Von Oy war im Augenblick nichts zu sehen. Roland rief den Bumbler, ohne jedoch eine Antwort zu bekommen. Der Revolvermann wollte eben aufstehen, als er Jakes alten Freund etwas außerhalb des Lichtscheins des herabgebrannten Feuers entdeckte – oder zumindest das Glitzern seiner goldgeränderten Augen. Diese Augen betrachteten Roland einige Sekunden lang, dann verschwanden sie, vermutlich weil Oy die Schnauze wieder auf die Pfoten sinken ließ.
    Auch er ist müde, dachte Roland, aber wer sollte ihm das verdenken.
    Die Frage, was nach dem morgigen Tag aus Oy werden sollte, versuchte an die Oberfläche des beunruhigten, ermatteten Verstandes des Revolvermanns aufzusteigen, aber Roland schob sie beiseite. Er rappelte sich auf (in seiner Abgespanntheit glitt seine Rechte zu der ehemals gepeinigten Hüfte hinab, als erwartete er, dort noch Schmerzen

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