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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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zu finden), ging zu Patrick hinüber und rüttelte ihn wach. Das erforderte einige Anstrengung, aber schließlich öffneten sich die Augen des Jungen. Das genügte Roland jedoch nicht. Er packte den Jungen an den Schultern und zog ihn in eine sitzende Stellung hoch. Als Patrick sich wieder zurücksinken lassen wollte, schüttelte er ihn durch. Fest. Der Junge starrte Roland verständnislos benommen an.
    »Hilf mir, ein größeres Feuer zu machen, Patrick.«
    Dabei würde er zumindest etwas aufwachen. Und sobald das Feuer wieder hell brannte, würde Patrick für einige Zeit Wache halten müssen. Zwar gefiel Roland allein die Vorstellung nicht, weil er recht gut wusste, dass es gefährlich sein würde, Patrick die Nachtwache anzuvertrauen, aber zu versuchen, bis Tagesanbruch allein durchzuhalten, würde noch viel gefährlicher sein. Er brauchte jetzt Schlaf. Ein bis zwei Stunden würden genügen, und so lange würde Patrick bestimmt wach bleiben können.
    Patrick war gern bereit, etwas Holz aufzulesen und aufs Feuer zu werfen, aber er bewegte sich dabei wie ein Bougie – ein wiederbelebter Leichnam. Als das Feuer aber wieder hell brannte, sackte er auf seinem früheren Platz zusammen, ließ die Arme zwischen den knochigen Knien hängen und schien bereits wieder mehr zu schlafen als zu wachen. Roland überlegte, ob er den Jungen würde ohrfeigen müssen, damit er endlich wach wurde, und später würde er sich wünschen – verzweifelt wünschen –, er hätte genau das getan.
    »Patrick, hör mir zu.« Er hielt den Jungen an den Schultern gepackt und schüttelte ihn so kräftig, dass dessen langes Haar umherflog und ihm teilweise in die Augen fiel. Roland strich es ihm aus dem Gesicht. »Du musst mich als Wache ablösen. Nur für eine Stunde … nur bis ich … Kopf hoch, Patrick! Sieh nach oben! Götter, trau dich bloß nicht, jetzt wieder einzuschlafen! Siehst du ihn? Den hellsten Stern dort über uns?«
    Es war die Alte Mutter, auf die Roland zeigte, und Patrick nickte sofort. In seinem Blick glitzerte jetzt Interesse, was der Revolvermann nicht wenig ermutigend fand, weil es sich dabei um Patricks »Ich will zeichnen«-Blick handelte. Wenn er dasaß und die Alte Mutter zeichnete, wie sie in der breitesten Astgabel der mächtigsten abgestorbenen Pappel stand, würde er vermutlich wach bleiben. Vielleicht sogar bis Tagesanbruch, wenn das Motiv ihn fesselte.
    »Hier, Patrick.« Er ließ den Jungen sich an den Fuß des Baumes setzen. Der alte Stamm war hart und knotig und – das hoffte Roland zumindest – unbequem genug, um ein Einschlafen zu verhindern. Dem Revolvermann war, als würde er sich unter Wasser bewegen. Oh, wie war er doch müde. Richtig todmüde. »Siehst du den Stern noch?«
    Patrick nickte eifrig. Er schien seine Verschlafenheit nun abgeschüttelt zu haben, und Roland dankte den Göttern für diesen Segen.
    »Wenn er hinter diesem dicken Ast verschwindet, sodass du ihn nicht mehr sehen kannst, ohne aufzustehen … dann rufst du mich. Weck mich auf, so schwierig das dann auch sein mag. Hast du verstanden?«
    Patrick nickte sofort wieder, aber Roland war nun schon lange genug mit ihm unterwegs, um zu wissen, dass ein Nicken dieser Art wenig oder auch gar nichts bedeuten konnte. Der Junge wollte gefällig sein, das war alles. Hätte man ihn gefragt, ob neun und neun neunzehn sei, hätte er ebenso bereitwillig genickt.
    »Wenn du den Stern von deinem Platz aus nicht mehr sehen kannst …« Seine Worte schienen für ihn jetzt aus weiter, weiter Ferne zu kommen. Er würde einfach hoffen müssen, dass Patrick verstanden hatte. Der stumme Junge hatte zumindest den Zeichenblock aufgeschlagen und hielt einen frisch gespitzten Bleistift in der Hand.
    Das ist mein bester Schutz, murmelte Rolands innere Stimme, während er zu seinem Häufchen Felle zwischen dem Feuer und Ho Fat II stolperte. Beim Zeichnen schläft er doch wohl bestimmt nicht ein, oder?
    Das hoffte er jedenfalls, weil er sich dessen natürlich nicht sicher sein konnte. Aber das spielte eigentlich auch keine Rolle, weil er, Roland von Gilead, jetzt auf jeden Fall schlafen würde. Er hatte sein Bestes getan, und das würde genügen müssen.
    »Eine Stunde«, murmelte er, und seine Stimme klang in den eigenen Ohren nur noch ganz schwach. »Weck mich in einer Stunde … wenn die Alte Mutter … wenn der Stern hinter …«
    Roland brachte den Satz nicht zu Ende. Er wusste nicht einmal mehr, was er sagte. Die Erschöpfung übermannte ihn und trug ihn

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