Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
der auf einem Balkon des Dunklen Turms gefangen gesetzt und darauf angewiesen war, dass Mordred überlebte, mindestens noch einen Tag länger lebte, damit er seinen Vater befreien konnte.
    Warte noch, riet diese Stimme ihm. Warte noch etwas. Ich habe vielleicht noch einen Trumpf im Ärmel. Warte … warte nur noch ein wenig …
    Mordred wartete. Und nach wenigen Augenblicken spürte er, wie das Pulsieren des Dunklen Turms sich veränderte.
     
     
    8
     
    Auch Patrick nahm diese Veränderung wahr. Das Pulsieren wurde beruhigend, einlullend. Und mit ihm kamen Worte, die seinen Zeicheneifer dämpften. Er zog noch einen Strich, machte dann eine Pause, legte den Bleistift weg und sah untätig zur Alten Mutter auf, die im Gleichtakt zu den Worten, die er in seinem Kopf hörte, zu pulsieren schien – zu Worten, die Roland gekannt hätte. Nur wurden sie heute von einer zwar zitternden, aber dennoch lieblichen Greisenstimme gesungen.
     
    »Kleiner Spatz, der Tag ist ’rum,
    Dreh dich in deinem Bettchen um.
    Schöne Träume mögen dich beehren,
    Von Feldern und von süßen Beeren.
     
    Kleiner Spatz, mach’s mir nicht schwer,
    Bring dein kleines Körbchen her.
    Schripp und schrapp und schrull,
    Und schon ist das Körbchen voll.«
     
    Patricks Kopf sank herab. Seine Augen schlossen sich … öffneten sich … fielen wieder zu.
    Und schon ist mein Körbchen voll, dachte er und schlief im Feuerschein tief und fest.
     
     
    9
     
    Jetzt, mein guter Sohn, flüsterte die kalte Stimme mitten in Mordreds heißem und zerfließendem Gehirn. Jetzt! Geh zu ihm, und sorg dafür, dass er sich nie mehr aus seinem Schlaf erhebt. Ermorde ihn zwischen den Rosen, dann werden wir gemeinsam herrschen.
    Mordred kam aus seinem Versteck, und das Fernglas fiel ihm sich überschlagend aus einer Hand, die gar keine Hand mehr war. Während er seine Spinnengestalt annahm, durchflutete ihn ein gewaltiges, zuversichtliches Machtgefühl. In wenigen Minuten würde alles vorbei sein. Sie schliefen nun beide fest, weshalb sein Überfall unmöglich fehlschlagen konnte.
    Er stürmte ins Lager mit den schlafenden Menschen hinunter: ein mit krampfhaft geöffnetem Rachen hechelnder schwarzer Albtraum auf sieben Beinen.
     
     
    10
     
    Irgendwo, tausend Meilen entfernt, hörte Roland ein Bellen, das laut und drängend, wild und wütend war. Sein erschöpfter Verstand versuchte, sich davon abzuwenden, es auszublenden, sich in tieferen Schlaf zurückzuziehen. Dann kam ein grässlicher Schmerzensschrei, der ihn augenblicklich hochfahren ließ. Diese Stimme kannte er, auch wenn sie jetzt verzerrt klang.
    »Oy!«, brüllte er und sprang auf. »Oy, wo bist du? Zu mir! Zu …« Er sah ihn, wie er sich in den Fängen der Spinne wand. Im Feuerschein waren die beiden deutlich sichtbar. Hinter ihnen saß Patrick an den Pappelstamm gelehnt und starrte dümmlich durch einen Haarvorhang, der bald wieder fettig sein würde, nun da Susannah fort war. Der Bumbler drehte und wand sich wie wild; die Schaumflocken flogen ihm beim Schnappen nach dem Spinnenleib nur so von seinen Lefzen, während Mordred ihm den Leib verbog, als wollte er Oy das Rückgrat brechen.
    Wäre er nicht aus dem hohen Gras gestürmt, dachte Roland, wäre jetzt ich das in Mordreds Fängen.
    Oy grub die Zähne tief in eines der Spinnenbeine. Im Feuerschein konnte Roland die geldstückgroßen Grübchen der Kiefermuskeln des Bumblers sehen, der nun noch fester zubiss. Das Ungeheuer kreischte schrill und lockerte den Griff. In diesem Augenblick hätte Oy freikommen können, wenn er denn gewollt hätte. Was er offensichtlich nicht tat. Statt seine vorübergehende Freiheit, bevor Mordred erneut zupacken konnte, dafür zu verwenden, sich fallen zu lassen und zu flüchten, nutzte Oy diesen Augenblick, um seinen langen Hals zu strecken und dort zuzubeißen, wo eines der Spinnenbeine in den aufgeblähten Leib überging. Er verbiss sich tief darin und rief auf diese Weise einen schwärzlich roten Blutschwall hervor, der ihm auf beiden Seiten aus der Schnauze strömte. Im Feuerschein glänzten darin orangerote Lichtpunkte. Mordred kreischte nun noch lauter. Er hatte Oy nicht ins Kalkül gezogen, und dafür bezahlte er jetzt. Im Feuerschein glichen die beiden sich windenden Leiber Gestalten aus einem Albtraum.
    Irgendwo in der Nähe trompetete Patrick vor Entsetzen.
    Der wertlose Hurensohn ist also doch eingeschlafen, dachte Roland erbittert. Aber wer hatte ihn schließlich als Wache eingeteilt?
    »Setz ihn ab,

Weitere Kostenlose Bücher