Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
aus Amerika!
Ich komme im Namen von Dinky Earnshaw, jenem aus Amerika!
Ich komme im Namen von Tante Talitha, jener aus River Crossing, und werde ihr Kreuz hier niederlegen, wie sie mich geheißen hat!
Ich komme im Namen von Stephen King, jenem aus Maine!
Ich komme im Namen von Oy dem Tapferen, jenem aus Mittwelt!
Ich komme im Namen von Eddie Dean, jenem aus New York!
Ich komme im Namen von Susannah Dean, jener aus New York!
Ich komme im Namen von Jake Chambers, jenem aus New York, den ich meinen wahren Sohn nenne!
Ich bin Roland von Gilead, und ich komme als ich selbst; du wirst dich mir öffnen.«
Danach erklang ein Hornsignal. Es ließ Patrick das Blut in den Adern gefrieren und berauschte ihn zugleich. Das Echo verklang in der Ferne. Dann, vielleicht eine Minute später, ertönte ein gewaltiger, nachhallender Knall: das Geräusch einer massiven Tür, die sich auf ewig schloss.
Und darauf folgte Stille.
13
Patrick blieb zitternd auf seinem Platz an der Pyramide sitzen, bis der Alte Stern und die Alte Mutter am Nachthimmel aufgingen. Das Lied der Rosen und des Turms war zwar nicht verstummt, aber es war nun leise und schläfrig geworden, kaum mehr als ein Murmeln.
Schließlich ging er zur Straße zurück, sammelte so viele heil gebliebene Konserven ein, wie er finden konnte (das waren überraschend viele, wenn man bedachte, mit welcher Wucht die Detonation den Karren zerstört hatte), und fand auch einen hirschledernen Beutel, in den er sie stecken konnte. Dann merkte er, dass er seinen Bleistift vergessen hatte, und ging zurück, um ihn zu holen.
Neben dem Bleistift lag Rolands Taschenuhr und glänzte im Sternenschein.
Der Junge trompetete einen kleinen (und nervösen) Freudenlaut und griff danach. Er steckte die Uhr ein. Dann kehrte er zur Straße zurück und warf sich den Beutel mit den Gunna über die Schulter.
Ich kann euch sagen, dass er bis fast Mitternacht marschierte und dann auf die Uhr sah, bevor er sich hinlegte. Ich kann euch sagen, dass die Uhr ganz stehen geblieben war. Ich kann euch sagen, dass er am Mittag des folgenden Tages abermals auf die Uhr sah und feststellte, dass sie wieder in richtiger Richtung zu laufen begonnen hatte – wenn auch nur sehr langsam. Von Patrick kann ich euch sonst allerdings nichts erzählen – nicht ob er den Außenposten erreichte, nicht ob er den ehemaligen Stotter-Bill fand, nicht ob er irgendwann auf die Amerika-Seite zurückkehrte. Von alledem kann ich euch nichts erzählen, tut mir Leid. Hier verbirgt die Dunkelheit ihn vor meinem Erzählerauge, und er muss allein weitergehen.
S USANNAH IN N EW Y ORK
Epilog
Susannah in New York
(E PILOG )
Niemand erschrickt, als der kleine Elektrokarren Stück für Stück aus dem Nichts gleitet, bis er sich ganz hier im Central Park befindet; niemand sieht das außer uns. Die meisten Anwesenden blicken nach oben, wo die ersten Flocken, aus denen ein gewaltiger vorweihnachtlicher Schneesturm entstehen wird, von dem weißen Himmel herabwirbeln. Der Blizzard von 87, so werden die Zeitungen ihn nennen. Die Parkbesucher, die nicht den Flockenwirbel beobachten, hören den Weihnachtssängern zu, die aus einer städtischen Schule in Harlem kommen. Sie tragen entweder dunkelrote Blazer (die Jungen) oder dunkelrote Trägerröcke (die Mädchen). Es ist der Harlem School Choir, den die Post und ihr Konkurrenzblatt, die New York Sun, manchmal The Harlem Roses nennen. Sie singen ein altes Kirchenlied mit prachtvoller Doo-wop-Begleitung, schnalzen mit den Fingern, während sie sich durch die Strophen hindurcharbeiten, und verwandeln das Ganze in etwas, was fast wie ein früher Song der Spurs, Coasters oder Dark Diamonds klingt. Sie stehen nicht allzu weit von dem Gehege entfernt, in dem die Eisbären ihr Stadtleben leben, und das Lied, das sie singen, heißt »What Child Is This«.
Einer von denen, die in den Flockenwirbel hinaufblicken, ist ein Mann, den Susannah gut kennt, und ihr Herz macht bei seinem Anblick einen Freudensprung. In der linken Hand hält er einen großen Pappbecher, und sie ist sich sicher, dass er heiße Schokolade enthält, die gute Art mit Schlag.
Im Augenblick ist sie jedoch nicht imstande, die Steuerorgane ihres kleinen Karrens, der aus einer anderen Welt stammt, zu berühren. Alle Gedanken an Roland und Patrick sind verflogen. Sie kann nur an Eddie denken – Eddie, der hier und jetzt vor ihr steht, Eddie, der wieder lebt. Und wenn dies nicht
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