Der dunkle Turm - Gesamtausgabe
was nicht.«
Ein anderer streckte die Hand aus und strich mit dem Finger über die fünf Zentimeter Fleisch an der Innenseite von Eddies linkem Ellbogen.
»Und das sind keine Nadelspuren.«
Eddie schob die Hand weg. »Moskitostiche. Das habe ich Ihnen gesagt. Fast verheilt. Großer Gott, das sehen Sie doch selbst!«
Sie sahen es. Dieser Deal war nicht über Nacht zustande gekommen, und Eddie hatte schon vor mehr als einem Monat aufgehört, in den Arm zu drücken. Henry hätte das nicht gekonnt, und das war einer der Gründe, weshalb es Eddie gewesen war, weshalb es Eddie hatte sein müssen. Wenn er unbedingt hatte fixen müssen, dann hatte er es am linken Oberschenkel getan, wo sein linker Hoden über der Haut des Schenkels lag… wie vergangene Nacht, als das teigige Ding schließlich den Stoff gebracht hatte, der in Ordnung gewesen war. Er hatte weitgehend nur geschnupft, und damit kam Henry nicht mehr aus. Das verursachte Gefühle, die Eddie nicht genau definieren konnte… eine Mischung aus Stolz und Scham. Wenn sie dort nachsahen, wenn sie seine Hoden hoben, konnte er ernsthafte Schwierigkeiten bekommen. Eine Blutprobe konnte ihn in noch größere Schwierigkeiten bringen, aber das war ein Schritt weiter, als sie ohne stichhaltige Beweise gehen konnten – und die hatten sie ganz schlicht und einfach nicht. Sie wußten alles, konnten aber nichts beweisen. Der Unterschied zwischen Wollen und Haben, hätte seine liebe alte Mutter gesagt.
»Moskitostiche.«
»Ja.«
»Und die roten Stellen sind eine Allergie.«
»Ja. Hatte ich schon, als ich auf die Bahamas geflogen bin; nur nicht so schlimm.«
»Hatte er schon, als er dorthin geflogen ist«, sagte einer der Männer zu einem anderen.
»Hm-hmm«, sagte der zweite. »Glaubst du das?«
»Sicher.«
»Glaubst du an den Weihnachtsmann?«
»Sicher. Als Kind habe ich mich einmal mit ihm zusammen fotografieren lassen.« Er sah Eddie an. »Haben Sie ein Foto dieser berühmten roten Stellen vor Ihrer Reise, Eddie?«
Eddie antwortete nicht.
»Wenn sie clean sind, warum wollen Sie dann keine Blutprobe machen lassen?« Das war wieder der erste Mann, der mit der Zigarette im Mundwinkel. Sie war fast bis zum Filter heruntergebrannt.
Eddie war plötzlich wütend – bis zur Weißglut wütend. Er lauschte nach innen.
Okay, antwortete die Stimme auf der Stelle, und Eddie spürte mehr als Zustimmung, er spürte eine Art uneingeschränkter Zustimmung. Er fühlte sich so, wie er sich fühlte, wenn Henry ihn in die Arme nahm, sein Haar zauste, ihm auf die Schulter klopfte und sagte: Das hast du gut gemacht, Junge. Laß es dir nicht zu Kopf steigen, aber das hast du gut gemacht.
»Sie wissen, daß ich clean bin.« Er stand unvermittelt auf – so unvermittelt, daß sie zurückwichen. Er sah den Raucher an, der ihm am nächsten stand. »Und ich will Ihnen was sagen, Baby, wenn Sie nicht sofort diesen Sargnagel aus meinem Gesicht nehmen, dann schlage ich ihn heraus.«
Der Mann wich zurück.
»Sie haben den Scheißetank des Flugzeugs bereits geleert. Großer Gott, Sie haben genügend Zeit gehabt, sich dreimal durchzuwühlen. Sie haben meine Sachen durchsucht. Ich habe mich gebückt und mir von einem von Ihnen den längsten Finger der Welt in den Arsch bohren lassen. Wenn die Krebsvorsorge ein Ausflug ist, dann war das eine gottverdammte Safari. Ich hatte Angst, nach unten zu sehen. Ich habe befürchtet, der Finger dieses Burschen würde aus meinen Schwanz rausgucken.«
Er sah sie alle böse an.
»Sie waren in meinem Arsch, sie waren an meinen Sachen, und ich sitze hier in der Unterhose und lasse mir von Ihnen Rauch ins Gesicht blasen. Sie wollen eine Blutprobe? Okay, dann bringen Sie jemanden her, der eine machen kann.«
Sie murmelten und sahen einander an. Überrascht. Unbehaglich.
»Aber wenn Sie das ohne Gerichtsbeschluß machen wollen«, sagte Eddie, »dann sollte der, der ihn durchführt, besser eine ganze Menge zusätzliche Spritzen und Reagenzgläser mitbringen, weil mich der Teufel holen soll, wenn ich allein pisse. Ich möchte einen Bundesmarschall hier haben, und ich möchte, daß sich jeder einzelne von Ihnen demselben gottverdammten Test unterzieht, und ich möchte Ihre Namen und Ausweisnummern auf jedem Reagenzglas, und weiter möchte ich, daß besagter Bundesmarschall sie in seine Obhut nimmt. Und worauf immer Sie meine untersuchen – Kokain, Heroin, Pillen, Pot, was auch immer –, ich möchte, daß dieselben Tests an den Proben von euch Jungs
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