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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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weiterhin Südosten liegen mochte – jedenfalls aus Richtung Fedic und Discordia –, setzte Pimli Prentiss sich auf und knipste die Nachttischlampe an.
    Dass man die Eier fallen lassen könnte, fürchtet man erst, wenn man fast zu Hause ist.
    Finli hatte davon gesprochen, heute Nacht werde er die Wachen auf den Wachttürmen und entlang den Zäunen verdoppeln. Morgen würden sie sie vielleicht verdreifachen. Nur um ganz sicherzugehen. Und weil Selbstgefälligkeit so kurz vor dem Ende eine wirklich schlimme Sache gewesen wäre.
    Pimli stand auf, ein großer Mann mit behaartem Schmerbauch, der nur seine blaue Schlafanzughose trug. Er pinkelte, dann kniete er vor dem heruntergeklappten Klodeckel nieder, faltete die Hände und betete, bis er sich schläfrig fühlte. Er betete darum, seine Pflicht zu erfüllen. Er betete darum, Probleme zu erkennen, bevor sie ihn anfielen. Er betete für seine Mama, genau wie Jim Jones für seine gebetet hatte, während er beobachtete, wie die Warteschlange zu der Wanne mit vergiftetem Kool-Aid vorrückte. Er betete, bis der Donner zu wenig mehr als einem senilen Murmeln herabgesunken war, und ging dann wieder beruhigt zu Bett. Sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen war, dass er morgen früh als Erstes die Wachen verdreifachen würde, und das war dann auch sein erster Gedanke, als er in dem mit künstlichem Sonnenlicht überfluteten Zimmer aufwachte. Weil man auf die Eier aufpassen musste, wenn man schon fast zu Hause war.

Kapitel VII

K A -S HUME
1
     
    Als Brautigan und seine Freunde fort waren, breitete sich unter den Revolvermännern ein Gefühl aus, das melancholisch und ungewohnt zugleich war, aber anfangs sprach niemand darüber. Jeder von ihnen glaubte, dass diese Melancholie nur ihm oder ihr allein gehöre. Roland, der das Gefühl eigentlich als das hätte erkennen müssen, was es war (Cort hätte es Ka-Shume genannt), schrieb es stattdessen der Sorge um den kommenden Tag und sogar noch mehr der schwächenden Atmosphäre von Donnerschlag zu, wo der Tag trüb und die Nacht finster wie Blindheit war.
    Jedenfalls gab es genug Arbeit für sie, nachdem Brautigan, Earnshaw und Sheemie Ruiz, dieser Freund aus Rolands Jugendtagen, sie verlassen hatten. (Susannah und Eddie hatten beide versucht, mit dem Revolvermann über Sheemie zu reden, aber Roland hatte sie abgewehrt. Jake hatte es, sich auf die Gabe der Fühlungnahme berufend, nicht einmal versucht. Roland war nicht bereit, wieder über diese alten Zeiten zu reden, zumindest jetzt noch nicht.) Es gab einen Fußpfad, der um die Flanke der Steek-Tete herum bergab führte. Sie entdeckten die Höhle, von der der Alte gesprochen hatte, die geschickt mit Felsbrocken und staubigen Wüstensträuchern getarnt war. Sie war viel größer als die obere Höhle und ließ sich durch Gaslaternen beleuchten, die an in die Felswände getriebenen Haken hingen. Jake und Eddie zündeten je zwei zu beiden Seiten an, und dann begutachteten die vier schweigend, was hier alles lagerte.
    Als Erstes fielen Roland die Schlafsäcke auf: vier Stück, die an der linken Höhlenwand aufgereiht waren und zuvorkommenderweise auf aufgeblasenen Luftmatratzen lagen. Auf den Aufnähern der Schlafsäcke stand EIGENTUM DER U.S. ARMY. Neben dem letzten Schlafsack lag eine fünfte Luftmatratze, über die mehrere Badetücher gebreitet waren. Sie haben vier Menschen und ein Tier erwartet, dachte der Revolvermann. Vorauswissen – oder haben sie uns irgendwie beobachtet? Aber ist das überhaupt wichtig?
    Auf einer Kiste mit der Aufschrift VORSICHT! MUNITION! stand ein Gegenstand unter einer blickdichten Staubschutzhaube aus Plastik. Eddie nahm sie ab, worauf eine Maschine mit waagrecht aufgesetzten Spulen zum Vorschein kam. Eine der Spulen war voll. Roland konnte mit dem einzelnen Wort auf der Vorderseite des Geräts nichts anfangen und fragte Susannah danach.
    »Wollensak«, sagte sie. »Eine deutsche Firma. Wenns um diese Dinger geht, die baut die besten.«
    »Längst nicht mehr, Liebling«, sagte Eddie. »In meinem Wann sagen wir gern: ›Sony? Echt Spitze!‹ Die bauen ein Tonbandgerät, das man sich an den Gürtel klipsen kann. Es heißt Walkman. Ich wette, dass dagegen dieser Dinosaurier hier seine zehn Kilo auf die Waage bringt. Mit Batterien bestimmt noch mehr.«
    Susannah begutachtete die unbeschrifteten Tonbandschachteln, die neben dem Wollensak aufgestapelt waren. Es waren insgesamt drei. »Ich kann’s kaum erwarten, endlich zu hören, was auf den Bändern drauf

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