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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Guy denkt, der mit vierzehn an einer Blinddarmentzündung gestorben ist – und dass ihre Mutter ihn seither als Sams Schutzengel bezeichnet. Diesmal wirkt Dr. Sam wie vor den Kopf geschlagen. Außerdem bekommt er es jetzt mit der Angst zu tun. Ob das an den merkwürdigen Kontraktions- und Entspannungs-Bewegungen von Teds Pupillen oder der nüchtern-sachlichen Demonstration von Telepathie ohne dramatisches Stirnreiben, ohne Gemurmel »Ich nehme etwas wahr … warten Sie …« liegt, bleibt unklar, aber Dr. Sam hat jetzt Angst. Er stempelt Teds Freiwilligenbewerbung mit einem großen roten UNTAUGLICH ab und will ihn dann loswerden – der Nächste bitte, wer will nach Frankreich und Senfgas schnüffeln? –, aber Ted fasst ihn sanft, aber durchaus bestimmt am Arm.
    »Hören Sie«, sagt Ted Stevens Brautigan, »ich bin ein echter Telepath. Das habe ich schon mit sechs oder sieben Jahren vermutet – sobald ich alt genug war, um dieses Wort zu kennen –, und ich weiß es sicher, seit ich sechzehn bin. Ich könnte beim Nachrichtendienst wertvolle Arbeit leisten, und auf einem solchen Posten würden Herzgeräusche und Hörschwäche nicht viel ausmachen. Und die Sache mit meinen Augen?« Er greift in die Brusttasche, zieht eine Sonnenbrille heraus und setzt sie auf. »Voilà!«
    Er lächelt Dr. Sam zaghaft an. Was aber nichts nutzt. An der Tür des provisorischen Rekrutierungsbüros im Nebenraum der Turnhalle der Highschool East Hartford ist ein Feldwebel postiert, den der Arzt jetzt heranwinkt. »Dieser junge Mann hat einen T5, und ich habe keine Lust, noch länger mit ihm zu diskutieren. Vielleicht sind Sie so freundlich, ihn hinauszubegleiten.«
    Nun ist es Teds Arm, der gepackt wird – und das nicht gerade sanft.
    »Augenblick!«, sagt Ted. »Ich kann noch was anderes! Etwas, das noch wertvoller ist! Ich weiß nicht, ob es ein Wort dafür gibt, aber …«
    Bevor er weiterreden kann, schleppt der Feldwebel ihn hinaus und befördert ihn den Korridor entlang, an mehreren neugierig gaffenden Jungen und Mädchen in fast genau seinem Alter vorbei. Es gibt ein Wort dafür, und er wird es viele Jahre später im Blauen Himmel erfahren. Das Wort heißt Katalysator, und aus Paul »Pimli« Prentiss’ Sicht macht das Ted Stevens Brautigan so ziemlich zum wertvollsten Hume des Universums.
    Was jedoch nicht an jenem Tag des Jahres 1916 gilt. An diesem Tag des Jahres 1916 wird er eilig den Korridor entlanggeschoben und auf der Granittreppe vor dem Haupteingang deponiert und von einem Mann mit fast greifbar starkem Akzent ermahnt: »Sie bleim jetzt gefälligs hier draußn, Boa.« Nach kurzem Überlegen kommt Ted darauf, dass der Feldwebel ihn nicht tatsächlich als Schlange bezeichnet; aus dem Mund eines Dixiecrats dürfte Boa in diesem Zusammenhang Boy heißen.
    Eine Zeit lang bleibt Ted einfach dort stehen, wo er deponiert worden ist. Er denkt: Wie viel braucht’s eigentlich, um euch zu überzeugen? Und: Wie blind kann man nur sein? Er kann nicht glauben, was ihm gerade zugestoßen ist.
    Er muss es aber glauben, steht er doch hier draußen vor der Tür. Und nach einem sechs Meilen langen Spaziergang um Hartford glaubt er, auch etwas anderes zu verstehen. Sie werden es nie glauben. Keiner von ihnen. Niemals. Sie weigern sich zu erkennen, dass jemand, der die Gedanken des versammelten deutschen Oberkommandos lesen könnte, ein bisschen nützlich sein könnte. Jemand, der dem alliierten Oberkommando sagen könnte, wo die nächste deutsche Großoffensive stattfinden wird. Jemand, der so was mehrmals – vielleicht sogar nur ein- oder zweimal! – schaffte, konnte den Krieg vielleicht bis Weihnachten beenden. Aber er wird keine Gelegenheit dazu haben, weil man ihm keine geben wird. Und warum nicht? Das hat etwas damit zu tun, weshalb der zweite Arzt seine Zahl geändert hat, nachdem Ted sie gesagt hatte, und dann keine zweite aufschreiben wollte. Weil sie tief im Innersten kämpfen wollen und ein Kerl wie er bloß alles verderben würde.
    Irgendwas in dieser Art.
    Scheiß drauf. Er wird nach Harvard gehen und auf Kosten seines Onkels studieren.
    Und das tut er dann auch. Harvard ist alles das, was Dinky ihnen erzählt hat, und noch mehr: Theatergruppe, Debattierclub, Harvard Crimson, Mathematische Oddfellows und natürlich die Krönung des Ganzen: die Phi-Beta-Kappa-Mitgliedschaft. Er spart seinem Onkel sogar ein paar Bucks, indem er sein Abschlussexamen vorzeitig ablegt.
    Er reist durch Südfrankreich, der Krieg ist längst vorbei,

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