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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Unabhängig davon, wie lange ich bleibe. Das ist nur eine der ungeheuer praktischen Eigenschaften des Pfefferkuchenhäuschens.
    Ihr müsst verstehen – Sheemies alter Freund tut das vielleicht schon –, dass wir drei Rebellen in einer Gesellschaft sind, deren Ideal es ist, sich anzupassen, um zurechtzukommen, selbst um den Preis der Beendigung aller Existenz … und das eher früher als später. Wir besitzen eine Anzahl äußerst nützlicher Talente, die wir bündeln können, und haben es auf diese Weise geschafft, immer eine Schrittlänge Vorsprung zu halten. Bekämen Prentiss oder Finli o’ Tego – das ist Prentiss’ Sicherheitschef – jedoch heraus, was wir zu tun versuchen, wäre Dinky noch am selben Tag Wurmfutter. Sheemie vermutlich auch. Aus Gründen, zu denen ich noch kommen werde, hätte ich vielleicht noch etwas länger Zeit zu leben. Wenn Pimli Prentiss allerdings erführe, dass ich versucht habe, einen echten Revolvermann auf ihn anzusetzen – einen, dem es anscheinend zu verdanken ist, dass nicht weit von hier über fünf Dutzend Grünkittel erledigt wurden –, wäre sogar mein Leben gefährdet.« Eine Pause. »So wertlos es auch ist.«
    Dann folgte eine längere Pause. Die zuvor leere Tonbandspule war jetzt halb voll. »Hört also zu«, sagte Brautigan, »dann erzähle ich euch die Geschichte eines bedauernswerten und unglücklichen Mannes. Meine Erzählung dauert vielleicht länger, als ihr gerade Zeit habt; in diesem Fall verstehen bestimmt drei von euch den Zweck der Taste SCHNELLER VORLAUF. Was mich betrifft, bin ich an einem Ort, an dem es keine Uhren gibt und Brokkoli zweifellos per Gesetz verboten sind. Ich habe unendlich viel Zeit.«
    Eddie fiel wieder auf, wie müde die Stimme dieses Mannes klang.
    »Ich möchte nur vorschlagen, dass ihr es unterlasst, schnell vorzuspulen, es sei denn, es muss sein. Wie ich schon gesagt habe, kann es darin etwas geben, was euch weiterhilft, auch wenn ich nicht sagen könnte, was. Ich bin einfach zu nahe dran. Und zudem bin ich es müde, ständig auf der Hut sein zu müssen, nicht nur tagsüber, sondern auch im Schlaf. Könnte ich nicht ab und zu ins Pfefferkuchenhäuschen verschwinden, um dort zu schlafen, ohne mich vorsehen zu müssen, hätten Finlis Can-Toi-Jungs uns drei bestimmt schon längst geschnappt. In einer Ecke dieses Raums gibt es ein Sofa, das ebenfalls aus diesen wunderbar unklebrigen Marshmallows besteht. Darauf kann ich mich ausstrecken und die Albträume haben, die ich brauche, um bei Verstand zu bleiben. Danach kann ich ins Devar-Toi zurückkehren, wo es meine Aufgabe ist, nicht nur mich, sondern auch Sheemie und Dinky zu beschützen. Dafür zu sorgen, dass die Wachen und ihre gottverdammte Telemetrie auch während unserer geheimen Tätigkeit auf eine Weise getäuscht werden, dass es so aussieht, als wären wir ständig dort gewesen, wo wir hingehören: in unseren Wohnungen, im Studiersaal, vielleicht in einem Film, der im Gem gezeigt wird, oder nach der Vorstellung beim Eisessen in Sardin’s Drug Store. Das bedeutet aber auch, dass wir weiterhin als Brecher arbeiten, und ich kann jeden Tag spüren, wie der Balken, an dem wir gegenwärtig arbeiten – Bär und Schildkröte – sich immer mehr durchbiegt.
    Kommt schnell her, Leute. Das wünsche ich mir von euch. Kommt so schnell her, wie ihr irgend könnt. Es geht nämlich nicht nur darum, ob mir nicht irgendein Schnitzer unterläuft. Dinky ist schrecklich cholerisch und hat die Angewohnheit, in wüste Schimpfkanonaden auszubrechen, wenn er sich provoziert fühlt. In einem solchen Zustand könnte er jederzeit etwas Falsches sagen. Sheemie tut zwar sein Bestes, aber wenn jemand ihm die falsche Frage stellen oder ihn bei der falschen Tätigkeit erwischen würde, wenn ich nicht in der Nähe bin, um die Sache auszubügeln …«
    Brautigan führte diesen Gedankengang nicht zu Ende. Aus Sicht seiner Zuhörer war das auch nicht nötig.
     
     

3
     
    Als er fortfährt, beginnt er damit, dass er ihnen erzählt, er sei im Jahr 1898 in Milford, Connecticut, geboren. Wir alle kennen Einleitungssätze dieser Art gut genug, um zu wissen, dass sie – was immer daraus werden wird – den Beginn einer Autobiografie bezeichnen. Aber während sie dieser Stimme lauschen, fällt den Revolvermännern etwas auf, was ihnen bekannt vorkommt; das gilt sogar für Oy. Anfangs können sie diesen Eindruck nicht recht definieren, aber nach einiger Zeit kommen sie darauf. Die Geschichte von Ted Brautigan, eines

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