Der dunkle Turm - Gesamtausgabe
führen. Wer auf Gamry besteht, verlangt Qualität! Ziemlich dunkel hier drinnen, was? Kann ich Ihnen mit Rezepten oder Kochzeiten behilflich sein?«
»Du kannst mir behilflich sein, indem du die Klappe hältst«, sagte Eddie, worauf der Grill stumm blieb. Eddie fragte sich, ob er das Gerät beleidigt hatte, und überlegte dann, ob er deshalb vielleicht Selbstmord verüben sollte, um die Welt von einem Problem zu befreien.
Roland öffnete vier Dosen Pfirsiche, roch daran und nickte. »In Ordnung, glaube ich«, sagte er. »Süß.«
Sie waren eben mit dieser Mahlzeit fertig, als die Luft vor dem Höhleneingang auf einmal zu schimmern begann. Im nächsten Augenblick erschienen Ted Brautigan, Dinky Earnshaw und Sheemie Ruiz. In ihrer Begleitung befand sich der Rod, den sie auf Rolands Wunsch mitgebracht hatten. Er trug eine ausgebleichte und zerfetzte Latzhose und wirkte unterwürfig und sehr verängstigt.
»Kommt rein und esst mit«, sagte Roland freundlich, als wäre ein aus der Luft aufgetauchtes Quartett von Teleportern etwas Alltägliches. »Es gibt reichlich.«
»Wir sollten das Frühstück vielleicht lieber auslassen«, sagte Dinky. »Wir haben nicht viel Z …«
Bevor er ausreden konnte, gaben Sheemies Knie nach, und er brach am Höhleneingang zusammen. Er verdrehte die Augen, sodass nur noch das Weiße sichtbar war, und zwischen seinen aufgesprungenen Lippen quoll dünner, schaumiger Speichel hervor. Er begann, zu zittern und zu zucken, und trat dabei so krampfartig mit den Beinen um sich, dass er mit den Gummimokassins Furchen in den Gesteinsschutt kratzte.
Kapitel X
D AS LETZTE P ALAVER (S HEEMIES T RAUM )
1
Was als Nächstes kam, konnte man nicht als Tumult bezeichnen, wie Susannah fand; um einen solchen Zustand herbeizuführen, brauchte man bestimmt mindestens ein Dutzend Leute, und sie waren nur zu siebt. Zu acht, wenn man den Rod mitzählte, was man eigentlich auch tun musste, war er doch für einen wesentlichen Teil des Aufruhrs verantwortlich. Sobald er Roland sah, fiel er auf die Knie, hob die Hände wie ein Footballschiedsrichter, der einen erfolgreichen Zusatzversuch signalisierte, über den Kopf und verbeugte sich in schneller Folge. Jede Abwärtsbewegung fiel so extrem aus, dass er mit der Stirn auf den Höhlenboden schlug. Gleichzeitig brabbelte er aus voller Lunge etwas in seiner seltsamen, vokalreichen Sprache. Während er diese Turnübungen vollführte, ließ er Roland keine Sekunde aus den Augen. Susannah hatte kaum Zweifel, dass der Revolvermann als irgendeine Art Gott begrüßt wurde.
Auch Ted sank auf die Knie, aber seine ganze Aufmerksamkeit galt Sheemie. Der Alte umfasste dessen Kopf mit beiden Händen, damit Sheemie ihn nicht hin- und herwerfen konnte; auf der linken Wange – gefährlich dicht unter dem Auge – hatte Rolands alter Freund aus seiner Zeit in Mejis bereits eine Schnittwunde, die von einem scharfkantigen Stein herrührte. Inzwischen lief Sheemie auch Blut aus dem Mund und verteilte sich über seine bescheiden stoppelbärtigen Wangen.
»Gebt mir etwas, was ich ihm zwischen die Zähne stecken kann!«, rief Ted. »Los, irgendjemand! Wacht auf! Scheiße, er beißt sich noch die Zunge ab!«
An der offenen Kiste mit den Schnaatzen lehnte noch der Holzdeckel. Roland schlug ihn so kräftig über sein erhobenes Knie – seine Hüfte ließ jetzt keine Anzeichen von Gelenkstarre erkennen, wie Susannah auffiel –, dass er zersplitterte. Susannah schnappte sich ein Stück aus der Luft und wandte sich damit Sheemie zu. Sie brauchte sich natürlich nicht erst wie die anderen hinzuknien; sie befand sich ohnehin ständig auf den Knien. Das eine Ende des Holzstücks war scharfkantig gezackt. Sie legte schützend eine Hand darüber und schob Sheemie dann das andere Ende zwischen die Zähne. Er biss so fest darauf, dass ein Knirschen zu hören war.
Der Rod setzte inzwischen seinen in hoher Tonlage, fast im Falsett vorgetragenen Singsang fort. Die einzigen Wörter, die Susannah von diesem Kauderwelsch verstand, waren Heil, Roland, Gilead und Eld.
»Irgendwer soll dafür sorgen, dass er die Klappe hält!«, rief Dinky, worauf Oy zu kläffen begann.
»Kümmere dich nicht um den Rod, halt lieber Sheemies Beine fest!«, fauchte Ted. »Halt ihn still!«
Dinky kniete sich nun ebenfalls hin und packte Sheemie an den Füßen, von denen einer jetzt nackt war, während der andere noch in dem absurden Gummimokassin steckte.
»Oy, Schnauze!«, sagte Jake, und Oy hielt die Schnauze.
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