Der dunkle Turm - Gesamtausgabe
Road hinauf zur Route 7. Wir fahren manchmal zum Abendessen zu Warrington’s. Ich kenne diese Straße.«
»Kann aber nich dafür garantiern, dass Se ihm da begegnen«, sagte der Gärtner, »is aber wahrscheinlich.« Er bückte sich, hob seinen Hut auf und fing an, frisch gemähtes Gras von ihm abzubürsten. Das tat er mit langen, langsamen Strichen wie ein Mann, der in einem Traum gefangen ist. »Haja, kommt mir wahrscheinlich vor.« Und dann, noch immer wie ein Mann, der wachend träumt, klemmte er sich den Hut unter den Arm, berührte die Stirn mit der Faust und beugte ein Knie vor dem Fremden mit dem großkalibrigen Revolver an der Hüfte. Wieso auch nicht?
Der Fremde war von weißem Licht umgeben.
13
Als Roland wieder ins Fahrerhaus des Pick-ups kletterte – eine Aufgabe, die durch die rasch zunehmenden Schmerzen in seiner rechten Hüfte erschwert wurde –, berührte er mit der Hand Jakes Bein, und plötzlich wusste er, was Jake zurückgehalten hatte – und weshalb. Er hatte gefürchtet, dieses Wissen könnte die Konzentration des Revolvermanns auf ihre Aufgabe beeinträchtigen. Es war jedenfalls nicht Ka-Shume, was der Junge empfand, sonst hätte Roland es ebenfalls empfunden. Wie sollte es überhaupt Ka-Shume zwischen ihnen geben, wo ihr Tet doch bereits zerbrochen war? Ihre besondere Kraft, größer als die Summe ihrer einzelnen Kräfte, möglicherweise vom Balken selbst herrührend, existierte nicht mehr. Sie waren jetzt lediglich drei Freunde (vier, wenn man den Bumbler mitzählte), die ein gemeinsamer Zweck einte. Und sie würden King retten, das wusste Jake. Sie würden den Schriftsteller retten, um so der Rettung des Turms einen Schritt näher zu kommen. Aber ein weiterer von ihnen würde dabei sterben.
Auch das wusste Jake.
14
Auf einmal fiel Roland eine alte Lebensweisheit ein, die er von seinem Vater hatte: Wenn das Ka es so will, lass es geschehen. Ja; in Ordnung; es sollte so sein.
In den langen Jahren, die er auf der Fährte des Mannes in Schwarz verbracht hatte, hätte der Revolvermann geschworen, nichts im Universum könne ihn jemals dazu bringen, dem Turm zu entsagen; hatte er zu Beginn seiner schrecklichen Laufbahn auf der Suche nach ihm nicht buchstäblich die eigene Mutter ermordet? Aber in jenen Jahren war er freundlos, kinderlos und (das gestand er sich nicht gern ein, aber es war wahr) herzlos gewesen. Er hatte sich von der gefühllosen Romantik betören lassen, die Herzlose für Liebe hielten. Jetzt hatte er einen Sohn, und er hatte eine zweite Chance bekommen, und er hatte sich verändert. Auch das Wissen, dass einer von ihnen würde sterben müssen, um den Schriftsteller zu retten – dass ihre Gemeinschaft nochmals und schon so bald verringert werden musste –, konnte ihn nicht zur Aufgabe bewegen. Aber er würde dafür sorgen, dass diesmal Roland von Gilead, nicht Jake von New York, das Opfer brachte.
Wusste der Junge, dass er hinter sein Geheimnis gekommen war? Keine Zeit, sich jetzt länger darüber Gedanken zu machen.
Roland knallte die Beifahrertür des Truckomobils zu und sah die Frau an. »Du heißt Irene?«, fragte er.
Sie nickte.
»Fahr, Irene. Stell dir vor, Fürst Bocksbein wäre mit Vergewaltigung im Sinn hinter dir her, tu’s, ich bitte dich. Die Warrington’s Road entlang. Wenn wir ihn dort nicht sehen, auf die Siebenerstraße hinaus. Tust du das?«
»Scheiße, ja!«, sagte Mrs. Tassenbaum und legte schwungvoll den Rückwärtsgang ein.
Der Motor heulte auf, aber der Pick-up rollte zunächst langsam vorwärts, als würde ihn die vor ihm liegende Aufgabe so sehr ängstigen, dass er lieber im See enden wollte. Dann ließ sie die Kupplung ganz kommen, und der alte International Harvester machte einen Satz, röhrte rückwärts die steile Zufahrt hinauf und zog dabei eine Wolke aus blauem Rauch und verbranntem Gummi hinter sich her.
Garrett McKeens Urenkel gaffte ihnen mit offen stehendem Mund nach. Er hatte keine Erinnerung daran, was sich gerade ereignet hatte, aber er war sich sicher, dass sehr viel von dem abhängen würde, was als Nächstes geschah.
Möglicherweise sogar alles.
15
Auf einmal so dringend pinkeln zu müssen war komisch, hatte Bryan Smith doch zuletzt genau das getan, bevor er den Million Dollar Campground verlassen hatte. Und nachdem er über die beschissene Steinmauer geklettert war, hat er bloß ein paar Tropfen rausgebracht, obwohl er vorher das Gefühl gehabt hatte, die Blase würde ihm gleich
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