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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Straßengraben geraten und sich überschlagen (»einen Kopfstand machen«, wie man in den Vierzigerjahren sagte, als Elvira und sie noch auf dem Vassar waren), aber der Fahrer lenkt ihn im letzten Augenblick wieder auf die Straße zurück.
    »Vorsicht, der Kerl ist betrunken oder sonst was!«, sagt Justine erschrocken. Sie zieht Elvira vom Fahrbahnrand zurück, aber sie müssen feststellen, dass die alte Mauer mit vorgelagerten Himbeerbüschen ihnen den Weg versperrt. Die Dornen verfangen sich in ihren leichten Sommerhosen (Gott sei Dank, dass keine von uns Shorts getragen hat, wird Justine später denken … als sie zum Denken Zeit hat) und ziehen Fäden aus dem Stoff.
    Justine überlegt sich, dass sie ihrer Freundin einen Arm um die Schultern legen und sie beide über die hüfthohe Mauer katapultieren sollte – mit einem Rückwärtssalto, genau wie damals vor vielen Jahren im Turnunterricht –, aber bevor sie sich dazu entschließen kann, ist der blaue Van auch schon bei ihnen, allerdings befindet er sich im Augenblick, in dem er an ihnen vorbeizieht, mehr oder weniger auf der Straße, sodass er für sie keine Gefahr mehr darstellt.
    Justine beobachtet, wie er mit gedämpft wummernder Rockmusik vorbeifährt, spürt ihr Herz gewaltig pochen und hat den schalen, metallischen Geschmack von etwas auf der Zunge, was ihr Körper ausgeschüttet haben muss – Adrenalin wäre da wohl die wahrscheinlichste Möglichkeit. Auf halber Strecke den Hügel hinauf gerät der Minivan nun wieder über den weißen Mittelstrich. Der Fahrer korrigiert seinen Fehler … nein, überkorrigiert ihn. Der blaue Van gerät abermals aufs rechte Bankett und wirbelt auf einer Strecke von fünfzig Metern gelben Staub auf.
    »Gottchen, hoffentlich sieht Stephen King dieses Arschloch rechtzeitig«, sagt Elvira. Sie sind dem Schriftsteller ungefähr eine halbe Meile von hier begegnet und haben einander gegrüßt. In der ganzen Kleinstadt gibt es wahrscheinlich niemanden, der ihn nicht schon einmal bei einem seiner Nachmittagsspaziergänge gesehen hat.
    Als hätte der Fahrer gehört, dass Elvira ihn ein Arschloch genannt hat, flammen plötzlich die Bremsleuchten des blauen Minivans auf. Der Wagen rollt ganz von der Straße und kommt zum Stehen. Kaum öffnet sich die Tür, hören die beiden Damen ohrenbetäubend laute Rockmusik wummern. Sie hören auch, wie der Fahrer jemanden anschnauzt (Elvira und Justine bemitleiden jeden, der an einem so schönen Juninachmittag bei solch einem Subjekt mitfahren muss). »Lasst es bloß in Ruhe!«, brüllt er. »’s gehört nich euch, verstandn?« Und dann greift der Fahrer in den Wagen, holt einen Spazierstock heraus und benutzt ihn, um über die Mauer zu klettern und in den Büschen zu verschwinden. Der Van steht mit laufendem Motor und offener Fahrertür auf dem Seitenstreifen und verströmt bläuliche Abgaswolken am einen Ende und Rockmusik am anderen.
    »Was macht er denn da?«, fragt Justine leicht nervös.
    »Eine Pinkelpause, würde ich mal vermuten«, sagt ihre Freundin. »Und wenn Mr. King dort hinten Glück hat, muss der Kerl vielleicht sogar ein großes Geschäft verrichten. Dann hätte Mr. King Zeit, die Route 7 zu verlassen und wieder die Turtleback Lane zu erreichen.«
    Justine hat plötzlich keine Lust mehr, Himbeeren zu pflücken. Sie will nach Hause und sich erst einmal einen starken Tee gönnen.
    Der Mann kommt in flottern Tempo aus den Büschen gehinkt und klettert mithilfe seines Stocks über die Mauer zurück.
    »Ich glaube, er hat doch nicht Aa gemusst«, sagt Elvira, und als der schlechte Fahrer wieder in seinen blauen Van steigt, sehen die beiden alten Frauen sich an und brechen in Kichern aus.
     
     

12
     
    Roland beobachtete, wie der alte Mann der Frau den Weg erklärte – irgendwas mit der Warrington’s Road, die sie als Abkürzung nehmen sollte –, und dann öffnete Jake wieder die Augen. Roland fand, dass der Junge unsagbar erschöpft aussah.
    »Ich hab’s geschafft, ihn anhalten und pinkeln gehen zu lassen«, sagte er. »Jetzt ist er mit irgendwas hinter seinem Sitz beschäftigt. Ich kann nicht sagen, was es ist, aber es wird ihn nicht lang aufhalten. Roland, das sieht nicht gut aus. Wir sind schrecklich spät dran. Wir müssen weiter.«
    Roland sah die Frau an und konnte nur hoffen, dass seine Entscheidung, sie am Steuer nicht durch den Alten zu ersetzen, richtig gewesen war. »Wisst Ihr, wohin wir müssen? Habt Ihr alles verstanden?«
    »Ja«, sagte sie. »Die Warrington’s

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