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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ergänzte der Revolvermann. »Das ist eine gute Regel, aye. Was möchtet Ihr sehen? Was wird euch bestätigen, dass ich der bin, der ich zu sein behaupte … und den Ihr vor Euch zu haben glaubt?«
    »Ihr Revolver«, sagte sie.
    Roland zog das T-Shirt mit dem Old-Home-Days-Aufdruck aus der Tragetasche und nahm dann das Holster heraus. Er wickelte den Patronengurt ab und zog schließlich den Revolver mit dem Sandelholzgriff heraus. Er hörte Marian Carver ehrfurchtsvoll Luft einsaugen, zog es aber vor, ihre Reaktion nicht weiter zu beachten. Gleichzeitig sah er, dass die beiden Wachmänner in den gut geschnittenen Anzügen näher herangekommen waren und ebenfalls große Augen machten.
    »Seht ihn euch gut an!«, rief Moses Carver aus. »Aye, jeder einzelne von euch! Sagt Gott! Später könnt ihr euren Enkeln erzählen, dass ihr Excalibur, das Schwert König Artus’ gesehen habt, weil dies hier nämlich aufs Gleiche hinausläuft!«
    Roland hielt Marian den Revolver seines Vaters hin. Er wusste, dass sie die Waffe ergreifen musste, um seine Identität bestätigen zu können, und das tun musste, bevor sie ihn ins Innere der Tet Corporation mitnahm (in dem der Falsche großen Schaden hätte anrichten können), aber im Augenblick war sie außerstande, ihre Aufgabe zu erfüllen. Dann gab sie sich einen Ruck, griff nach dem Revolver und riss angesichts seines Gewichts gleich noch einmal die Augen auf. Sie achtete tunlichst darauf, den Abzug nicht zu berühren, als sie sich den Lauf nun vors Gesicht hob, um das in der Nähe der Mündung eingeprägte Symbol besser sehen zu können.
     

     
    »Wollen Sie mir verraten, was dieses Zeichen bedeutet, Mr. Deschain?«, fragte sie ihn.
    »Ja«, sagte er, »wenn du mich Roland nennst.«
    »Wie Sie … äh … du willst, ich werd’s versuchen.«
    »Es ist Arthurs Zeichen«, sagte er und fuhr mit der Fingerspitze darüber. »Das einzige Symbol auf dem Portal seiner Grabkammer, wenns beliebt. Es ist sein Dinh-Zeichen, und es bedeutet WEISS.«
    Der Alte streckte seine zitternden Hände aus: stumm, aber gebieterisch.
    »Ist er geladen?«, fragte sie Roland und gab die Antwort dann gleich selbst: »Natürlich ist er das.«
    »Gib ihm die Waffe«, sagte Roland.
    Marian machte ein zweifelndes Gesicht, und die beiden Wachen wirkten noch skeptischer, aber Daddy Mose streckte weiter die Hände nach dem Witwenmacher aus. Roland nickte. Die Frau übergab den Revolver widerstrebend ihrem Vater. Der Alte nahm ihn entgegen, hielt ihn in beiden Händen und tat dann etwas, was das Herz des Revolvermanns erwärmte und zugleich frösteln ließ: Er küsste den Lauf mit alten, welken Lippen.
    »Was schmeckt Ihr dort?«, fragte Roland mit aufrichtiger Neugierde.
    »Die Jahre, Revolvermann«, sagte Moses Carver. »Das tue ich.« Und mit diesen Worten hielt er seiner Tochter die Waffe wieder mit dem Griff voraus hin.
    Marian gab sie gleich an Roland weiter, als wäre sie froh, sich von ihrem ernsten, todbringenden Gewicht befreien zu können, worauf er die Waffe wieder in das Holster steckte und anschließend den Patronengurt darumwickelte.
    »Bitte treten … tritt ein«, sagte sie. »Auch wenn deine Zeit beschränkt ist, wollen wir sie so fröhlich gestalten, wie es deine Trauer zulässt.«
    »Darauf ein Amen!«, sagte der Alte und schlug Roland auf die Schulter. »Sie lebt noch, meine Odetta … die Sie Susannah nennen. Das ist immerhin etwas. Ich dachte, Sie würden sich freuen, das zu hören, Sir.«
    Roland war froh darüber, nickte seinen Dank.
    »Komm jetzt, Roland«, sagte Marian Carver. »Komm, und sei uns willkommen, denn das hier ist auch dein Haus, und wir wissen, dass du uns wahrscheinlich nie wieder besuchen wirst.«
     
     

10
     
    Marian Carvers Büro lag in der Nordwestecke des neunundneunzigsten Stocks. Hier waren die Fensterwände durch keine einzige Strebe oder Stütze unterbrochen, und die Aussicht verschlug dem Revolvermann fast den Atem. Blickte man an dieser Ecke stehend hinaus, hatte man das Gefühl, über einer Skyline, die phantastischer war, als irgendjemand sie sich hätte vorstellen können, in der Luft zu hängen. Trotzdem hatte er sie schon einmal gesehen, erkannte er doch jene Hängebrücke und einige der diesseitigen Wolkenkratzer wieder. Die Brücke musste er wiedererkennen, weil sie alle in einer anderen Welt beinahe auf ihr gestorben wären. Von dieser Brücke aus war Jake von Schlitzer entführt und zum Ticktackmann verschleppt worden. Das hier war nichts anderes als

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