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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hell.
    »Wie war es in Oxford, Miz Holmes?« fragte Andrew zögernd.
    »Feucht. Februar oder nicht, es war feucht.« Sie verstummte und sagte sich, sie würde die Worte nicht aussprechen, die sich wie Erbrochenes in ihrem Hals stauten, sie würde sie wieder hinunterschlucken. Sie auszusprechen, wäre unnötig brutal. Andrews Worte vom letzten Revolvermann der Welt waren nichts weiter als Teil seines endlosen Geschwätzes gewesen. Aber zu allem anderen war es einfach etwas zuviel, und es kam trotzdem heraus, was sie nicht sagen wollte. Ihre Stimme klang so ruhig und resolut wie immer, vermutete sie, aber sie selbst ließ sich nicht täuschen: Sie konnte ein Nuscheln erkennen, wenn sie es hörte. »Der Bürge mit der Kaution kam sofort, er war im voraus verständigt worden. Sie hielten uns dennoch so lange sie konnten fest, und ich habe mich solange es ging zusammengenommen, aber ich denke, sie haben diese Runde gewonnen, weil ich mich am Ende naß gemacht habe.« Sie sah Andrews Augen wieder wegzucken und wollte aufhören, konnte aber nicht aufhören. »Sehen Sie, das wollen sie einem beibringen. Ich denke, teilweise, weil es einem angst macht, und eine verängstigte Person kommt vielleicht nicht wieder in ihre kostbaren Südstaaten hinunter. Aber ich glaube, die meisten – sogar die dummen, und sie sind keineswegs alle dumm – wissen, daß die Veränderungen letztendlich doch kommen werden, was sie auch immer tun, und daher ergreifen sie die Gelegenheit, einen zu entwürdigen, solange sie noch können. Um einem zu zeigen, daß man entwürdigt werden kann. Man kann vor Gott, Christus und sämtlichen Heiligen schwören, daß man sich nicht, nicht beschmutzen wird, aber wenn sie einen lange genug bearbeiten, macht man es natürlich doch. Die Lektion ist, man ist nur ein Tier im Käfig, nicht mehr und nicht besser. Nur ein Tier im Käfig. Und ich habe mich naß gemacht. Ich kann den verdammten getrockneten Urin und die Arrestzelle immer noch riechen. Wissen Sie, die glauben, wir stammen von den Affen ab. Und genauso rieche ich meines Erachtens momentan auch.
    Wie ein Affe.«
    Sie sah Andrews Augen im Rückspiegel, und es tat ihr leid, wie diese Augen dreinblickten. Manchmal war Urin nicht das einzige, was man nicht halten konnte.
    »Tut mir leid, Miz Holmes.«
    »Nein«, sagte sie und rieb sich wieder die Schläfen. »Ich bin diejenige, der es leid tut. Es waren drei anstrengende Tage, Andrew.«
    »Das glaube ich«, sagte er mit einer schockierten, altjüngferlichen Stimme, bei der sie unwillkürlich lachen mußte. Aber der größte Teil von ihr lachte nicht. Sie hatte zu wissen geglaubt, was sie erwartete, wie schlimm es wirklich werden konnte. Sie hatte sich geirrt.
    Drei anstrengende Tage. Nun, so konnte man es auch ausdrücken. Eine andere Ausdrucksweise war, daß die drei Tage in Oxford, Mississippi, ein Kurzurlaub in der Hölle gewesen waren. Aber manche Dinge konnte man nicht aussprechen. Man starb lieber, bevor man sie aussprach… es sei denn, man wurde aufgefordert, sie vor dem Thron Gottes des Allmächtigen zu bezeugen, wo selbst die Wahrheiten, welche die schrecklichen Gewitter in der seltsamen grauen Gallertmasse zwischen den Ohren erzeugten (die Wissenschaftler sagten, diese graue Gallertmasse wäre ohne Nerven, und wenn das nicht ein Heuler und ein halber war, dann wußte sie nicht, was einer war), ausgesprochen werden mußten, wie sie glaubte.
    »Ich will nur nach Hause und baden, baden, baden, und schlafen, schlafen, schlafen. Ich schätze, dann werde ich wieder so frisch wie Regen sein.«
    »Aber sicher! Ganz genau das werden Sie sein!« Andrew wollte sich für etwas entschuldigen, und dies war die einzige Art, wie er es konnte. Darüber hinaus wollte er keine weitere Unterhaltung riskieren. Daher fuhren die beiden in ungewohntem Schweigen zu dem grauen viktorianischen Wohnblock an der Ecke Fifth und Central Park South, einem sehr exklusiven viktorianischen Wohnblock, und sie vermutete, diese Tatsache machte sie zu einem Durchbruch, und sie wußte, in diesen guti-guti Wohnungen gab es Leute, die nur dann mit ihr sprachen, wenn es sich auf gar keinen Fall vermeiden ließ, was ihr eigentlich nichts ausmachte. Zudem stand sie über ihnen, und sie wußten, daß sie über ihnen stand. Sie hatte bei mehr als einer Gelegenheit darüber nachgedacht, daß es einige von ihnen gewaltig vergällt haben mußte, das Wissen, daß im Penthouse dieses feinen, ehrbaren alten Bauwerks, wo die einzigen schwarzen Hände,

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