Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Hand hielt, mit sich hinter den Steinhaufen der ehemaligen Pyramide. In dem mit Sauerampfer und Stechapfel durchsetzten hohen Gras lagen weitere behauene Steine verborgen; sie stolperten darüber und schlugen schließlich der Länge nach hin. Roland spürte, wie sich ihm die Ecke eines der Steine schmerzhaft in die Rippen bohrte.
    Das Pfeifen stieg weiter an und wurde zu einem ohrenbetäubenden Kreischen. Roland sah etwas Goldenes – einen Schnaatz – in der Luft vorbeiflitzen. Das Geschoss traf den Karren, detonierte und verstreute ihre Gunna nach allen Himmelsrichtungen. Das meiste Zeug landete wieder auf der Straße; Konservenbüchsen ratterten und hüpften über den Belag, einige platzen dabei auf.
    Dann folgte ein hohes, keckerndes Gelächter, bei dem sich Roland die Nackenhaare sträubten; Patrick hielt sich die Ohren zu. Der Wahnsinn in diesem Lachen war fast unerträglich.
    »HERAUS MIT DIR!«, forderte diese ferne, wahnsinnig lachende Stimme. »KOMM HERVOR UND SPIEL MIT, ROLAND! KOMM ZU MIR! WILLST DU NACH ALL DIESEN LANGEN JAHREN NICHT ZU DEINEM TURM KOMMEN?«
    Patrick starrte ihn an; sein Blick wirkte ängstlich und verzweifelt. Er hielt sich den Zeichenblock wie einen Schild an die Brust gepresst.
    Roland spähte vorsichtig um eine Ecke der Pyramide und erkannte auf einem Balkon im zweiten Turmgeschoss genau das, was er auf Sai Sayres Gemälde gesehen hatte: einen roten und drei weiße Kleckse, ein Gesicht und zwei erhobene Hände. Das hier war jedoch kein Gemälde. Eine der Hände schnellte in einer Wurfbewegung nach vorn, und gleich darauf war ein weiteres ansteigendes höllisches Heulen zu hören. Roland wälzte sich hinter die eingestürzte Pyramide zurück. Es folgte eine scheinbar endlos lange Pause, bis der Schnaatz die andere Seite des Steinhaufens traf und detonierte. Die Druckwelle warf sie nach vorn aufs Gesicht. Patrick kreischte vor Entsetzen. Die Steinbrocken spritzten nur so nach allen Seiten. Einige davon fielen auch polternd auf die Straße, allerdings sah Roland keinen der Splitter auch nur eine einzige Rose treffen.
    Der Junge rappelte sich kniend auf und wäre davongerannt – wahrscheinlich zur Straße zurück –, hätte Roland ihn nicht am Kragen der Wildlederjacke gepackt und wieder zu Boden gerissen.
    »Hier passiert uns nichts«, flüsterte er Patrick zu. »Sieh her.« Er griff in ein Loch, das ein herausgefallener Stein hinterlassen hatte, klopfte darin mit dem Fingerknöchel auf etwas, was dumpf nachhallte, und zeigte dann mit angestrengtem Grinsen die Zähne. »Stahl! Yar! Er kann dieses Ding mit einem Dutzend seiner fliegenden Feuerkugeln treffen, ohne es zum Einsturz zu bringen. Er schafft es höchstens, die Verkleidung wegzusprengen und den Stahlkern freizulegen. Kapiert? Und ich glaube nicht, dass er seine Munition sinnlos vergeuden will. Er hat bestimmt nicht viel mehr, als ein Esel tragen kann.«
    Bevor Patrick ihm zeigen konnte, dass er verstanden hatte, streckte Roland wieder den Kopf hinter dem unregelmäßigen Rand der Pyramide hervor. Er legte die Hände als Sprachrohr an den Mund und brüllte: »VERSUCH’S NOCH MAL, SAI! WIR SIND NOCH IMMER HIER, ABER VIELLEICHT HAST DU BEIM NÄCHSTEN WURF JA MEHR GLÜCK!«
    Danach herrschte für einen Augenblick Schweigen, auf das schließlich ein wahnsinniger Schrei folgte: »IIIIIIIIIII!. WAG NICHT, MICH ZU VERSPOTTEN! WAG ES NICHT! IIIIIIIIIII!«
    Nun hob wieder das anschwellende schrille Heulen an. Roland begrub Patrick unter sich – hinter der Pyramide, aber ohne sie zu berühren. Er befürchtete, dass sie beim Auftreffen des Schnaatzes stark genug vibrieren konnte, um eine Gehirnerschütterung hervorzurufen oder ihr weiches Körperinneres in Gelee zu verwandeln.
    Nur traf der Schnaatz diesmal nicht die Pyramide. Stattdessen flog er an ihr vorbei und segelte bis über die Straße hinaus weiter. Roland wälzte sich von Patrick herab auf den Rücken. Sein Blick erfasste das verschwommene goldglänzende Objekt und registrierte, an welcher Stelle es umkehrte, um sich auf sein Ziel zu stürzen. Er schoss es aus der Luft wie eine Tontaube. Ein greller Lichtblitz, dann war es verschwunden.
    »DUMM GELAUFEN, WIR SIND NOCH IMMER DA!«, rief Roland, wobei er sich bemühte, genau die richtige Nuance von belustigtem Spott in die Stimme zu legen. Was nicht sehr leicht war, wenn man brüllen musste, was die Lunge hergab.
    Die Antwort bestand aus einem neuerlichen wahnsinnigen Schrei: »IIIIIIIII!« Roland staunte darüber, dass der

Weitere Kostenlose Bücher