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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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daran sein? Wieso? Wolltest du sie denn nicht heiraten?«
    »Nimm dich in Acht, Junge.« Kells senkte den Kopf, schien überrascht zu sein, als er eine Faust sah, wo seine Hand gewesen war, und streckte die Finger. »Du bist zu jung, als dass du das verstehen könntest. Wenn du älter bist, wirst du selbst rauskriegen, wie eine Frau einen Mann ausnutzen kann. Komm, wir fahren zurück.«
    Halb auf dem Kutschbock machte er halt und starrte den Jungen über den verstauten Koffer hinweg an. »Ich liebe deine Ma, und das muss dir genügen.«
    Und als die Maultiere die Hauptstraße des Dorfs entlangtrabten, seufzte Big Kells und fügte hinzu: »Ich hab deinen Da’ auch geliebt, und er fehlt mir sehr. Es ist nicht das Gleiche, ohne ihn im Wald zu arbeiten oder Misty und Bitsy auf dem Pfad vor mir zu sehen.«
    Darauf öffnete Tims Herz sich ein wenig für den großen Mann mit den hängenden Schultern, der die Leinen seiner Maultiere in der Hand hielt. Das Gefühl kam eigentlich gegen Tims Willen auf, aber bevor es sich verfestigen konnte, sprach Big Kells weiter.
    »Du hast genug von Büchern und Zahlen bei dieser komischen Witwe Smack gehabt. Die mit ihren Schleiern und ihrem Zittern – wie die es nur schafft, sich nach dem Scheißen den Hintern abzuwischen, wird mir ewig ein Rätsel bleiben.«
    Tim kam es plötzlich so vor, als quetschte eine Riesenhand ihm das Herz in der Brust zusammen. Er lernte gern neue Dinge, und er mochte die Witwe Smack – mit Schleiern, Zittern und allem. Es schmerzte ihn, dass jemand mit so roher Grausamkeit von ihr sprach. »Was soll ich sonst tun? Mit dir in den Wald fahren?« Er konnte sich hinter Misty und Bitsy auf Da’s Wagen sehen. Das wäre nicht mal so schlimm. Nein, überhaupt nicht schlimm.
    Kells lachte: ein lautes, verächtliches Bellen. »Du? Im Wald? Mit nicht mal zwölf?«
    »Das werd ich schon nächsten Monat …«
    »Du bist nicht groß genug, auf dem Eisenholzpfad Holz zu machen, bis du doppelt so alt bist – vielleicht wirst du das sogar nie sein, immerhin schlägst du deiner Mutter nach und wirst dein Leben lang Small Ross bleiben.« Wieder dieses bellende Lachen. Tim spürte, wie sein Gesicht davon heiß wurde. »Nein, mein Junge, ich hab dir einen Platz in der Sägemühle besorgt. Du bist nicht zu klein, dort Bretter zu stapeln. Du fängst nach der Ernte an, und vor dem ersten Schnee.«
    »Was sagt Mama dazu?« Tim versuchte, sich seine Verzweiflung nicht anhören zu lassen, aber das misslang.
    »Sie hat in dieser Sache nicht aye, nein oder vielleicht zu sagen. Ich bin der Familienvater, also entscheide ich darüber.« Er ließ die Leinen auf den Rücken der langsamer gewordenen Maultiere klatschen. »Hü!«

Drei Tage später
    stellte Tim sich mit einem Jungen aus der Familie Destry – Strohkopf Willem geheißen, weil er strohblond war – in der Sägemühle vor. Beide wurden angeheuert, Bretter zu stapeln, aber sie würden erst in ein paar Wochen gebraucht werden und auch dann nur halbtags, zumindest fürs Erste. Tim hatte die Maultiere seines Vaters mitgebracht, weil sie Auslauf brauchten, und die Jungen ritten miteinander zurück.
    »Dachte, du hättest gesagt, dass dein neuer Stiefpapa nicht trinkt«, sagte Willem, als sie am Gitty’s vorbeikamen, das mittags dicht verrammelt und dessen Drahtkommode stumm war.
    »Das tut er auch nicht«, sagte Tim, aber dann musste er an die Hochzeitsfeier denken.
    »Ehrlich? Dann muss der Kerl, den mein großer Bruder letzte Nacht aus der Schenke da drüben torkeln gesehen hat, der Stiefpapa von ’nem anderen Waisenjungen gewesen sein. Randy hat erzählt, dass er blau wie ’n Mistkäfer war und über die Anbindstange gekotzt hat.« Nachdem Willem das gesagt hatte, ließ er seinen Hosenträger schnalzen, wie er das immer tat, wenn er glaubte, etwas Gutes gesagt zu haben.
    Hätte dich zu Fuß zurücklaufen lassen sollen, du blöder Kerl, dachte Tim.
    In dieser Nacht weckte seine Mutter ihn wieder. Tim setzte sich steif im Bett auf und stellte die Füße auf den Boden, dann erstarrte er. Kells sprach leise, aber die Zwischenwand war dünn.
    »Still jetzt, Weib. Wenn du den Jungen weckst und er hier reinkommt, kriegst du noch mal so viel.«
    Das Weinen verstummte.
    »Das war ein Versehen, sonst nichts … Ein Irrtum. Ich bin mit Mellon reingegangen, bloß um ein Ingwerbier zu trinken und mir von seinem neuen Claim erzählen zu lassen, und irgendwer hat mir einen Schnaps hingestellt. Der war unten, bevor ich wusste, was ich

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