Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
waschen, den der Bach, in den er geworfen worden war, bereits gewaschen hatte. Sie würden ihn mit duftenden Ölen salben. Sie würden dem Toten Stücke von Birkenrinde mit den Namen seiner Frau und seines Sohns in die rechte Hand geben. Sie würden einen blauen Punkt auf seine Stirn malen, ihn weiß kleiden und in seinen Sarg legen. Den würde der heiße Stokes mit knappen Hammerschlägen zunageln, jeder Schlag in seiner Endgültigkeit grauenvoll.
    Die Frauen würden Tim in bester Absicht ihr Beileid aussprechen, aber Tim wollte es nicht hören. Er wusste nicht, ob er sie aushalten können würde, ohne abermals zusammenzubrechen. Er hatte die Heulerei so satt . Um dem allen zu entgehen, verließ er die Straße und ging über Felder zum Stape, einem murmelnden kleinen Bach, der ihn bald zu seinem Ausgangspunkt bringen würde: der klaren Quelle zwischen dem Häuschen der Familie Ross und der Scheune.
    Er stapfte halb im Traum dahin, dachte erst an den Zöllner, dann an den Schlüssel, der nur ein einziges Mal funktionierte, dann an den Pooky, dann an die nach dem Klang seiner Stimme ausgestreckten Hände seiner Mutter …
    Tim war so in Gedanken verloren, dass er fast an dem Gegenstand vorbeigegangen wäre, der aus dem Weg ragte, der sich den Bach entlangschlängelte. Das Ding war ein Stahlstab mit einer weißen Kugel an einem der Enden, die wie Elfenbein aussah. Er ging in die Hocke und starrte das Ding mit großen Augen an. Er erinnerte sich daran, dass er den Zöllner gefragt hatte, ob dies ein Zauberstab sei, und glaubte, die rätselhafte Antwort zu hören: Er hat sein Dasein als Schaltknüppel in einem Dodge Dart begonnen.
    Der Stab war bis zur Hälfte in den trockenen Schlamm gerammt, was unglaublich viel Kraft erfordert haben musste. Tim griff danach, zögerte und ermahnte sich dann, nicht töricht zu sein – schließlich war dies kein Pooky, der ihn mit einem Biss lähmen und dann lebendig fressen würde. Er zog ihn heraus und untersuchte ihn genauer. Der Stab bestand tatsächlich aus Stahl, aus fein geschmiedetem Stahl, wie ihn nur die Großen Alten hatten herstellen können. Sicher sehr wertvoll, aber auch ein Zauberwerkzeug? Für Tim fühlte er sich wie jeder andere Metallgegenstand an, nämlich kalt und tot.
    In der richtigen Hand, flüsterte der Zöllner, kann jedes Ding Zauber bewirken.
    Tim entdeckte einen Frosch, der auf dem anderen Bachufer den morschen Stamm einer umgestürzten Birke entlanghopste. Er deutete mit dem Elfenbeinknauf darauf und sagte das einzige Zauberwort, das er kannte: Abba-ka-dabba. Er erwartete beinahe, dass der Frosch tot umfallen und sich in … nun, in irgendwas verwandeln würde. Aber er verwandelte sich nicht, und er verendete auch nicht. Stattdessen hüpfte er von dem Baumstamm und verschwand in dem hohen, grünen Gras am Bachufer. Trotzdem war er sich sicher, dass der Stab für ihn zurückgelassen worden war. Irgendwie hatte der Zöllner gewusst, dass er hier vorbeikommen würde. Und wann.
    Tim wandte sich wieder nach Süden und sah etwas rot aufblitzen. Die Lichtblitze kamen von der Stelle zwischen ihrem Häuschen und der Scheune, wo der Stape entsprang. Im ersten Augenblick stand Tim einfach nur da und starrte die hellroten Blitze an. Dann rannte er los. Der Zöllner hatte ihm den Schlüssel dagelassen; der Zöllner hatte ihm seinen Zauberstab dagelassen; und neben der Quelle, aus der sie ihr Wasser holten, hatte er sein silbernes Becken zurückgelassen.
    Das Becken, mit dem er Bilder heraufbeschwor.

Nur war es nicht das Becken,  
    sondern bloß ein verbeulter Blecheimer. Tim ließ die Schultern sinken. Er machte sich zur Scheune auf, wo er die Maultiere füttern wollte, bevor er dann ins Haus ging. Auf einmal blieb er stehen und drehte sich langsam um.
    Ein Eimer, aber nicht ihr Eimer. Ihrer war kleiner, aus Eisenholz hergestellt, mit einem Henkel aus Blossholz. Tim ging zu der Quelle zurück und hob ihn hoch. Er schlug mit dem Elfenbeinknauf des Zauberstabs leicht an die Seite. Der Eimer gab einen laut hallenden tiefen Ton von sich, der Tim einen Schritt zurückweichen ließ. Kein Stück Blech hatte jemals einen so gewaltigen Ton von sich gegeben. Und wenn er es sich recht überlegte, konnte auch kein alter Blecheimer die Sonnenstrahlen so perfekt zurückwerfen wie dieser.
    Glaubst du etwa, dass ich mein Silberbecken einem jungen Lümmel wie dir schenken würde, Tim, Sohn von Jack? Wozu denn auch, wo doch jedes Ding Zauber bewirken kann. Und weil wir gerade davon

Weitere Kostenlose Bücher