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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hätte nichts genützt, oder? Wenn der Wirklich Böse Mann keinen Körper mehr hatte, in den er zurückkommen konnte, hatte Detta keine Möglichkeit, von hier zu verschwinden und wieder in ihre eigene Welt zu gelangen.
    Konnte sie den Wirklich Bösen Mann zwingen, sie zurückzubringen?
    Vielleicht nicht.
    Vielleicht doch.
    Wenn er wußte, daß Eddie noch lebte, vielleicht doch. Und das führte zu einem viel besseren Einfall.
     
     

2
     
    Sie war äußerst verschlagen. Sie hätte zwar jeden ausgelacht, der ihr das gesagt haben würde, aber sie war auch äußerst unsicher. Und aufgrund dessen schrieb sie das erstere jedem zu, den sie kennenlernte, dessen Intellekt ihrem gleichzukommen schien. So empfand sie gegenüber dem Revolvermann. Sie hatte einen Schuß gehört, und als sie hingesehen hatte, hatte sie Rauch von der Mündung seines verbliebenen Revolvers aufsteigen gesehen. Er hatte neu geladen und Eddie den Revolver zugeworfen, bevor er durch die Tür gegangen war.
    Sie wußte, was das Eddie sagen sollte: es waren doch nicht alle Patronen naß geworden; die Waffe würde ihn beschützen. Sie wußte auch, was es ihr sagen sollte (denn der Wirklich Böse Mann hatte natürlich gewußt, daß sie zusah; selbst wenn sie geschlafen hätte, als die beiden zu palavern anfingen, der Schuß hätte sie geweckt): Bleib ihm vom Leibe. Er ist bewaffnet.
    Aber Teufel konnten subtil sein.
    Wenn diese kleine Vorstellung ihretwegen inszeniert worden war, konnte der Wirklich Böse Mann nicht noch einen anderen Grund haben, einen, den weder sie noch Eddie sehen sollten? Könnte der Wirklich Böse Mann nicht gedacht haben: Wenn sie sieht, daß dieser hier gute Patronen abfeuert, wird sie dann nicht denken, daß derjenige, den sie Eddie weggenommen hat, es auch tut?
    Aber angenommen, er hatte vorausgesehen, daß Eddie einschlafen würde? Würde er nicht wissen, daß sie genau darauf wartete, darauf wartete, bis sie den Revolver nehmen und langsam den Hang hinauf in Sicherheit kriechen konnte? Ja, dieser Wirklich Böse Mann konnte das alles vorhergesehen haben. Für einen Blassen war er schlau. Jedenfalls schlau genug zu sehen, daß Detta mit diesem kleinen weißen Jungen abrechnen wollte.
    Daher hatte der Wirklich Böse Mann diesen Revolver möglicherweise absichtlich mit schlechten Patronen geladen. Er hatte sie einmal getäuscht; warum nicht noch einmal? Diesmal hatte sie sorgfältig nachgeprüft, ob die Trommel mit mehr als nur leeren Hülsen bestückt war, und ja, es schienen echte Patronen zu sein, was aber nicht bedeutete, daß sie es waren. Er mußte nicht einmal das Risiko eingegangen sein, daß eine trocken genug zum Feuern sein könnte, oder? Er konnte sie irgendwie präpariert haben. Schließlich waren Revolver das Geschäft des Wirklich Bösen Mannes. Und warum sollte er das tun? Nun, natürlich um sie dazu zu bringen, sich sehen zu lassen! Dann konnte Eddie sie mit dem Revolver, der wirklich funktionierte, in Schach halten, und er würde denselben Fehler nicht zweimal machen, müde oder nicht. Er würde sogar ganz besonders darauf achten, denselben Fehler nicht zweimal zu machen, eben weil er müde war.
    Guter Versuch, Blasser, dachte Detta in ihrem schattigen Unterschlupf, diesem engen, aber irgendwie beruhigenden dunklen Ort, dessen Boden mit den verfallenden Gebeinen toter Tiere bedeckt war. Guter Versuch, aber ich werd nich auffe Scheiße reinfalln.
    Sie mußte Eddie ja auch gar nicht erschießen; sie mußte nur warten.
     
     

3
     
    Sie hatte Angst, der Revolvermann würde zurückkommen, bevor Eddie eingeschlafen war, aber er war immer noch fort. Der schlaffe Körper vor der Türschwelle regte sich nicht. Vielleicht hatte er Probleme, sich die Medizin zu beschaffen, die er brauchte – oder irgendwie Ärger. Männer wie er schienen Ärger so leicht zu finden wie eine läufige Hündin einen geilen Hund fand.
    Zwei Stunden vergingen, während Eddie nach der Frau suchte, die er ›Odetta‹ nannte (wie sehr sie den Klang dieses Namens haßte); er ging die flachen Hügel auf und ab und schrie ihren Namen, bis er keine Stimme mehr hatte.
    Schließlich machte Eddie das, worauf sie gewartet hatte: er ging zu dem schmalen Strandabschnitt hinunter, setzte sich neben den Rollstuhl und sah sich untröstlich um. Er berührte einen der Reifen des Stuhls, und die Berührung war beinahe eine Liebkosung. Dann ließ er die Hand sinken und seufzte tief.
    Dieser Anblick zauberte stählerne Schmerzen in Dettas Kehle; Schmerzen

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