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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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war) und fuhr nach New York City zurück.
    Er war frei und fein raus.
     
     

7
     
    Das alles sah der Revolvermann in einem einzigen Augenblick. Bevor sein schockierter Verstand die anderen Bilder aussperren konnte, indem er einfach abschaltete, sah er noch mehr. Nicht alles, aber genug. Genug.
     
     

8
     
    Er sah Mort, wie er mit einem Exacto-Messer einen Artikel aus dem New York Daily Mirror ausschnitt, wobei er pingelig darauf achtete, daß er genau am Rand der Spalte entlangschnitt. NEGERMÄDCHEN NACH TRAGISCHEM UNFALL IM KOMA, lautete die Schlagzeile. Er sah, wie Mort mit einem Pinsel, der im Leimtopf steckte, Kleber auf der Rückseite des Ausschnitts auftrug. Sah, wie Mort ihn in die Mitte einer leeren Seite in einem Notizbuch klebte, in dem sich, wie man den ungleichmäßig aufgeblähten Seiten davor entnehmen konnte, schon viele ähnliche Zeitungsausschnitte befinden mußten. Er sah die erste Zeile des Artikels: ›Die fünf Jahre alte Odetta Holmes, die nach Elizabethtown, N. J. gekommen war, um an einem freudigen Anlaß teilzunehmen, wurde jetzt das Opfer eines grausamen Unfalls. Nach der Hochzeit ihrer Tante vor zwei Tagen ging das Mädchen mit seiner Familie zum Bahnhof, als ein lockerer Backstein…‹
    Aber das war nicht das einzige Mal, daß er mit ihr zu tun gehabt hatte, nicht? Nein. Ihr Götter, nein. In den Jahren zwischen jenem Morgen und der Nacht, als Odetta ihre Beine verloren hatte, hatte Jack Mort eine Menge Sachen fallenlassen und eine Menge Leute gestoßen.
    Und dann war er Odetta wieder begegnet.
    Beim erstenmal hatte er etwas auf sie gestoßen.
    Beim zweitenmal stieß er sie vor etwas.
    Was ist das für ein Mensch, den ich zu Hilfe holen soll? Was für ein Mensch…
    Aber dann dachte er an Jake, dachte an den Stoß, der Jake in diese Welt gebracht hatte, und er glaubte, das Lachen des Mannes in Schwarz zu hören, und das gab ihm den Rest.
    Roland verlor das Bewußtsein.
     
     

9
     
    Als er wieder zu sich kam, betrachtete er fein säuberliche Zahlenreihen auf einem Streifen grünen Papiers. Das Papier wies beidseitig Spalten auf, so daß jede einzelne Zahl wie ein Gefangener in einer Zelle aussah.
    Er dachte: Noch etwas.
    Nicht nur Walters Lachen. Etwas – ein Plan?
    Nein, ihr Götter, nein – nichts so Komplexes oder Hoffnungsvolles.
    Aber wenigstens eine Idee. Ein Kribbeln.
    Wie lange war ich weggetreten? dachte er plötzlich erschrocken. Es war gegen neun, als ich durch die Tür gekommen bin, vielleicht etwas früher. Wie lange…?
    Er kam nach vorne.
    Jack Mort – der jetzt lediglich eine vom Revolvermann kontrollierte menschliche Marionette war – sah ein wenig auf und stellte fest, daß die Zeiger der teuren Quartzuhr auf seinem Schreibtisch auf Viertel nach eins standen.
    Ihr Götter, so spät? So spät? Aber Eddie… er war so müde, er kann unmöglich so lange wach geblieben s…
    Der Revolvermann drehte Jacks Kopf. Die Tür war noch da, aber was er durch sie sah, war viel schlimmer, als er zu träumen gewagt hätte.
    An der Seite der Tür standen zwei Schatten; einer war der des Rollstuhls, der andere der eines menschlichen Wesens… aber das menschliche Wesen war unvollständig und stützte sich auf die Arme, weil der untere Teil seiner Beine mit derselben Brutalität abgetrennt worden war wie Rolands Finger und der Zeh.
    Der Schatten bewegte sich.
    Roland riß Jack Morts Kopf mit der Schnelligkeit einer zubeißenden Schlange herum.
    Sie darf nicht hereinsehen. Erst wenn ich bereit bin. Bis dahin sieht sie nichts anderes als den Hinterkopf dieses Mannes.
    Detta Walker konnte Jack Mort ohnehin nicht sehen, denn die Person, die zu der offenen Tür hereinsah, sah nur das, was der Gastkörper sah. Sie konnte Morts Gesicht nur sehen, wenn dieser in einen Spiegel blickte (doch das mochte ebenfalls zu schrecklichen Konsequenzen von Paradoxon und Wiederholung führen), und selbst dann würde es keiner Herrin etwas sagen; und auch das Gesicht der Herrin würde Jack Mort nichts sagen. Sie waren einander zweimal tödlich nahe gewesen, hatten aber niemals ihre Gesichter gesehen.
    Der Revolvermann wollte nicht, daß die Herrin die Herrin sah.
    Jedenfalls noch nicht.
    Der Funke der Eingebung wuchs zu einer Art Plan.
    Aber dort drüben war es spät – das Licht sagte ihm, daß es drei Uhr nachmittags sein mußte, möglicherweise vier.
    Wie lange würde es dauern, bis der Sonnenuntergang die Monsterhummer hervorlockte und damit Eddies Leben ein Ende setzte?
    Drei

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