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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schossen quer durch ihren Kopf wie Blitze eines Sommergewitters, un sie schien eine Stimme rufen zu hören… rufen oder fordern.
    Nein, wirst du nicht, dachte sie, hatte aber keine Ahnung, an wen sie dachte oder zu wem sie sprach. Wirst du nicht, diesmal nicht, nicht jetzt. Nicht jetzt, und vielleicht nie wieder. Der Blitzschlag der Schmerzen zuckte wieder durch ihren Kopf, und sie ballte die Hände zu Fäusten. Ihr Gesicht verkrampfte sich ebenfalls, es verzerrte sich zu einer Fratze der Konzentration – ein Ausdruck, der in seiner Mischung von Häßlichkeit und beinahe übermenschlicher Entschlossenheit bemerkenswert und faszinierend war.
    Der Blitzschlag der Schmerzen kam nicht wieder. Und auch die Stimme nicht, die manchmal durch diese Schmerzen zu sprechen schien.
    Sie wartete.
    Eddie legte das Kinn auf die Hände und stützte den Kopf. Wenig später sank er dennoch nach unten, und die Hände glitten an den Wangen hinauf. Detta wartete, ihre schwarzen Augen leuchteten.
    Eddies Kopf schnellte hoch. Er mühte sich auf die Beine, schritt zum Meer hinunter und spritzte sich Wasser ins Gesicht.
    So isses recht, weißer Junge. Jammahschade, dasses in dieser Welt hier kein’ Hallowach nich’ gibt, sonst würdste das auch nehm’, isses nich’ so?
    Eddie setzte sich wieder, diesmal in den Rollstuhl, aber offenbar war ihm das ein wenig zu gemütlich. Nachdem er lange in die Tür gesehen hatte (was siehst’n da drin, weißer Junge? Detta würd’n Zwanziger hergem, um das zu wissn), setzte er sich wieder runter in den Sand.
    Stützte den Kopf wieder mit den Händen.
    Bald sank der Kopf wieder nach unten.
    Diesmal konnte er es nicht verhindern. Sein Kinn ruhte auf der Brust, und sie konnte ihn trotz der Brandung schnarchen hören. Wenig später kippte er auf die Seite und rollte sich zusammen.
    Sie stellte überrascht, abgestoßen und ängstlich fest, daß sie plötzlich Mitleid mit dem weißen Jungen dort unten empfand. Er sah aus wie ein kleiner Racker, der an Silvester versuchte, bis zwölf Uhr wachzubleiben und das Rennen verloren hatte. Dann fiel ihr wieder ein, wie er und der Wirklich Böse Mann ihr vergiftetes Essen geben wollten und sie dabei immer mit ihrem eigenen gehänselt hatten… das sie ihr im letzten Augenblick wegzogen, jedenfalls bis sie Angst gehabt hatten, sie könnte sterben.
    Wenn sie Angst hatten, du könntest sterben, warum haben sie dir dann überhaupt Gift geben wollen?
    Diese Frage machte ihr ebenso Angst wie das vorübergehende Gefühl des Mitleids. Sie war nicht daran gewöhnt, ihr Tun in Frage zu stellen, und darüber hinaus schien die fragende Stimme in ihren Gedanken überhaupt nicht ihre eigene zu sein.
    Wolldn mich nich middm gift’en Essen abmurksn. Wollen mich nur krank machn. Wollten dasitzen ‘nlachen, während ich kotze, nemmich an.
    Sie wartete zwanzig Minuten, dann kroch sie zum Strand hinunter, zog sich mit ihren kräftigen Armen und Händen vorwärts, wand sich wie eine Schlange und ließ Eddie nie aus den Augen. Sie hätte es vorgezogen, noch eine Stunde zu warten, mindestens aber eine halbe. Aber das Warten war ein Luxus, den sie sich einfach nicht leisten konnte. Der Wirklich Böse Mann konnte jeden Augenblick zurückkommen.
    Während sie sich der Stelle näherte, wo Eddie lag (er schnarchte immer noch; es hörte sich an wie eine Säge im Sägewerk kurz vor dem Durchdrehen), hob sie einen Stein auf, der auf der einen Seite hinreichend glatt und auf der anderen hinreichend kantig war.
    Sie schloß die Handfläche über der glatten Seite und kroch weiter dorthin, wo er lag; in ihren Augen stand die nackte Mordlust.
     
     

4
     
    Was Detta vorhatte, war schrecklich einfach: Sie wollte mit der kantigen Seite des Steins auf Eddie einschlagen, bis er so tot wie der Stein selbst war. Dann wollte sie den Revolver nehmen und darauf warten, daß Roland zurückkam.
    Wenn sein Körper sich aufrichtete, würde sie ihm zwei Möglichkeiten lassen: Er konnte sie in ihre eigene Welt zurückbringen, oder er konnte sich weigern und sterben. Wirst so ‘or so mitmer feddich sein, Hübschah, würde sie sagen, und weil dein Bübchen tot is’, kannste auch nix mehr machn, wasde ‘sacht hast.
    Wenn die Pistole, die der Wirklich Böse Mann Eddie gegeben hatte, nicht funktionierte – das war möglich; sie hatte noch nie einen Mann kennengelernt, den sie so sehr haßte und fürchtete wie Roland, und sie hätte ihm einfach jede abgrundtiefe Verschlagenheit zugetraut –, würde sie ihn

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