Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Staaten gewesen. Sie haben ihm den Bauch aufgeschlitzt und schreiend liegengelassen, und dann haben sie alle fertig gemacht, die ihm helfen wollten. Das haben sie gemacht, bis der Bursche gestorben ist. Weißt du, wie sie so einen Burschen genannt haben, Eddie?
    Eddie hatte den Kopf geschüttelt und gefroren, als er es sich vorgestellt hatte.
    Sie haben ihn Honigtopf genannt, hatte Henry gesagt. Etwas Süßes. Etwas, das Fliegen anzog. Oder vielleicht sogar einen Bären.
    Das machte Detta jetzt mit ihm: Sie benützte ihn als Honigtopf.
    Sie ließ ihn sieben Schritte unterhalb der Flutlinie liegen, ließ ihn ohne ein Wort da liegen, ließ ihn dem Meer zugewandt liegen. Der Revolvermann sollte nicht die Flut sehen, die hereinkam und ihn ertränkte, denn es war Ebbe, und die Flut würde erst in etwa sechs Stunden wiederkommen. Aber lange vorher…
    Eddie drehte die Augen ein wenig nach oben und sah die Sonne, die eine breite goldene Spur über das Meer zog. Wie spät war es? Vier Uhr? Ungefähr. Die Sonne würde gegen sieben untergehen.
    Es würde, lange bevor er sich wegen der Flut Gedanken machen mußte, dunkel sein.
    Und wenn die Dunkelheit kam, würden die Monsterhummer aus den Wellen gekrochen kommen; sie würden Fragen stellend am Strand zu der Stelle heraufkriechen, wo er hilflos gefesselt lag, und dann würden sie ihn in Stücke reißen.
     
     

7
     
    Für Eddie Dean dehnte sich dieser Zeitraum unendlich aus. Die Vorstellung der Zeit selbst wurde zum Witz. Sogar seine Angst davor, was mit ihm geschehen würde, sollte es dunkel werden, verblaßte allmählich, als seine Beine anfingen, mit einem Unbehagen zu pulsieren, das sich die Gefühlsskala hinaufarbeitete bis zu Schmerzen und schließlich zu kreischender Qual. Er entspannte die Muskeln, sämtliche Knoten wurden straffgezogen, und wenn er kurz vor dem Ersticken war, gelang es ihm irgendwie wieder, die Knöchel hochzuziehen, den Druck zu beseitigen und wieder etwas zu atmen. Er war nicht mehr sicher, ob er überhaupt bis Einbruch der Dunkelheit durchhalten würde. Es konnte der Zeitpunkt kommen, da es ihm schlichtweg unmöglich sein würde, die Beine wieder hochzuziehen.

 
DRITTES KAPITEL
Roland nimmt seine Medizin

1
     
    Jetzt wußte Jack Mort, daß der Revolvermann da war. Wäre er ein anderer gewesen – zum Beispiel ein Eddie Dean oder eine Odetta Walker –, hätte Roland sich mit dem Mann unterhalten, und wäre es nur gewesen, um seine verständliche Panik und Verwirrung darüber zu beruhigen, daß er sich plötzlich grob auf den Beifahrersitz des Körpers gedrängt sah, den sein Gehirn sein ganzes Leben lang betrieben hatte.
    Aber weil Mort ein Monster war – schlimmer als Detta Walker jemals gewesen war oder sein konnte –, unternahm er keine Anstrengung zu sprechen oder etwas zu erklären. Er konnte das Toben des Mannes hören – Wer bist du? Was geschieht mit mir? –, achtete aber nicht darauf. Der Revolvermann konzentrierte sich auf die kurze Liste dessen, was notwendig war, wobei er den Verstand des Mannes ohne Gewissensbisse benützte. Das Toben wurde zu Entsetzensschreien. Auch darauf achtete der Revolvermann nicht.
    Er konnte es nur auf eine Weise in der Schlangengrube des Verstandes dieses Mannes aushalten, indem er ihn lediglich als eine Mischung aus Atlas und Enzyklopädie betrachtete. Mort besaß sämtliche Informationen, die Roland brauchte. Der Plan, den er machte, war grob, aber ein grober Plan war häufig besser als ein ausgefeilter. Wenn es ums Planen ging, gab es keine zwei verschiedeneren Geschöpfe im Universum als Roland und Jack Mort.
    Wenn man nur in groben Zügen plante, ließ man Freiraum für Improvisationen. Und kurzfristiges Improvisieren war schon immer Rolands Stärke gewesen.
     
     

2
     
    Ein dicker Mann mit Gläsern vor den Augen, genau wie der kahle Mann, der vor fünf Minuten den Kopf in Morts Büro gesteckt hatte (es schien, als würden in Eddies Welt viele solche Gläser tragen, die seine Mortzyklopädie als ›Brillen‹ identifizierte), betrat mit ihm den Fahrstuhl. Er betrachtete die Aktentasche in der Hand des Mannes, den er für Jack Mort hielt, dann Mort selbst.
    »Unterwegs zu Dorfman, Jack?«
    Der Revolvermann sagte nichts.
    »Wenn du glaubst, du kannst ihm das Subleasing ausreden, dann sage ich dir, das ist reine Zeitverschwendung«, sagte der dicke Mann, dann blinzelte er, als sein Kollege hastig einen Schritt zurücktrat. Die Türen der kleinen Kabine hatten sich geschlossen, und plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher