Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ich habe eine Eins plus für meinen Abschlußaufsatz bekommen. Er war sehr… sehr reif… und sehr sym… sym…«
    Aber er konnte nicht zu Ende sprechen. Er wurde wieder von Gelächter geschüttelt und hielt sich den schmerzenden Bauch.
    Mrs. Shaw stand lächelnd auf. »Das ist sehr schön, John. Ich bin froh, daß sich alles zum Guten gewendet hat, und ich bin sicher, deine Eltern auch. Ich bin schrecklich spät dran – ich glaube, ich werde mir vom Portier ein Taxi rufen lassen. Gute Nacht, und schlaf gut.«
    »Gute Nacht, Mrs. Shaw«, sagte Jake, der sich mühsam beherrschte. »Danke.«
    Kaum war sie gegangen, fing er wieder an zu lachen.
     
     

21
     
    Im Verlauf der folgenden halben Stunde bekam er nacheinander Besuch von seinen beiden Eltern. Sie hatten sich tatsächlich wieder beruhigt, und die 1+ für Jakes Abschlußaufsatz schien sie noch mehr zu beruhigen. Jake empfing sie mit offen auf dem Schreibtisch liegendem Französischbuch, aber er hatte eigentlich keinen Blick hineingeworfen und hatte auch nicht die Absicht. Er wartete nur darauf, daß sie sich verzogen, damit er in Ruhe die beiden Bücher schmökern konnte, die er tagsüber gekauft hatte. Da war so eine Ahnung, als würde die richtige Abschlußprüfung noch irgendwo jenseits des Horizonts warten, und er wollte sie wirklich bestehen.
    Sein Vater steckte gegen Viertel vor zehn den Kopf zu Jakes Tür herein, etwa zwanzig Minuten nach dem kurzen, vagen Besuch von Jakes Mutter. Elmer Chambers hielt eine Zigarette in der einen und ein Glas Scotch in der anderen Hand. Er wirkte jetzt nicht nur ruhiger, sondern beinahe angetörnt. Jake fragte sich kurz und gleichgültig, ob er sich über den Valiumvorrat von Jakes Mutter hergemacht hatte.
    »Alles in Ordnung, Junge?«
    »Ja.« Er war wieder der kleine, ordentliche Junge, der sich immer vollkommen unter Kontrolle hatte. Die Augen, mit denen er seinen Vater ansah, blitzten nicht, sondern waren milchig.
    »Ich wollte nur sagen, daß mir das von vorhin leid tut.« Sein Vater entschuldigte sich nicht oft, und es gelang ihm nicht besonders gut. Jake stellte fest, daß er ihm ein wenig leid tat.
    »Schon gut.«
    »Schwerer Tag«, sagte sein Vater. Er gestikulierte mit dem leeren Glas. »Warum vergessen wir nicht einfach, was passiert ist?« Er sagte es, als wäre ihm dieser großartige und logische Einfall gerade eben erst gekommen.
    »Hab’ ich schon.«
    »Gut.« Sein Vater hörte sich erleichtert an. »Wird Zeit, daß du ein bißchen schläfst, oder nicht? Du mußt morgen ein paar Erklärungen abgeben und ein paar Prüfungsarbeiten schreiben.«
    »Sieht so aus«, sagte Jake. »Ist mit Mom alles in Ordnung?«
    »Prima. Prima. Ich geh jetzt ins Arbeitszimmer. Jede Menge Papierkram heute abend.«
    »Dad?«
    Sein Vater sah ihn abwartend an.
    »Wie lautet dein zweiter Vorname?«
    Etwas am Gesichtsausdruck seines Vaters verriet ihm, daß er sich den Abschlußaufsatz zwar angesehen, aber weder ihn selbst noch die Bemerkungen von Ms. Avery gelesen hatte.
    »Ich habe keinen«, sagte er. »Nur eine Initiale, wie Harry S. Truman. Nur ist meine ein R. Wie kommst du darauf?«
    »Nur neugierig«, sagte Jake.
    Es gelang ihm, die Fassung zu wahren, bis sein Vater gegangen war… aber kaum war die Tür ins Schloß gefallen, lief er zum Bett, vergrub das Gesicht im Kissen und erstickte eine neuerliche zügellose Lachsalve.
     
     

22
     
    Als er sicher war, daß er den Anfall überwunden hatte (auch wenn sich noch ab und zu ein leises Kichern den Hals heraufstahl) und sein Vater sicher mit Zigaretten, Scotch, Papieren und seiner kleinen Flasche weißen Pulvers im Arbeitszimmer sein würde, begab sich Jake an den Schreibtisch zurück, schaltete die Leseleuchte ein und schlug Charlie Tschuff-Tschuff auf. Er warf einen flüchtigen Blick aufs Impressum und stellte fest, daß das Buch erstmals 1952 veröffentlicht worden war; sein Exemplar stammte aus der vierten Auflage. Er sah auf die hintere Klappe, fand aber keinerlei Informationen über die Autorin Beryl Evans.
    Jake blätterte wieder zum Anfang, betrachtete das Bild eines grinsenden, blonden Mannes, der in der Kabine einer Dampflokomotive saß, wunderte sich über das stolze Grinsen des Mannes und fing an zu lesen.
    Bob Brooks war Lokführer der Eisenbahngesellschaft von Mittwelt auf der Strecke St. Louis-Topeka. Lokführer Bob war der beste Zugfahrer, den die Eisenbahngesellschaft von Mittwelt jemals gehabt hatte, und Charlie war der beste Zug!
    Charlie war eine

Weitere Kostenlose Bücher