Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
gelegentlichen Drink im Saloon Longbranch mit seinen Freunden Doc und Kitty) darin bestanden hatte, IN DODGE ORDNUNG ZU HALTEN.
    Jetzt war ihr klar, daß Roland einmal mehr gewesen war als ein Polyp, der durch eine Dali-Landschaft am Ende der Welt ritt. Er war ein Diplomat gewesen, ein Schlichter; möglicherweise sogar ein Lehrmeister. Zuallererst aber war er ein Soldat dessen gewesen, was diese Menschen ›das Weiße‹ nannten, womit sie ihrer Vermutung zufolge die Kräfte der Zivilisation meinten, die verhinderten, daß die Menschen einander dauernd umbrachten und zumindest ein wenig Zeit anderen Aufgaben widmeten, so daß eine Art Fortschritt zustande kam. Zu seiner Zeit war er mehr wandernder Rittersmann als Kopfgeldjäger gewesen. Und in vieler Hinsicht war dies noch seine Zeit; die Menschen von River Crossing jedenfalls waren eindeutig dieser Überzeugung gewesen. Warum hätten sie sonst im Staub gekniet, um seinen Segen zu empfangen?
    Im Lichte dieser neuen Wahrnehmung sah Susannah nun, wie gerissen der Revolvermann sie alle seit jenem schrecklichen Morgen im sprechenden Ring manipuliert hatte. Jedesmal, wenn ihre Unterhaltung darauf gekommen war, Erlebnisse zu vergleichen – und was wäre logischer gewesen, wenn man an das kataklysmische und unerklärliche ›Auserwählen‹ dachte, das sie alle durchgemacht hatten? –, war Roland zur Stelle gewesen und hatte das Gespräch so schnell und aalglatt in andere Bahnen gelenkt, daß niemand (nicht einmal sie, die vier Jahre in der Bürgerrechtsbewegung aktiv gewesen war) auch nur bemerkt hatte, was er tat.
    Susannah glaubte, daß sie den Grund verstand – er hatte Jake Zeit geben wollen, alles zu verarbeiten. Aber dieses Wissen um seine Motive änderte nichts an ihren Gefühlen – Staunen, Erheiterung, Verdrossenheit – darüber, wie geschickt er sie manipuliert hatte. Sie erinnerte sich an etwas, das Andrew, ihr Chauffeur, kurz bevor Roland sie in diese Welt geholt hatte, zu ihr sagte. Daß Präsident Kennedy der letzte Revolvermann der westlichen Welt gewesen war. Damals hatte sie erbost reagiert, aber sie dachte, heute begriff sie es. In Roland war viel mehr von JFK als von Matt Dillon. Sie vermutete, daß Roland wenig von Kennedys Fantasie besaß, aber wenn es um Romantik ging… Entschlossenheit… Charisma…
    Und Verschlagenheit, dachte sie. Vergiß die Verschlagenheit nicht.
    Sie war selbst überrascht, als sie plötzlich in schallendes Gelächter ausbrach.
    Roland hatte sich mit überkreuzten Beinen gesetzt. Jetzt drehte er sich zu ihr um und zog die Brauen hoch. »Ist etwas komisch?«
    »Sehr. Sag mir – wie viele Sprachen kannst du sprechen?«
    Der Revolvermann dachte darüber nach. »Fünf«, sagte er schließlich. »Ich habe auch die Seilianischen Dialekte einmal ausgezeichnet beherrscht, glaube aber, bis auf die Flüche habe ich alles vergessen.«
    Susannah lachte wieder. Es war ein fröhliches, entzücktes Lachen. »Du bist ein Fuchs, Roland«, sagte sie. »Wirklich und wahrhaftig.«
    Jake sah interessiert drein. »Sag einmal einen Fluch auf Strelleranisch.«
    »Sellianisch«, verbesserte Roland ihn. Er dachte eine Weile nach, dann sagte er etwas Schnelles und Geschmiertes – Eddie fand, es hörte sich ein wenig an, als würde er mit einer dicklichen Flüssigkeit gurgeln. Roland grinste, als er es sagte.
    Jake grinste ebenfalls. »Was heißt das?«
    Roland legte dem Jungen einen Moment einen Arm um die Schultern. »Daß wir eine ganze Menge zu bereden haben.«
    »Jede Wette«, sagte Eddie.
     
     

19
     
    »Wir sind Ka-tet«, begann Roland, »das bedeutet eine Gruppe von Menschen, die das Schicksal zusammengeführt hat. Die Philosophen meines Landes haben gesagt, ein Ka-tet kann nur durch Tod oder Verrat aufgelöst werden. Cort, mein großer Lehrmeister, hat erläutert, da Tod und Verrat ebenfalls Speichen am großen Rad des Ka sind, kann eine solche Verbindung niemals gebrochen werden. Je mehr Jahre vergehen und je mehr ich sehe, um so besser verstehe ich Corts Auffassung.
    Jedes Mitglied eines Ka-tet ist wie das Teil eines Puzzles. Für sich allein genommen, ist jedes Teil ein Rätsel, aber zusammengesetzt ergeben sie ein Bild… oder den Ausschnitt eines Bildes. Es können viele Ka-tets erforderlich sein, um ein Bild zu beenden. Es darf euch nicht überraschen, solltet ihr feststellen, daß sich eure Leben auf eine Weise gekreuzt haben, die ihr bisher noch gar nicht erkannt habt. Zunächst einmal ist jeder von euch befähigt, die Gedanken

Weitere Kostenlose Bücher