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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Dunkelheit erklang. Vielleicht waren es die Pubes, die zu einem Song mit dem Titel ›Velcro Fly‹ rockten, während sie sich in einen rituellen Blutrausch hineinsteigerten.
    Er dachte an Blaine, den Mono, einen so schnellen Zug, daß er über diese riesige, heimgesuchte Welt brauste und einen Überschallknall hinter sich her zog, und das führte ihn logischerweise zu Gedanken an Charlie Tschuff-Tschuff, der auf ein entlegenes Abstellgleis geschoben worden war, als eine neue Burlington Zephyr eingetroffen war und ihn überflüssig gemacht hatte. Er dachte an Charlies Gesichtsausdruck, der fröhlich und heiter sein sollte, es aber irgendwie nicht war. Er dachte an die Eisenbahngesellschaft von Mittwelt und die verlassenen Landstriche zwischen St. Louis und Topeka. Er dachte daran, daß Charlie bereit gewesen war, als Mr. Martin ihn gebraucht hatte, und wie Charlie seine eigene Sirene tuten lassen und selbst Kohlen nachladen konnte. Er fragte sich wieder, ob Lokführer Bob die Burlington Zephyr sabotiert hatte, damit sein heißgeliebter Charlie noch einmal eine Chance bekam.
    Schließlich hörte das rhythmische Trommeln so plötzlich auf, wie es angefangen hatte, und Jake döste ein.
     
     

16
     
    Er träumte, aber nicht von dem Mörtelmann.
    Statt dessen träumte er, daß er irgendwo in der Großen Leere des westlichen Missouri auf einer asphaltierten Straße stand. Oy war bei ihm. Eisenbahnwarnschilder – weiße, x-förmige Zeichen mit einem roten Licht in der Mitte – standen am Straßenrand. Die Lichter blinkten, eine Glocke ertönte.
    Dann erklang ein Summton aus Südosten, der immer lauter wurde. Er hörte sich an wie Blitzschlag in einer Flasche.
    Er kommt, sagte er zu Oy.
    Ommt! stimmte Oy zu.
    Und plötzlich raste eine gewaltige, zwei Räder lange rosa Gestalt über die Ebene auf sie zu. Sie war flach und patronenförmig, und als Jake sie sah, erfüllte schreckliche Angst sein Herz. Die beiden großen Fenster vorne, die in der Sonne blitzten, sahen wie Augen aus.
    Laß ihn in Ruh; er hat genug von deinen dummen Fragen, sagte Jake zu Oy. Er ist nur ein gräßlicher Tschuff-tschuff-Zug, und sein Name ist Blaine, die Pein.
    Plötzlich sprang Oy auf die Schienen und kauerte dort mit angelegten Ohren. Seine goldenen Augen blitzten. Die Zähne hatte er zu einem verzweifelten Fauchen gefletscht.
    Nein! schrie Jake. Nein, Oy!
    Aber Oy schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. Das rosa Projektil raste auf die winzige, trotzige Gestalt des Billy-Bumblers zu, und das Summen schien über Jakes Haut zu kriechen, bis ihm die Nase blutete und die Plomben in seinen Zähnen vibrierten.
    Er sprang zu Oy. Blaine, der Mono (oder war es Charlie Tschuff-Tschuff?), raste auf sie zu, und Jake erwachte plötzlich zitternd und schweißgebadet. Die Nacht schien wie ein stoffliches Gewicht auf ihm zu lasten. Er streckte die Hand aus und tastete panisch nach Oy. Einen schrecklichen Augenblick glaubte er, der Bumbler wäre fort, dann berührten seine Finger das seidige Fell. Oy gab ein Fiepen von sich und sah ihn voll verschlafener Neugier an.
    »Schon gut«, flüsterte Jake mit trockener Stimme. »Da ist kein Zug. Es war nur ein Alptraum. Geh wieder schlafen, Boy.«
    »Oy«, stimmte der Bumbler zu und schloß die Augen wieder.
    Jake drehte sich auf den Rücken und sah wieder zu den Sternen hinauf. Blaine ist mehr als eine Pein, dachte er. Er ist gefährlich. Sehr gefährlich.
    Ja, vielleicht.
    Kein vielleicht! beharrte sein Verstand hektisch.
    Na gut, Blaine war eine Pein – zugegeben. Aber in seinem Abschlußaufsatz hatte noch etwas anderes zum Thema Blaine gestanden, oder nicht?
    Blaine ist die Wahrheit. Blaine ist die Wahrheit. Blaine ist die Wahrheit.
    »O herrje, was für ein Schlamassel«, flüsterte Jake. Er machte die Augen zu und war innerhalb von Sekunden wieder eingeschlafen. Diesmal schlief er traumlos.
     
     

17
     
    Gegen Mittag des nächsten Tages kamen sie zur Kuppe eines weiteren Walls und sahen die Brücke zum erstenmal. Sie überspannte den Send an einer Stelle, wo der Fluß schmaler wurde, sich nach Süden erstreckte und an der Stadt vorbeifloß.
    »Heiliger Jesus«, sagte Eddie leise. »Kommt dir das bekannt vor, Suze?«
    »Ja.«
    »Jake?«
    »Ja – sieht aus wie die George-Washington-Brücke.«
    »Total«, stimmte Eddie zu.
    »Aber was macht die GWB in Missouri?« fragte Jake.
    Eddie sah ihn an. »Was hast du gesagt, Sportsfreund?«
    Jake sah verwirrt drein. »Ich meine Mittwelt. Du weißt schon.«
    Eddie sah ihn

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