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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Teilung in seiner und Rolands Erinnerung so plötzlich und unwiderruflich beseitigt hatten, wie Eddie die Tür in dem sprechenden Ring zugeschlagen hatte. Die einzige Tatsache, die sie verschwieg, war eigentlich keine Tatsache. Heute morgen war ihr nicht schlecht gewesen, und eine einzige Periode, die ausgesetzt hatte, sagte nicht besonders viel. Wie Roland selbst sagen würde, das war eine Geschichte, die man sich besser für einen anderen Tag aufhob. Doch als sie fertig war, wünschte sie, sie könnte vergessen, was Tante Talitha gesagt hatte, als Jake ihr eröffnete, daß dies jetzt seine Welt war: Dann hab’ Gott Erbarmen mit dir, denn die Sonne geht in dieser Welt unter. Und sie geht für immer unter.
    »Und jetzt bist du an der Reihe, Jake«, sagte Roland.
    Jake setzte sich und sah Richtung Lud, wo die Fenster der hohen Türme das Spätnachmittagslicht als goldene Schleier spiegelten. »Die ist vollkommen verrückt«, murmelte er, »aber sie ergibt fast einen Sinn. Wie ein Traum, wenn man aufwacht.«
    »Vielleicht können wir dir helfen, sie zu erklären«, sagte Susannah.
    »Vielleicht. Zumindest könnt ihr mir helfen, über den Zug nachzudenken. Ich habe es satt, allein zu versuchen, hinter den Sinn von Blaine zu kommen.« Er seufzte. »Ihr wißt, was Roland durchgemacht hat, zwei Leben auf einmal gelebt, also kann ich mir den Teil schenken. Ich bin sowieso nicht sicher, ob ich erklären könnte, wie mir zumute war, und ich will es eigentlich auch nicht. Es war schrecklich. Ich glaube, ich fange mit meinem Abschlußaufsatz an, denn da habe ich endgültig die Hoffnung aufgegeben, daß alles einfach wieder aufhören könnte.« Er sah sie nacheinander ernst an. »Da habe ich aufgegeben.«
     
     

22
     
    Jake redete bis Sonnenuntergang.
    Er erzählte ihnen alles, woran er sich erinnern konnte, angefangen mit Mein Verständnis von Wahrheit bis zu dem monströsen Torwächter, der buchstäblich aus dem Mauerwerk gekommen war, um ihn anzugreifen. Die drei anderen hörten zu, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen.
    Als er fertig war, drehte Roland sich zu Eddie um, und in seinen Augen leuchtete eine strahlende Mischung von Empfindungen, die Eddie zunächst für Staunen hielt. Dann wurde ihm klar, er sah übermäßige Erregung… und große Angst. Sein Mund wurde trocken. Denn wenn Roland Angst hatte…
    »Bezweifelst du immer noch, daß unsere Welten einander überlappen, Eddie?«
    Er schüttelte den Kopf. »Selbstverständlich nicht. Ich bin dieselbe Straße entlanggegangen, und das in seiner Kleidung! Aber… Jake, kann ich das Buch einmal sehen? Charlie Tschuff-Tschuff?«
    Jake griff nach seinem Ranzen, aber Roland hielt seine Hand fest.
    »Noch nicht«, sagte er. »Geh wieder zu dem unbebauten Grundstück, Jake. Erzähl diesen Teil noch einmal. Versuch dich an alles zu erinnern.«
    »Vielleicht solltest du mich hypnotisieren«, sagte Jake zögernd. »Wie damals im Rasthaus.«
    Roland schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig. Was dir auf diesem Grundstück widerfahren ist, war das wichtigste Ereignis in deinem Leben, Jake. In unser aller Leben. Du kannst dich an alles erinnern.«
    Und so erzählte Jake es noch einmal. Ihnen allen war klar, Jakes Erlebnis auf dem Brachgrundstück, wo Tom und Gerry’s künstlerisches Delikatessengeschäft gestanden hatte, war das geheime Herz des gemeinsamen Ka-tet. In Eddies Traum hatte das Delikatessengeschäft noch gestanden; in Jakes Wirklichkeit war es abgerissen gewesen, aber in beiden Fällen war es ein Ort mit gewaltiger, talismanähnlicher Macht gewesen. Und Roland bezweifelte nicht, daß der brachliegende Platz voll Glasscherben und Backsteintrümmern nur eine weitere Version von Susannahs Drawers und dem Ort war, den er am Ende seiner Vision als Stätte der Knochen gesehen hatte.
    Als er diesen Teil der Geschichte noch einmal erzählte, wobei er nun sehr langsam sprach, stellte Jake fest, daß der Revolvermann recht gehabt hatte: Er konnte sich an alles erinnern. Seine Erinnerung wurde so gut, daß er sein Erlebnis schließlich noch einmal zu durchleben schien. Er erzählte ihnen von dem Schild, auf dem stand, daß diese sogenannten Turtle-Bay-Luxuswohnungen an der Stelle entstehen sollten, wo Tom und Gerry’s einst gewesen war. Er konnte sich sogar an das kurze Gedicht erinnern, das auf den Zaun gesprüht gewesen war, und rezitierte es für sie:
     
    »Sieh der SCHILDKRÖTE strahlende Pracht,
    Auf deren Rücken die Welt gemacht.
    Willst du spielen, komm und

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