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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gehen.«
    Roland nickte und wandte sich an Susannah.
    »Nun, ich hab’ keine Träume vom Dunklen Turm gehabt«, sagte sie, »daher kann ich mich nicht vor diesem Hintergrund mit der Frage befassen – dem Hintergrund des Verlangens, könnte man wohl sagen. Aber ich glaube mittlerweile an Ka, und ich bin nicht so verblödet, daß ich nicht spüren würde, wenn mir jemand mit den Knöcheln auf den Kopf trommelt und sagt: ›Da entlang, Dummkopf.‹ Was ist mit dir, Roland? Was meinst du?«
    »Ich glaube, für einen Tag ist genug geredet worden und es wird Zeit, es bis morgen dabei bewenden zu lassen.«
    »Was ist mit Ringelrätselreihen?«. fragte Jake. »Möchtest du das auch ansehen?«
    »Dafür ist an einem anderen Tag noch Zeit«, sagte Roland. »Gehen wir schlafen.«
     
     

25
     
    Aber der Revolvermann lag lange wach, und als die rhythmischen Trommeln wieder einsetzten, stand er auf und schlenderte zur Straße. Dort blieb er stehen und sah zur Brücke und zur Stadt. Er war mit jedem Zoll der Diplomat, den Susannah in ihm vermutete, und er hatte von dem Augenblick, als er zum erstenmal davon hörte, schon gewußt, daß der Zug die nächste Station auf dem Weg sein würde, den sie zurücklegen mußten… aber er hatte es für unklug gehalten, das auszusprechen. Besonders Eddie haßte es, wenn er herumgeschubst wurde; wenn er spürte, daß das geschah, senkte er einfach den Kopf, stemmte die Füße in den Boden, machte dumme Witze und bockte wie ein Maultier. Diesmal wollte er, was Roland wollte, aber er würde höchstwahrscheinlich dennoch Tag sagen, wenn Roland Nacht sagte, und Nacht, wenn Roland Tag sagte. Es war sicherer, bedacht vorzugehen und zu fragen statt zu befehlen.
    Er drehte sich um und wollte zurückgehen… dann ließ er die Hand auf die Waffe fallen, als er die dunkle Gestalt erblickte, die am Straßenrand stand und ihn ansah. Er zog nicht, aber es war knapp.
    »Ich habe mich gefragt, ob du nach dieser kleinen Vorstellung schlafen kannst«, sagte Eddie. »Die Antwort lautet wohl nein.«
    »Ich habe dich überhaupt nicht gehört, Eddie. Du lernst dazu… aber diesmal hättest du für dein Geschick fast eine Kugel in den Bauch bekommen.«
    »Du hast mich nicht gehört, weil dir zuviel durch den Kopf geht.« Eddie gesellte sich zu ihm, und selbst bei Sternenlicht konnte Roland sehen, daß er Eddie kein bißchen zum Narren gehalten hatte. Sein Respekt für Eddie wuchs weiter. Eddie erinnerte ihn an Cuthbert, aber in vieler Hinsicht hatte er Cuthbert bereits überflügelt.
    Wenn ich ihn unterschätze, dachte Roland, werde ich mir wahrscheinlich eine blutige Pfote holen. Und wenn ich ihn im Stich lasse oder etwas tue, das ihm wie Verrat vorkommt, wird er mich wahrscheinlich töten.
    »Was geht dir durch den Kopf, Eddie?«
    »Du. Wir. Ich möchte etwas wissen. Ich glaube, bis heute bin ich davon ausgegangen, daß du es schon wüßtest. Jetzt bin ich nicht mehr so sicher.«
    »Dann sag es mir.« Er dachte wieder: Wie ähnlich er Cuthbert ist!
    »Wir sind bei dir, weil wir es müssen – das ist unser gottverdammtes Ka. Aber wir sind auch bei dir, weil wir es wollen. Ich weiß, das trifft auf mich und Susannah zu, und ich bin sicher, es gilt auch für Jake. Du hast einen klaren Verstand, mein alter Khef -Kumpel, aber manchmal glaube ich, du hast ihn in einem Luftschutzbunker eingeschlossen, weil man so schwer an ihn rankommt. Ich will ihn sehen, Roland. Ist dir klar, was ich dir sage? Ich will den Dunklen Turm sehen.« Er sah Roland eindringlich ins Gesicht, erblickte offenbar nicht, was er sich erhoffte, und hob verzweifelt die Hände. »Ich will damit sagen, ich möchte, daß du meine Ohren losläßt.«
    »Deine Ohren loslassen?«
    »Ja. Du mußt mich nicht mehr ziehen. Ich komme freiwillig mit. Wir kommen freiwillig mit. Wenn du heute nacht im Schlaf sterben würdest, würden wir dich begraben und allein weiterziehen. Wir würden wahrscheinlich nicht lange durchhalten, aber wir würden auf dem Pfad des Balkens sterben. Verstehst du jetzt?«
    »Ja. Jetzt verstehe ich.«
    »Du sagst, du verstehst mich, und das denke ich auch… aber glaubst du mir auch?«
    Natürlich, dachte er. Wo könntest du sonst hin, Eddie, in dieser dir fremden Welt? Und was könntest du sonst machen? Du würdest einen beschissenen Farmer abgeben.
    Aber das war gemein und ungerecht, und das wußte er auch. Den freien Willen zu schmähen, indem man ihn mit Ka verwechselte, war schlimmer als Blasphemie; es war ermüdend und dumm.

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