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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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raufkommt!«
    »Eddie, hilf mir!«
    Er drehte sich um. Susannah versuchte, sich aus dem Rollstuhl zu winden, aber eine Falte der Wildlederhose, die sie trug, hatte sich im Bremsmechanismus verfangen. Sie lachte und weinte gleichzeitig, und ihre dunklen Augen strahlten vor Glück. Eddie riß sie so ungestüm aus dem Stuhl, daß dieser krachend umkippte. Er tanzte mit ihr im Kreis herum. Sie klammerte sich mit einer Hand an seinem Hals fest und winkte unablässig mit der anderen.
    »Roland! Jake! Kommt hier rauf! Laßt knacken, habt ihr mich verstanden?«
    Als sie oben ankamen, umarmte Eddie Roland und schlug ihm auf den Rücken, während Susannah Jakes lachendes Gesicht mit Küssen bedeckte. Oy lief in engen Achten herum und bellte schrill.
    »Süßer!« sagte Susannah. »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, sagte Jake. Er grinste immer noch, aber es standen Tränen in seinen Augen. »Und ich bin froh, hier zu sein. Du wirst nie erfahren, wie froh.«
    »Ich kann es mir denken, Süßer. Das kannste mir glauben.« Sie drehte sich zu Roland um. »Was haben sie mit ihm gemacht? Sein Gesicht sieht aus, als wär jemand mit dem Traktor drübergefahren.«
    »Das war fast ausschließlich Schlitzer«, sagte Roland. »Aber er wird Jake nicht mehr quälen. Und sonst auch niemanden.«
    »Was ist mit dir, großer Junge? Alles klar?«
    Roland nickte und sah sich um. »Das ist also die Krippe?«
    »Ja«, sagte Eddie. Er sah in den Spalt. »Was ist da unten?«
    »Maschinen und Wahnsinn.«
    »Redselig wie immer, wie ich sehe.« Eddie sah Roland lächelnd an. »Weißt du, wie froh ich bin, dich zu sehen? Hast du eine Ahnung?«
    »Ja – ich glaube doch.« Dann lächelte Roland, weil er daran dachte, wie sich Menschen verändern konnten. Der Tag lag noch gar nicht lange zurück, da hatte Eddie Roland mit seinem eigenen Messer die Kehle durchschneiden wollen.
    Die Motoren unter ihnen sprangen wieder an. Die Rolltreppe kam zum Stillstand. Der Spalt im Boden schloß sich wieder. Jake ging zu Susannahs umgestürztem Rollstuhl, und als er ihn aufstellte, sah er die stromlinienförmige rosa Gestalt hinter der Barriere. Sein Atem stockte, und der Traum, den er gehabt hatte, nachdem sie River Crossing verlassen hatten, fiel ihm mit voller Wucht wieder ein: die riesige rosa Projektilform, die über das Land des westlichen Missouri auf ihn und Oy zugerast kam. Zwei große dreieckige Fenster, die hoch oben am leeren Gesicht des Monsters funkelten, Fenster wie Augen… und jetzt wurde sein Traum Wirklichkeit; er hatte es immer gewußt.
    Er ist nur ein schrecklicher Tschuff-tschuff-Zug, und sein Name ist Blaine, die Pein.
    Eddie kam herüber und legte Jake einen Arm um die Schultern. »Tja, Kumpel, da ist er – genau wie in der Werbung. Was hältst du davon?«
    »Eigentlich nicht allzuviel.« Das war eine Untertreibung kolossalen Ausmaßes, aber Jake war zu ausgelaugt für etwas Besseres.
    »Ich auch nicht«, sagte Eddie. »Er spricht. Und er steht auf Rätsel.«
    Jake nickte.
    Roland hatte sich Susannah auf die Hüften gestemmt; gemeinsam betrachteten sie das Kontrollkästchen mit seinem Rautenmuster von Zahlen. Jake und Eddie gesellten sich dazu. Eddie mußte immer wieder zu Jake hinuntersehen, um sich zu überzeugen, daß er nicht nur Einbildung oder Wunschdenken zum Opfer fiel: Der Junge war tatsächlich da.
    »Was jetzt?« fragte Roland.
    Roland strich mit den Fingern behutsam über die Knöpfe mit den Zahlen darauf, die die Raute bildeten, und schüttelte den Kopf. Er wußte es nicht.
    »Ich glaube, die Motoren des Mono laufen schneller«, sagte Eddie. »Ich meine, wegen der Sirene ist es kaum zu hören; aber ich denke, es stimmt… und immerhin ist er ein Roboter. Was ist, wenn er ohne uns abfährt?«
    »Blaine!« rief Susannah. »Blaine, bist du…«
    »HÖRT GUT ZU, MEINE FREUNDE«, dröhnte Blaines Stimme. »UNTER DER STADT BEFINDET SICH EIN GROSSER VORRAT AN KANISTERN ZUR CHEMISCHEN UND BIOLOGISCHEN KRIEGFÜHRUNG. ICH HABE EIN PROGRAMM IN GANG GESETZT, DAS EINE EXPLOSION AUSLÖST UND DIESES GAS FREISETZT. DIESE EXPLOSION FINDET IN ZWÖLF MINUTEN STATT.«
    Die Stimme verstummte einen Moment, dann meldete sich die des kleinen Blaine zu Wort, die im Heulen der Sirene fast unterging: »… ich habe befürchtet, daß so etwas geschehen würde… ihr müßt euch beeilen…«
    Eddie achtete nicht auf den kleinen Blaine, der ihnen nichts gesagt hatte, was sie nicht ohnehin schon wußten. Selbstverständlich mußten sie sich beeilen, aber momentan

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