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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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großen Stille der Schräge an, Roland von Gilead und Susan von Mejis, und in ihrem Herzen spürte sie, wie ein Wind aufkam. Sie fürchtete und begrüßte ihn im gleichen Maß.
     
     

7
     
    »Guten Morgen, Susan«, sagte er. »Ich freue mich, dich wiederzusehen.«
    Sie sagte nichts, wartete ab und beobachtete. Konnte er ihr Herz so deutlich schlagen hören wie sie selbst? Natürlich nicht; das war nichts weiter als romantischer Quatsch. Und doch kam es ihr so vor, als müsste alles innerhalb eines Radius von fünfzig Schritten dieses Pochen hören können.
    Will tat einen Schritt vorwärts. Sie trat einen Schritt zurück und sah ihn misstrauisch an. Er senkte kurz den Kopf, dann sah er mit zusammengepressten Lippen wieder auf.
    »Ich erflehe deine Verzeihung«, sagte er.
    »Tatsächlich?« Ihre Stimme war kühl.
    »Was ich in jener Nacht gesagt habe, war ungerechtfertigt.«
    Darauf verspürte sie einen Funken aufrichtigen Zorns. »Mir ist gleich, ob es ungerechtfertigt war; es war unfair. Und es hat mir wehgetan.«
    Eine Träne quoll ihr aus dem linken Auge und lief an der Wange herab. Es schien, als hätte sie doch noch nicht alle vergossen.
    Sie dachte zunächst, was sie gesagt hatte, müsste ihn eigentlich beschämen, aber obwohl eine leichte Röte seine Wangen überzog, sah er ihr weiter fest in die Augen.
    »Ich habe mich in dich verliebt«, sagte er. »Darum habe ich es gesagt. Ich glaube, das ist mir widerfahren, noch bevor du mich geküsst hast.«
    Darüber musste sie lachen… aber die Schlichtheit, mit der er gesprochen hatte, ließ ihr Gelächter in den eigenen Ohren falsch klingen. Blechern. »Mr. Dearborn…«
    »Will. Bitte.«
    »Mr. Dearborn«, sagte sie so geduldig wie eine Lehrerin, die es mit einem dummen Schüler zu tun hatte, »der Gedanke ist lächerlich. Auf der Grundlage einer einzigen Begegnung? Eines einzigen Kusses? Eines schwesterlichen Kusses?« Nun war sie diejenige, die errötete, fuhr aber hastig fort: »So etwas geschieht in Geschichten. Aber im wirklichen Leben? Eher nicht.«
    Er nahm den Blick nicht von ihren Augen, und sie sah in den seinen etwas vom wahren Roland: die tiefe Romantik, mit der sein Wesen ausgestattet war, eine Romantik, die wie eine sagenhafte Ader fremden Metalls im Granit seiner Sachlichkeit begraben war. Er nahm Liebe eher wie eine Tatsache, nicht wie eine zarte Pflanze, und das machte ihre freundliche Geringschätzung, was sie beide betraf, wirkungslos.
    »Ich erflehe deine Verzeihung«, wiederholte er. Er hatte eine Art dickfelliger Sturheit an sich. Das ärgerte sie, amüsierte sie und stieß sie ab, alles gleichzeitig. »Ich bitte dich nicht, meine Liebe zu erwidern, darum habe ich es nicht gesagt. Du hast mir erzählt, deine Angelegenheiten seien kompliziert…« Nun nahm er den Blick von ihr und sah zur Schräge. Er lachte sogar ein bisschen. »Ich habe ihn einen Narren genannt, oder nicht? Dir ins Gesicht. Und wer ist jetzt der Narr?«
    Sie lächelte; konnte nicht anders. »Ihr habt auch gesagt, dass er starke Getränke und junge Mädchen liebt.«
    Roland schlug sich mit dem Handballen gegen die Stirn. Wenn sein Freund Arthur Heath das gemacht hätte, dann hätte sie es für eine absichtliche, komische Geste gehalten. Aber nicht so bei Will. Sie hatte da so eine Ahnung, als hielte er nicht viel von Komödien.
    Wieder herrschte Schweigen zwischen ihnen, diesmal jedoch kein peinliches. Die beiden Pferde, Rusher und Pylon, grasten zufrieden nebeneinander. Wenn wir Pferde wären, wäre das alles viel einfacher, dachte sie und hätte um ein Haar gekichert.
    »Mr. Dearborn, Euch ist klar, dass ich einem Arrangement zugestimmt habe?«
    »Aye.« Er lächelte, als sie überrascht die Brauen hochzog. »Es ist kein Nachäffen, sondern liegt am Dialekt. Er schleicht sich… einfach ein.«
    »Wer hat Euch von meinen Angelegenheiten erzählt?«
    »Die Schwester des Bürgermeisters.«
    »Coral.« Sie rümpfte die Nase und kam zum Ergebnis, dass sie das eigentlich nicht überraschte. Und sie vermutete, dass es welche gab, die ihre Situation noch derber hätten schildern können. Eldred Jonas, zum Beispiel. Oder Rhea vom Cöos. Am besten ließ sie es dabei bewenden. »Wenn Ihr also versteht, und wenn Ihr mich nicht bittet, Eure… was immer Ihr zu empfinden glaubt, zu erwidern… warum reden wir dann miteinander? Warum habt Ihr mich ausfindig gemacht? Ich dächte doch, es erfüllte Euch mit Unbehagen…«
    »Ja«, sagte er, und dann, als würde er eine simple Tatsache

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