Der dunkle Turm - Gesamtausgabe
Garber und diese Bande…«
»Ich kenne sie«, sagte sie knapp.
»Sie sind ausgesprochen zuvorkommend in ihrer Unterstützung. Wenn man den Bund gegenüber Sheriff Avery auch nur erwähnt, springt er bereits im Viereck. Und es scheint, als würde man uns in der guten Stube jeder Ranch ein Getränk aus einem Eld-Gedächtnispokal servieren.«
»Was für ein Getränk?«, fragte sie leicht spitzbübisch. »Bier? Ale? Graf?«
»Außerdem Wein, Whiskey und Pettibone«, sagte er, ohne auf ihr Lächeln zu reagieren. »Es sieht fast so aus, als wollten sie alle, dass wir unser Gelübde brechen. Kommt dir das nicht auch seltsam vor?«
»Aye, ein wenig; vielleicht liegt es aber auch nur an der Gastfreundschaft Hambrys. Wenn in dieser Gegend jemand – zumal ein junger Mann – sagt, dass er einen Eid geschworen hat, halten ihn die Leute für bescheiden und denken nicht, dass er es ernst meint.«
»Und diese freudige Unterstützung des Bundes bei den Machern und Mächtigen? Wie kommt dir das vor?«
»Komisch.«
Und das stimmte auch. Pat Delgados Arbeit hatte ihn fast täglich in Kontakt mit diesen Landbesitzern und Pferdezüchtern gebracht, und eben darum war Susan, die hinter ihrem Da’ hergetapst war, wann immer er sie ließ, jenen auch öfter begegnet. Im Großen und Ganzen hatte sie sie für einen eiskalten Haufen gehalten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass John Croydon oder Jake White einen Steinkrug mit dem Konterfei Arthur Elds zu einem sentimentalen Trinkspruch erhob… schon gar nicht am helllichten Tag, wenn Vieh auf den Markt getrieben und verkauft werden musste.
Will hatte die Augen unverwandt auf sie gerichtet, als wollte er ihre Gedanken lesen.
»Aber du siehst die wichtigen Männer wahrscheinlich nicht mehr so oft wie früher«, sagte er. »Als dein Vater noch lebte, meine ich.«
»Vielleicht nicht… aber lernen Bumbler, rückwärts zu sprechen?«
Diesmal kein zurückhaltendes Lächeln, diesmal grinste er unverhohlen. Und strahlte dabei über das ganze Gesicht. Götter, wie hübsch er war! »Ich vermute nicht. Ebenso wenig, wie Katzen ihre Flecken wechseln, wie man bei uns sagt. Und Bürgermeister Thorin spricht nicht über unseresgleichen – mich und meine Freunde – zu dir, wenn ihr allein seid? Oder habe ich kein Recht, solch eine Frage zu stellen? Ich nehme mal an, dem ist so.«
»Das wäre mir egal«, sagte sie und warf keck den Kopf herum, sodass ihr langer Zopf mitschwang. »Ich verstehe wenig von dem, was schicklich ist, wie einige so nett waren, zu betonen.« Aber sie freute sich nicht so sehr über seine niedergeschlagenen Augen und sein verlegenes Erröten, wie sie es erwartet hatte. Sie kannte Mädchen, die ebenso gern neckten wie flirteten – und manche neckten ziemlich heftig –, aber anscheinend fand sie keinen Gefallen daran. Ganz bestimmt hatte sie jedoch kein Interesse daran, ihre Krallen in ihn zu schlagen, daher fuhr sie in einem milderen Ton fort. »Wie auch immer, ich bin nicht mit ihm allein.«
Aber ach, wie du lügst, dachte sie traurig und erinnerte sich, wie Thorin sie am Abend des Empfangsessens auf dem Flur umarmt und ihre Brüste befummelt hatte wie ein Kind, das die Hand ins Glas mit den Süßigkeiten schieben wollte; wie er ihr sagte, dass er sich nach ihr verzehre. Oh, du große Lügnerin.
»Auf jeden Fall, Will, kann dich und deine Freunde kaum kümmern, was Hart von euch hält, oder? Ihr habt eine Aufgabe zu erledigen, das ist alles. Wenn er euch auf diese Weise helfen will, warum nehmt ihr es nicht einfach an und seid dankbar?«
»Weil hier etwas nicht stimmt«, sagte er, und der ernste, fast todernste Klang seiner Stimme machte ihr etwas Angst.
»Nicht stimmt? Mit dem Bürgermeister? Mit dem Pferdezüchterverband? Was redest du da?«
Er sah sie fest an, dann schien er eine Entscheidung zu treffen. »Ich werde dir vertrauen, Susan.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich dein Vertrauen auch nur ein wenig mehr will als deine Liebe«, sagte sie.
Er nickte. »Aber um die Aufgabe zu erledigen, derentwegen ich geschickt wurde, muss ich jemandem vertrauen. Kannst du das verstehen?«
Sie sah ihm in die Augen und nickte.
Er trat neben sie, so nahe, dass sie sich einbildete, sie könnte die Wärme seiner Haut spüren. »Sieh da runter. Sag mir, was du siehst.«
Sie sah hin und zuckte die Achseln. »Die Schräge. Wie immer.« Sie lächelte verhalten. »Und hübsch wie immer. Das hier ist schon immer mein liebster Platz auf der ganzen Welt gewesen.«
»Aye,
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