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Der dunkle Wächter

Der dunkle Wächter

Titel: Der dunkle Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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zu diskutieren. Schluss. Aus. Ende.«
    Um letzte Unklarheiten zu beseitigen, unterstrich Hupert seine Aussage mit einem energischen, entschlossenen Drehen des Schraubenschlüssels.
    Plötzlich war ein verdächtiges Knirschen im Inneren der Lenzpumpe zu hören. Hupert lächelte dem Jungen zu. Zwei Sekunden später schoss die Klemme, die er soeben festgedreht hatte, im hohen Bogen über die Köpfe der beiden hinweg, gefolgt von etwas, das wie ein Kolben aussah, einem kompletten Satz Schraubenmuttern und allerlei Metallteilen. Onkel und Neffe verfolgten die Flugbahn des Schrotts, bis dieser nicht sehr diskret auf das Deck des Nachbarschiffs von Gerard Picaud niederging. Picaud, ein ehemaliger Boxer mit der Konstitution eines Stiers und dem Grips einer Muschel, nahm die Teile in Augenschein und starrte dann in den Himmel. Hupert und Ismael wechselten einen Blick.
    »Ich glaube nicht, dass wir den Unterschied merken werden«, gab Ismael zu bedenken.
    »Wenn ich deine Meinung wissen will…«
    »… wirst du mich danach fragen. Einverstanden. Übrigens, ich hab mich gefragt, ob du etwas dagegen hast, wenn ich mir nächsten Samstag freinehme. Ich möchte ein bisschen was am Segelboot reparieren…«
    »Sind diese Reparaturen zufällig blond, einen Meter siebzig groß und grünäugig?«, fragte Hupert.
    Der Fischer grinste seinen Neffen verschmitzt an.
    »Die Neuigkeiten verbreiten sich schnell«, sagte Ismael.
    »Wenn deine Cousine ihre Finger im Spiel hat, bekommen sie Flügel, mein lieber Neffe. Wie heißt die junge Dame denn?«
    »Irene.«
    »Verstehe.«
    »Da gibt es nichts zu verstehen.«
    »Man wird sehen.«
    »Sie ist nett, das ist alles.«
    »Sie ist nett, das ist alles«, echote Hupert, die kühle Teilnahmslosigkeit in der Stimme seines Neffen nachäffend.
    »Vergiss es. War keine gute Idee. Ich werde am Samstag arbeiten«, sagte Ismael knapp.
    »Der Laderaum muss geschrubbt werden. Da liegt seit Wochen verdorbener Fisch drin, es stinkt zum Gotterbarmen.«
    »Alles klar.«
    Hupert lachte lauthals los.
    »Du bist genauso halsstarrig wie dein Vater. Gefällt dir das Mädchen nun oder nicht?«
    »Hm.«
    »Sei nicht so maulfaul mir gegenüber, Romeo. Ich bin dreimal so alt wie du. Gefällt sie dir oder nicht?«
    Der Junge zuckte mit den Schultern. Seine Wangen glühten wie reife Melonen. Schließlich entwischte ihm ein unverständliches Gemurmel.
    »Übersetze.« Sein Onkel ließ nicht locker.
    »Ich habe ja gesagt. Glaube ich jedenfalls. Ich kenne sie ja kaum.«
    »Gut. Das ist mehr als das, was ich über deine Tante sagen konnte, als ich sie das erste Mal sah. Und der Himmel ist mein Zeuge, dass sie ein Engel ist.«
    »Wie war sie als junges Mädchen?«
    »Lass uns nicht damit anfangen, oder du verbringst den Samstag im Laderaum«, drohte Hupert.
    Ismael nickte und machte sich daran, das Werkzeug einzusammeln. Sein Onkel wischte sich das Öl von den Händen, während er ihn aus dem Augenwinkel beobachtete. Das letzte Mädchen, für das er sich interessiert hatte, war eine gewisse Laura gewesen, die Tochter eines Handelsvertreters aus Bordeaux, und das war fast zwei Jahre her. Die einzige Liebe seines Neffen schienen das Meer und die Einsamkeit zu sein. Das Mädchen musste etwas Besonderes haben.
    »Bis Freitag hab ich den Laderaum sauber«, verkündete Ismael.
    »Er gehört ganz dir.«
    Als Onkel und Neffe auf die Mole sprangen, um bei Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein, untersuchte ihr Nachbar Picaud noch immer die mysteriösen Teile und versuchte herauszufinden, ob es in diesem Sommer Schrauben regnete oder ob der Himmel ihm ein Zeichen schicken wollte.
     
    Im August kam es den Sauvelles bereits so vor, als lebten sie schon seit mindestens einem Jahr in Baie Bleue. Wer sie nicht kannte, war durch das Kommunikationstalent von Hannah und ihrer Mutter Elisabet Hupert über ihr Leben auf dem Laufenden. Durch ein seltsames Phänomen, das irgendwo zwischen Dorfklatsch und Zauberei anzusiedeln war, erreichten Neuigkeiten die Bäckerei, in der Elisabet Hupert arbeitete, bevor sie sich überhaupt ereigneten. Weder das Radio noch die Zeitung konnten mit ihrem Laden mithalten. Croissants und ofenfrische Neuigkeiten von morgens bis abends. So waren am Freitag die einzigen Bewohner der Blauen Bucht, die nicht über die angebliche Liebelei zwischen Ismael Hupert und der zugezogenen Irene Sauvelle auf dem Laufenden waren, die Fische und die Betroffenen selbst. Dabei tat es wenig zur Sache, ob da etwas gelaufen war oder

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