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Der Durchblicker: Novelle (German Edition)

Der Durchblicker: Novelle (German Edition)

Titel: Der Durchblicker: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Blick zu, aber es lag auch ein klein bisschen Mitleid darin.– Brauchst mich gar nicht zu bemitleiden, verdammt noch mal, brüllte ich, aber sie konnte mich nicht hören, oder vielleicht auch doch, aber ich schaffte es mit Roxy nach draußen, meine Beine waren aus Gummi. Der SCHIZO wollte uns nachkommen, aber ich sagte ihm, es wär schon in Ordnung, und er ging wieder rein, um sich was zum Ficken zu suchen.
    Es war ein kalter und frostiger Abend, vielleicht lag’s aber auch nur an den Supermarios.
    – ICH HABBEN UMGEBRACHT, ICH HABBEN UMGEBRACHT, VERDAMMT! Ich geh zur Polizei … Roxy litt Höllenqualen. Sein Gesicht schien in sich zusammenzufallen …
    Ich packte ihn an den Schultern.– Tust du nich! Schalt mal dein Gehirn ein! Werd vernünftig, Scheiß noch mal! Wenn wir in den Knast gehen, bringt das die Fotze auch nich zurück, oder?
    – Nee …
    – Was soll das n dann. Es war n beschissener Unfall, klar!
    – Hast recht … Er wurde etwas ruhiger.
    – N Unfall, wiederholte ich.– Du solltest dir n bisschen auf die Zunge beißen. Es ist das Acid. Lass einfach die Finger davon, das bekommt dir nich. Halt dich ans Saufen. Dir geht’s gleich wieder besser, wenn du runterkommst. Du kannst nich rumrennen und so n Scheiß labern. Scheiße, du bringst uns noch in n Bau, Mann. Da interessiert keinen die wahre Geschichte, Roxy, nich bei diesen Wichsern. Die Polizei interessiert das n Scheißdreck. Macht für die nur zwei Ganoven mehr. Lässt sie besser dastehen, sie und dieschleimigen Politikerfotzen, die erzählen können, die Polizei würd den Kampf gegen das Verbrechen gewinnen. Das wär ja wohl voll bescheuert. Blindfischs Tod war verdammt tragisch, machen wir n nich noch tragischer, indem wir diesen Fotzen geben, was sie wollen. Kapier doch! Es war n verfickter Unfall!
    Er schaut mich mit ängstlichen Augen an, als sei ihm endlich klar geworden, was er da eigentlich erzählt hatte:– Verdammte Scheiße, du hast recht, Alter. Was hab ich mir nur gedacht, so n Scheiß rumzuerzählen … es hat doch keine Sau was mitgekriegt, oder, Bri? HAT DOCH KEINE SAU WAS MITGEKRIEGT, BRI?
    – Nee, nur ich. Diesmal noch nich. Aber lass die Finger von dem Scheißacid. Kapiert?
    – Ja … das is komisch. Ich hab früher schon mal Acid genommen, Bri, is ewig her. Aber das war total anders als diesmal, das hier is voll merkwürdig. Is das krank oder was, Bri?
    – Is ja gut. Wir gehen zu dir zum Runterkommen. Was zu trinken im Haus?
    – Ja, massig Büchsen. Whisky un alles.
    Das Acid ist stark, geht voll aufs Hirn, aber einmal bei Roxy fangen wir an zu saufen, als gäb’s kein Morgen. Ist das Einzige, was man gegen Acid tun kann: es mit Alkohol aus dem Körper schwemmen. Sprit wirkt dämpfend; bringt einen runter. Man kriegt sich wieder in den Griff.
    Es war zwingend notwendig, dass Roxy nichts erzählte. Ich hatte Blindfisch in jener Nacht nicht Schnee ins Gesicht gekickt. Ich hatte ihn ins Gesicht gekickt. Der entscheidende Schlag konnte genauso gut von mir gekommen sein wie von Roxy. Es war falsch; einfach schrecklich, dumm, feige und unüberlegt. Ich kann mir nicht mein ganzes Leben versauen wegen dem einen blöden Fehler in der Hitze desAugenblicks. Auf keinen Fall. Das würde ich Scheiß noch mal nicht zulassen. Blindfisch und Schlauscheißer; ne Geschichte zweier Arschlöcher. Tja, diese Geschichte ist damit beendet, hoffe ich. Endgültig beendet.

14
Einstellungsgespräch
    Hölle noch mal, es ist wieder so weit. Ich kriegte nen höllischen Schreck, als ich Garlands Unterschrift unter dem Brief mit dem Briefkopf des Edinburgh District Council sah, der mich zu einem Einstellungsgespräch lud.
    Ich war wieder nach London gegangen, aber nachdem der Job in Ealing erledigt war, hatte ich mit Cliff und Darren einen Interrail-Trip gemacht. Darren und ich landeten schließlich in Rimini. Er ist immer noch da und arbeitet als Barkeeper und Türsteher, macht nur noch Party und bumst sich durch. Es war cool, aber ich musste zu einer weiteren Hochzeit zurückkommen, diesmal die von meinem Alten. Sie waren aus der Siedlung umgezogen in nen Barratt-Schuhkarton schräg gegenüber in Pilton. Innerhalb von fünf Jahren würde das ein Slum sein. Die Regierung wollte das Gebiet durch Wohneigentum neu beleben. Es macht keinen großen Unterschied, ob man für n Drecksloch Miete an die Stadt oder Hypothekenraten an ne Wohnungsbaugesellschaft zahlt. Hör auf, die Raten zu bezahlen, dann merkst du schnell, wie die Eigentumsverhältnisse

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