Der Durchblicker: Novelle (German Edition)

kommen zu uns rüber. Ich stelle sie einander vor.– Okay, Jungs, ihr kennt Spud und Raymie, oder?
    Man wechselt Blicke misstrauischen Erkennens. Meine Sauf- und meine Drogenkumpels sind nie richtig miteinander warm geworden.
    – Aber schon ne komische Sache, so Ehefesseln, oder? Aber schön, wenn’s gut geht, wagt Spud zu sagen und bricht ein unbehagliches Schweigen.
    – Das Einzige, wo heiraten gut für is, is Sex auf Knopfdruck, meint Moncrief mit mehr als nur ner Andeutung von Streitlust.
    Roxy sagt mit Glasgower Akzent:– Ich mach’s aber auch ganz gern auf die altmodische Art.
    Wir lachen alle drüber, bloß Moncrief nicht. Eine Sache bei so Kraftpaketen, die ich nie verstanden hab: Warum sie alle so unheimliche Sensibelchen sind. Der schottische Muskelmann zieht sich ne Laufmasche in die Nylons, also schlägt er dem Nächstbesten die Fresse ein. Der schottischeMuskelmann bricht sich n Fingernagel ab, also kriegt irgendn armes Schwein nen Kopfstoß verpasst. Irgendn Typ trägt dasselbe Blümchenkleid wie der schottische Muskelmann und kriegt für diese Unverschämtheit n Glas ins Gesicht.
    Wir kommen aufs Thema Fernsehen.– Glotze is der blanke Scheiß, sagt Moncrief,– das Einzige, was sich in der Scheißglotze anzugucken lohnt, sind Tierfilme. Ihr wisst schon, mit dem Sack da, wie heißt er gleich, dieser David Attenborough da.
    – Genau, stimmt Spud zu,– der Mann hat den Durchblick, echt. Das wär so n Job für mich, mit all den Tieren und so. Wär doch abgedreht, wa?
    Wir laberten den ganzen Abend, zu betrunken, um mit den faltigen Tantchen und ganz fickbaren Kusinen zu tanzen. Ich schmeiße n bisschen Acid und registriere, dass Roxy irgendwas genommen hat. Er ist betrunken, aber er hat auch irgendwas genommen. Spud hat ihm eine von den Supermarios gegeben. Das ist viel zu viel für Rox. Er ist ein Alkoholmann. Er schüttelt seinen gebeugten Kopf und lallt:– Ich habbn umgebracht! Habbn echt umgebracht, und er ist den Tränen nahe.
    Ich hatte auch mit dem Acid zu kämpfen. Das war keine gute Idee gewesen. Diese Supermarios; meine Scheiße, die ganze Welt könnte ne Halluzination sein, die Farben prallen aufeinander und zurück, und Tinas Gesicht sieht krank und vampirhaft aus in diesem Kleid, und Roxy lallt, und da läuft n Eisbär auf allen vieren rum …
    – Spud, siehste den Bär, Mann? fragte ich.
    – Das is kein Bär, Mann, das ist mehr so n Bär-Hund, so halb Mensch, halb Hund mit n bisschen Bär dabei, verstehste?
    – Raymie, du hast es auch gesehen. Es war doch n Bär, oder?
    – Ja, ich persönlich hielt es für einen Bären.
    – Leck mich am Arsch! Raymie! Du hast da gerade was Normales gesagt, was ganz Vernünftiges.
    – Kommt bloß vom Acid, meint er zu mir.
    Roxy schüttelt immer noch den Kopf;– Der arme Junge … der arme, blinde Junge … sie ham sein Augenlicht genommen … und ich sein Leben … beschissenes Katzengold … meine Seele is krank, krank gemacht von beschissenem Katzengold … jetz sag mir nicht, das wär nich krank …
    – Das Acid ist echt der Hirnhammer …, sagt Spud.
    Ich sehe Moncrief, wie er neben diesem Pflanzenmonster sitzt. Moncriefs Gesicht wechselt Farbe und Form. Ich erkenne, dass er kein menschliches Wesen ist. Denise kommt zu uns rüber:– Welche von den Supermarios genommen?
    – Jau, … echt zu heftig, Mann.
    Er kauft Spud eine ab. Acht Mäuse für das hier. Die Haut ist mir abgezogen worden. Eileen Eileen Eileen der Tour Montparnasse ich hatte Liebe und hab sie verloren weil ich zu jung zu blöd war sie als das zu erkennen was sie war und ich werd sie nie wieder erleben in Millionen von Jahren nicht und ich werd niemals siebzig werden aber scheiß drauf denn ohne sie will ich’s auch gar nicht wie grässlich wär das ohne Eileen die in London am College ist wer weiß an welchem zumindest war sie es letztes Jahr und ich hoffe du bist jetzt glücklich glücklich ohne deinen alten Schlauscheißerfreund der sich für unterhaltsam hielt aber nur n nervtötendes unreifes selbstsüchtiges Fickgesicht war sind nicht gerade selten die und du hast gut dran getan ihn zu verlassen aus rein rationalen Beweggründen …
    – Was n mit Roxy los, fragte Denise.
    – Zu viel Acid. Diese Supermarios …
    Ich nahm Roxys Gesicht in beide Hände.– Hör zu, Roxy,du bist aufm schlechten Trip. Wir müssen hier raus. Hier sind zu viele böse Geister, Rox.
    Wir waren völlig weggetreten, aber wir mussten raus an die frische Luft. Olly warf mir einen angeekelten