Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
hingebungsvoll gestreichelt hatte. Eine einzelne Strähne ihres goldfarbenen Haars hatte sich aus der kunstvollen Hochsteckfrisur gelöst und fiel ihr in die Stirn. Auf ihren Lippen lag ein dezenter Rotschimmer. Ihre Schönheit raubte ihm schlichtweg den Atem.
Warum wollte sie nicht einsehen, dass er um ihre Sicherheit besorgt war? Der Mann, der vermutlich versucht hatte, ihn zu töten, stand nicht weit entfernt von ihr. Stephen warf einen flüchtigen Blick zu Freddie Reynolds, aber der Dandy gab vor, ihn nicht zu bemerken.
Als er Emily erreichte, stellte er bestürzt fest, dass sie nicht von ihrem Onkel begleitet wurde.
„Da bist du ja“, sagte sie erleichtert. „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.“
„Natürlich bin ich hier“, erwiderte er leise. „Du hingegen hättest zu Hause bleiben sollen.“
„Seit wann nehme ich Befehle entgegen, mit denen ich nicht einverstanden bin?“, erwiderte sie und lächelte liebreizend.
Er nahm ihre Hand und wollte sie zum Tisch mit den Erfrischungen führen, aber Emily blieb stehen. „Ich gehe nicht mit dir, bevor du mich nicht anerkennst. Wir sind ohnehin schon der Mittelpunkt des allgemeinen Interesses.“
Diese starrsinnige Frau! Gewaltsam zog er sie in Richtung einer abgeschiedenen Nische. „Komm mit.“
„Nein.“ Sie sträubte sich, aber er ließ nicht locker.
Bevor er noch etwas sagen konnte, trat Freddie Reynolds zu ihnen. „Lady Whitmore, ist alles in Ordnung?“
„Ja, selbstverständlich.“ Emily brachte sogar ein Lächeln zustande, obwohl sie sicher beinahe platzte vor Wut, wie Stephen vermutete.
Er wollte auf keinen Fall, dass der eitle Blender sich in der Nähe seiner Frau aufhielt. „Verschwinden Sie, Reynolds.“
Doch Freddie wich nicht zurück, sondern versuchte, ihn niederzustarren. Was ein wenig lächerlich wirkte, da er nicht so groß war wie Stephen und den Kopf in den Nacken legen musste.
„Sie sind doch mein Partner für die nächste Runde, Freddie“, mischte Emily sich nach einem kurzen Blick auf ihre Tanzkarte ein.
Ungeduldig wollte Stephen seine Frau von Reynolds fortzerren, als ihn eine Schar Matronen einkreiste und mit Fragen bestürmte.
„Geschätzter Lord Whitmore, welch eine Ehre …“
„Mir kam ganz Erstaunliches über Sie und Miss Barrow zu Ohren …“
„Warum um alles in der Welt haben Sie heimlich geheiratet?“
Stephen hatte Wichtigeres zu tun, als den neugierigen Damen Rede und Antwort zu stehen. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen“, sagte er knapp und setzte eine strenge Miene auf. „Ich muss mit meiner …“
Er sah zu Emily, und ihr Anblick verschlug ihm die Sprache. Gütiger Himmel, war sie schön! Der helle Farbton des Kleides passte wunderbar zu ihrem Teint und brachte das satte Honigblond ihrer Haare zur Geltung. Noch nie zuvor hatte er sie derart gelassen und selbstbewusst erlebt. Wie eine Countess. Seine Countess.
Emily stand ein Stück entfernt und gab vor, nicht zuzuhören. Vermutlich rechnete sie damit, dass er ihr gegenüber weiterhin Gleichgültigkeit vortäuschte. Wozu er allen Grund hatte, wenn er sie schützen wollte.
Aber verdammt, sie war so oft verletzt worden, er konnte es nicht noch einmal zulassen. Es würde sie nicht schützen, wenn er sich weiterhin weigerte, sie als seine Frau anzuerkennen, sondern lediglich ihre Ehe gefährden.
„Ich muss mit meiner Gattin sprechen“, betonte er, um sicherzugehen, dass jeder der Umstehenden ihn verstehen konnte.
Emily drehte sich zu ihm um. Sie öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, schwieg dann jedoch.
Lady Thistlewaite sah aus, als wäre sie einer Ohnmacht nahe. Die Matrone neben ihr wedelte aufgebracht mit dem Fächer, und die anderen tuschelten, aber Stephen verspürte nicht den Wunsch, den Damen noch länger zuzuhören. Stattdessen trat er auf Emily zu, führte ihre behandschuhten Finger an die Lippen und hauchte einen Kuss darauf. „Wollen wir, Lady Whitmore?“
Zu seinem Erstaunen sank sie ihm nicht dankbar vor die Füße, sondern bedachte ihn lediglich mit einem säuerlichen Blick. „Das hättest du auch mit ein bisschen mehr Finesse erledigen können“, bemerkte sie, als sie seine Hand ergriff.
„Ich habe nur getan, was du von mir verlangt hast.“
Dagegen ließ sich nichts vorbringen. Emily legte die Stirn in Falten, als die Paare sich zur Quadrille aufstellten. „Ich habe Freddie diesen Tanz wirklich versprochen.“
„Wenn er dich berührt, hacke ich ihm die Hand ab.“
„Sei nicht
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