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Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)

Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)

Titel: Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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noch ihr Bruder hatten sie jemals zu einem Ball begleitet. Nigel ermöglichte ihr so viel.
    Es war ein Leichtes, sich seiner Führung anzuvertrauen. Er bewegte sich langsam und führte sie sicher durch die Schrittfolgen des Walzers. Mit der Zeit entspannte sie sich, obwohl sie sich der Blicke, die ihnen folgten, überdeutlich bewusst war. Besonders Lady Thistlewaite sah aus, als habe sie in eine Zitrone gebissen.
    „Alle hier wüssten zu gerne, was Whitmore machen wird, wenn er eintrifft“, bemerkte Nigel. „Ich kann ein paar Gerüchte über eure heimliche Hochzeit streuen, damit es einfacher für dich wird.“
    „Mir wäre lieber, du würdest das nicht tun.“ Stephen würde auch so schon überaus erbost sein, wenn er sie hier antraf.
    „Er ist ziemlich spät dran“, meinte Nigel und runzelte die Stirn. „Ob er aufgehalten wurde? Ich hoffe, es ist alles in Ordnung mit ihm.“
    Bei dem Gedanken, dass Stephen etwas zugestoßen sein könnte, geriet Emily aus dem Takt. Ihr Onkel war geistesgegenwärtig genug, das Malheur zu kaschieren, doch den Rest des Tanzes erlebte Emily wie in Trance. Die Angst um ihren Ehemann schnürte ihr die Kehle zu, und sie hatte nur noch den Wunsch, den neugierigen Blicken zu entkommen und einen Moment allein zu sein.
    „Würdest du mich bitte entschuldigen?“, murmelte sie, als der Walzer zu Ende war.
    Nigel musterte sie besorgt, und Emily versicherte ihm rasch, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gab. Dann zog sie sich ins Damenzimmer zurück, wo sie vor einem der Spiegel Platz nahm und ihr blasses Gesicht betrachtete. Stephen ist nichts geschehen, machte sie sich Mut. Bald trifft er hier ein . Trotzdem wurde sie die quälenden Zweifel nicht los. Und wenn nicht? hallte es unaufhörlich durch ihren Kopf. „Er kommt“, flüsterte sie ihrem Spiegelbild beschwörend zu. „Ich weiß, dass er kommt.“
    Doch die Zeit verstrich, ohne dass Stephen eintraf, und Emily beschlich eine schreckliche Vorahnung.
    Es war mitten in der Nacht, als sich die schwarz gekleidete Gestalt zum Hintereingang von Nigel Barrows Londoner Stadtresidenz stahl und das Türschloss aufbrach. Im Schutz der Dunkelheit schlich der Mann geräuschlos die Dienstbotentreppe hinauf und betrat das Schlafgemach der Kinder.
    Vor dem Bett des Jungen blieb er stehen. Im flackernden Schein des Kaminfeuers lag Royce Barrow zusammengerollt unter der Decke. Er schien lebhaft zu träumen und schreckte plötzlich aus seinem unruhigen Schlaf hoch.
    „Pst.“ Der Eindringling legte sich einen Finger auf die Lippen. „Ich bin gekommen, um dich zu deinem Vater zu bringen.“
    Royce setzte sich auf und umklammerte die Bettdecke. „Mein Vater ist tot.“
    „Das haben sie dir erzählt. Aber er hat mich geschickt, damit ich dich zu ihm bringe.“ Der Mann streckte die Hand aus. „Du vertraust mir doch, oder?“
    Der Junge nickte.
    „Dann lass uns gehen, bevor man uns entdeckt.“
    „Was ist mit Emily und Onkel Stephen?“
    „Mach dir keine Sorgen. Sie kommen morgen früh nach.“
    Der Junge schlug die Decke beiseite und machte sich daran, seine Schuhe anzuziehen.
    „Du musst ganz leise sein, wenn wir das Haus verlassen. Sprich kein Wort und halte dich in der Kutsche verborgen.“ Der Mann reichte ihm eine Decke. „Nimm die.“
    „Was ist mit Victoria?“, wandte der Junge ein. „Ich lasse meine Schwester nicht zurück.“
    „Wir nehmen sie mit.“ Der Mann half Royce in den Mantel, und der Junge verschloss hastig die Knöpfe. „Versprichst du mir, dass ich Vater bald sehe?“, fragte er, nachdem er einen letzten sehnsüchtigen Blick auf sein Bett geworfen hatte.
    „Ich verspreche dir, dass du ihn sehr bald sehen wirst“, entgegnete der Mann mit ausdruckslosem Gesicht.
    Als er die Tür hinter dem Jungen schloss, streifte er den Krummdolch, den er unter seinem Mantel verborgen trug.
    Es war kurz nach Mitternacht, als Stephens Kutsche vor der Residenz der Viscountess Thistlewaite zum Stehen kam. Es hatte einige Zeit gedauert, Nachforschungen über Freddie Reynolds’ Schulden anzustellen, doch es sah ganz danach aus, als hätte auch Freddie dem Glücksspiel gefrönt – mit dem Ergebnis, dass er dringend Geld brauchte.
    Als Stephen seine Frau unter den Ballgästen entdeckte, bahnte er sich wütend einen Weg zu ihr. Sie trug seine Perlen um den liebreizenden Hals, den er ihr am liebsten umgedreht hatte. Das elfenbeinfarbene Tüllkleid umschmeichelte die weiblichen Kurven ihres Körpers, den er neulich nachts so

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