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Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)

Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)

Titel: Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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weg!“
    Das war zu erwarten gewesen – nur ein Narr hätte sich jetzt bereits ergeben. Selbstverständlich musste Stephen dem Jungen einen entsprechenden Anreiz bieten. „Du wünschst doch, mein Haus zu verlassen, habe ich recht?“
    Schweigen. Anscheinend hatte der Knabe mit dieser Frage nicht gerechnet. „Ja“, erklang es schließlich gedämpft.
    „Ich schlage den Austausch von Informationen vor. Du erzählst mir alles, was ich wissen möchte, und ich kümmere mich um deine Abreise.“ Wohlweislich verschwieg Stephen, wohin die Reise gehen würde – ein Internat lag im Bereich des Möglichen. Schließlich hatte der Junge Erziehung bitter nötig.
    Wieder Schweigen. Dann klickte das Schloss, und die Tür wurde geöffnet. Mühsam unterdrückte Stephen ein siegessicheres Lächeln. Es war nicht ratsam, den Waffenstillstand gleich zu Anfang zu gefährden, denn er brauchte Auskünfte und baute auf die Leutseligkeit des Gegners.
    Als er den Raum betrat, beobachtete der Knabe ihn misstrauisch.
    „Roland, richtig?“, fragte Stephen.
    „Ich heiße Royce“, erwiderte der Junge empört und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und ich kann dich nicht leiden.“
    Stephen zuckte mit den Schultern. „Ich kann auch nicht gerade behaupten, dass du mir sympathisch bist.“
    Seine Antwort schien bei Royce auf Zustimmung zu stoßen. Die Grenzen zwischen ihnen waren abgesteckt.
    „Setz dich.“ Er wies auf einen Schemel, aber Royce leistete der Aufforderung keine Folge. Ungerührt eröffnete Stephen das Gespräch. „Wie lange bist du schon auf Falkirk?“
    „Seit Februar.“ Der Junge sah zur Tür, als erwäge er eine Flucht.
    „Hat eure Tante euch hergebracht?“
    Bei der Erwähnung Emilys wurden die Züge des Knaben für einen flüchtigen Moment weicher, bevor sie wieder einen abwehrenden Ausdruck annahmen. „Sie hat nach uns geschickt.“ Er trat von einem Fuß auf den anderen und sah auf seine Hände. „Du bist ziemlich groß“, fügte er unvermittelt hinzu.
    „Weich nicht vom Thema ab.“ Stephen war fest entschlossen, seine Befragung fortzusetzen. „Warum hat eure Tante mich geheiratet?“
    Plötzlich war Furcht in Royces schmalem blassen Gesicht zu sehen. „Ich weiß nicht.“
    „Ich glaube, du weißt es doch. Es ist besser, wenn du mir die Wahrheit erzählst.“
    Der Junge richtete den Blick auf den Fußboden und ballte die Hände zu Fäusten. „Ich will zu meinem Papa.“
    Stephen versuchte, einen sanfteren Ton anzuschlagen. „Es tut mir leid wegen deines Vaters.“ Er streckte die Hand nach dem Jungen aus, aber Royce floh in Richtung Tür, wo Stephen ihn gerade noch rechtzeitig zu fassen bekam.
    Die Schultern des Knaben bebten, und er schluchzte. „Ich will zu meinem Papa.“ Tränenüberströmt versuchte er, sich aus Stephens Griff zu befreien.
    Es war hoffnungslos. Er hätte wissen müssen, dass seinem Vorhaben, Antworten von dem Kind zu bekommen, kein Erfolg beschieden sein würde.
    „Was haben Sie getan?“ Die Tür wurde aufgestoßen, und Emily stürzte in den Raum. Ihr Blick flog zu Royce, sie kniete sich hin und nahm ihn in den Arm. „Sie haben ihn zum Weinen gebracht“, sagte sie wütend. „Er ist doch nur ein Kind.“
    „Ich habe ihm lediglich ein paar Fragen gestellt“, verteidigte Stephen sich. Es war wahrhaftig nicht gerade einer seiner besten Einfälle gewesen, und er kam sich lächerlich vor.
    Emily wandte sich zu Royce. „Geh zu Lizbeth. Sie hat ein Stück Kuchen für dich.“
    Die Aussicht auf die Leckerei veranlasste den Jungen dazu, blitzartig loszurennen. Sobald er außer Hörweite war, ließ Emily ihrem Ärger ungehemmten Lauf. „Sie sind herzlos“, warf sie Stephen vor und erhob sich. „Was haben Sie zu ihm gesagt?“ Trotz ihrer Wut wirkte sie verängstigt.
    „Ich habe ihm nur ein paar Fragen gestellt.“ Stephen trat einen Schritt auf sie zu und bemerkte, dass sie zitterte. „Wovor haben Sie solche Angst?“
    „Er weiß noch nicht, dass sein Vater tot ist.“
    „Warum nicht?“
    Mit einem Mal wirkte sie unendlich müde. „Es ist meine Schuld. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, ihm wehzutun. Seine Mutter starb bei Victorias Geburt. Und jetzt hat er auch noch seinen Vater verloren.“
    Stephen ergriff sie beim Handgelenk. Er spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte. Ihre Haut war warm, und er nahm einen leichten Duft nach Vanille wahr, der ihn an Zuckerplätzchen erinnerte und den Wunsch in ihm weckte, Emily noch näher zu sein. „Es wird nicht besser,

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